Anleihen: Zinsen bleiben noch sehr lange sehr niedrig

Börse FrankfurtDie gestrige weitgehend erwartete EZB-Entscheidung, zunächst unverändert an den bisherigen Pandemie-Hilfen festzuhalten und zunächst ihre Wirkung abzuwarten sorgte nach Ansicht von Arthur Brunner von der ICF Bank teilweise für Enttäuschung.

Der Renditeabstand von Staatsanleihen der Peripheriestaaten etwa zu Bundesanleihen sei gewachsen. „Einige Marktteilnehmer hatten wohl mehr erwartet.“ Dabei halte sich EZB-Präsidentin Lagarde alle Optionen für weitere expansive Schritte offen.

Inflation soll steigen

Die Währungshüter zielen Marktbeobachter zufolge auf eine nachhaltig höhere Inflation, um die Verschuldung der Staaten erträglicher zu gestalten. Nachdem sich die Teuerung seit fünf Monaten im negativen Bereich befinde, rechne die Europäische Zentralbank analog zur wirtschaftlichen Erholung mittelfristig mit einer Trendwende.

Für die Analysten der Helaba wird zunehmend deutlich, dass die Notenbanken entgegen ihrer traditionellen Rolle dies als einer ihrer Aufgaben betrachten. Als Folge würden die Zinsen noch sehr lange sehr niedrig bleiben bzw. sich im negativen Bereich bewegen.

 

 

Anleihemärkte im Zaum halten

Für Folker Hellmeyer von Solvecon stecken in der EZB-Absicht, alles zu unternehmen, um vorteilhafte Finanzierungsbedingungen im Euroraum zu schaffen, einige wichtige Botschaften.

Unter anderem werde die EZB vermutlich gegen eine zu hohe Euro-Bewertung und nachhaltige Crashs an den Finanzmärkten vorgehen. Ebenso werde die Notenbank voraussichtlich Spekulationen am Anleihemarkt gegen einzelne Staaten bekämpfen und einer Ausweitung der Spreads bei Corporate Bonds entgegenwirken.

Pandion begibt neue Anleihe

Ab heute bis voraussichtlich 29. Januar kann eine fünfjährige, unbesicherte Anleihe von Pandion mit einem angestrebten Volumen von 30 Millionen Euro gezeichnet werden.

Den mit jährlich 5,5 Prozent verzinsten Bond kann der auf Wohn- und Gewerbeimmobilien in deutschen Großstädten fokussierte Entwickler nach drei Jahren zu 101,50 Prozent und nach vier Jahren zu 100,75 Prozent vorzeitig kündigen.

„Ursprünglich war die Emission für Oktober geplant“, erinnert Brunner. Aufgrund der damals ungewissen Marktlage habe Pandion den Termin aber auf Januar verschoben. „Heute ist das Umfeld besser.“

Die eingesammelten Gelder sollen Pandion zufolge zu 80 Prozent für die Finanzierung von Grundstücken und Projektentwicklungen und zu 20 Prozent für andere Unternehmenszwecke verwendet werden.

Mit mehr als 350.000 qm projektierter Wohnfläche gehörte das Unternehmen laut bulwiengesa Projektentwicklerstudie 2020 im vergangenen Jahr zu den fünftgrößten Entwicklern von Wohnimmobilien in der Bundesrepublik.

Behrens plant Tausch

Im Handel mit Corporate Bonds vertrauten Anleger Brunner zufolge tendenziell auf Anleihen mittelständischer Unternehmen. Rege Nachfrage bestehe unter anderem nach einer Behrens-Anleihe, die in den vergangenen Handelstagen von 25 auf 35 Prozent zulegte.

Im Rahmen der selbstverwalteten Insolvenz der Behrens AG stehe eine Restrukturierung des Papiers im Raum. Demnach sollen Erwerbsrechte auf Aktien und eine Anleihe in Höhe von 50 Prozent des Nennwertes die bestehenden Anleihen samt Zinsforderungen ersetzen. „Die Entscheidung ist noch nicht gefallen.“

Media and Games Invest, Douglas und Ferratum gesucht

Besonders häufig in den Depots landeten laut Brunner eine bis Mai 2022 laufende Ferratum-Anleihe mit einer jährlichen Verzinsung von 5,177 Prozent und ein Ferratum-Papier mit Fälligkeit in 2023 und einem Kupon von 5,5 Prozent.

Käufe sieht Brunner zudem in einer bis 2022 laufenden Anleihe von Douglas, die jährlich 6,25 Prozent Zinsen einbringt. „Es geht wohl unter anderem darum, dass die Mittel für die umfangreiche Umstrukturierung aus eigener Tasche bezahlt werden können“, meint Brunner. Die Anleihe stieg im Wochenverlauf von gut 93 Prozent auf knapp 97 Prozent.

Für einen in 2024 fälligen Wert der Media and Games Invest sieht Brunner vermehrt Käufe. Das Papier, für das es keine Zinsen gibt, legte im Wochenverlauf auf etwa 100 Prozent zu.

 

 

Raus aus Lufthansa und Grenke beliebt

Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank spricht von einer gemischten Gemengelage im Bondhandel. Ob die tendenziellen Rückgaben einer in 2075 fälligen Lufthansa-Hybridanleihe eine Reaktion auf die jüngsten Medienberichte sei, wonach der Konzern vermutlich die volle Staatshilfe von neuen Milliarden Euro nicht ausschöpfen wird, sei unklar.

Für die überwiegenden Rückgaben einer bis 2025 laufenden Grenke-Anleihe, die jährlich 0,625 Prozent nominal bringt, hat Daniel keine Erklärung. Der Leasingspezialist habe schwache Zahlen für das vierte Quartal geliefert. Das Neugeschäft habe mit 426,7 Millionen Euro nur etwa 56 Prozent des Vorjahresniveaus erreicht.

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