Anleihen: Pulver noch nicht verschossen

Börse Frankfurt: Das geballte Agieren der Notenbanken sowie die Konjunkturspritzen vieler Staaten stimulieren die Nachfrage nach Corporate Bonds.

Zunächst definierte die US-Notenbank ihr 750 Milliarden US-Dollar schweres Ankaufprogramm für Unternehmensanleihen näher, wie Arthur Brunner von der ICF Bank zusammenfasst.

Neben einzelnen Papieren mit Investment Grade werde die US-Notenbank zum Aufbau eines diversifizierten Portfolios beim Kauf von Corporate Bonds über ETFs auch in hochverzinsliche Werte investieren. „Das sorgte zum Wochenbeginn für Kauflaune bei Unternehmensanleihen, auch solchen mit höheren Risiken.“

 

 

Viele Zentralbanken legen nach

Mittlerweile hat sich die Euphorie am Rentenmarkt laut Brunner trotz erneuter geldpolitischer Maßnahmen gelegt. Etwa stellt die Bank of Japan für den Kauf von Unternehmensanleihen nun umgerechnet rund 165 Milliarden Euro zur Verfügung.

Die Bank of England entschied sich am Donnerstag unter Beibehaltung der Bank Rate von 0,1 Prozent erwartungsgemäß für die Fortführung der beschlossenen Wertpapierkäufe im Volumen von 200 Milliarden Britischen Pfund.

Brasilien senkte die Zinsen auf ein Allzeittief. Damit ist für Folker Hellmeyer von Solvecon das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Das gelte insbesondere für Großbritannien und die USA.

Zinskurven lassen sich steuern

Das sieht Robert Halver von der Baader Bank ähnlich. Federal Reserve-Chef Powell habe mit einer bewusst vorsichtigen Konjunkturprognose die Tür für weitere geldpolitische Eingriffe bereits aufgestoßen.

Die US-Währungshüter prüften zudem die Anwendung der Yield Curve Control (YCC). Mit diesem Instrument zielten die Geldpolitiker auf die Steuerung kurz- und langfristiger Zinskurven. Beispielsweise würde demnach eine konkrete Aussage etwa zur Verankerung der Renditen zehnjähriger US-Treasuries bei null Prozent auf die gesamte Zinsstrukturkurve wirken.

Erreiche der Staat zudem die gewünschte Inflation von über 2 Prozent, reduziere sich auch wie von Zauberhand nach und nach die dramatische Überschuldung.

Verunsicherung über Lufthansa-Diskussionen

Im Handel mit Unternehmensanleihen sieht Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank die überwiegenden Abgaben einer bis 2075 laufenden Lufthansa-Anleihe (WKN A2YNV6) im Licht der noch offenen Rettung der größten deutschen Fluggesellschaft. Der Wert verlor im Wochenverlauf von 90,20 auf 85 Prozent. Auch eine bis 2075 laufende Hybridanleihe (WKN A161YP) mit einem Kupon von 5,125 Prozent habe bis auf 76,55 Prozent nachgegeben. „Wobei sich bei uns Käufe und Verkäufe in etwa die Waage halten.“

Das im Raum stehende staatliche Paket scheint noch viele offene Punkte zu enthalten. Einerseits ziele die Bundesregierung nun – scheinbar aufgrund von Hilfszusagen aus der Schweiz, Österreich und Belgien –auf eine Verringerung ihres gebilligten Engagements von 9 Milliarden Euro. Zudem mische Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele mit anderen Ideen mit.

Anleger trennen sich von Sixt

In einer bis Februar 2024 laufenden, 250 Millionen Euro schweren Sixt-Anleihe (WKN A2G9HU) mit einem Kupon von 1,5 Prozent verbucht Daniel unterm Strich Abgaben. Einen Grund erkennt der Händler nicht. Marktbeobachter bescheinigen dem Autovermieter eine solide Finanzdecke, um die Corona-Krise zu meistern.

 

 

Grenke beliebt

Lebhaften Umsatz zumeist auf der Kaufseite verbucht Brunner in einer im Oktober fälligen, 300 Millionen Euro schweren Grenke Finance-Anleihe (WKN A2RT0W) mit einem jährlichen Zins von 1,5 Prozent. Aktuell kostet der Bond 101,42 Prozent und liegt damit auf Wochensicht 1,4 Prozent im Plus.

Abkehr von Schlote

Von einem rege gehandelten Bond der Schlote Holding (WKN A2YN25) mit einem Kupon von 6,75 Prozent und einer Laufzeit bis 2024 verabschiedeten sich Anleger nach Angaben von Brunner zumeist. Der Bond verlor im Wochenverlauf von 84,80 auf 78 Prozent. „Der Optimismus scheint verflogen.“

Die möglichen Auswirkungen der Pandemie für das Unternehmen rückten vermutlich stärker in den Fokus. Mit neuen Darlehen und Tilgungsaussetzungen sieht sich Schlote aber in der Lage, den nach eigenen Angaben erheblichen Corona-bedingten Umsatz- und Gewinnrückgang im laufenden Geschäftsjahr aufzufangen.

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