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Borussia Dortmund: Bilanzpressekonferenz 2009
Steigende Umsatzzahlen, aber ein moderates Minus vermeldet Borussia Dortmund für das Geschäftsjahr 2008/2009, das am 30. Juni 2009 endete. „Es ist nicht unser Anspruch, Verluste zu machen. Ein positives Ergebnis sei auch angesichts lukrativer Angebote für unsere Spieler möglich gewesen, aber wir wollten die Mannschaft im Sinne unserer 3,7 Mio. Fans sportlich weiterentwickeln und nicht schwächen“, erklärte Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA.
Unter dem Strich steht für das abgelaufene Geschäftsjahr ein Minus von 2,9 Mio. in der KGaA, im Konzern beläuft es sich auf 5,9 Mio., die Differenz ist allerdings im Wesentlichen auf nicht liquiditätswirksam erhöhte Abschreibungen auf das Stadion zurückzuführen.
Der Vorsitzende der Geschäftsführung konnte trotz eines wirtschaftlich extrem schwierigen Umfelds und „im Millimeterbereich“ verpasster sportlicher Erfolge eine Umsatzsteigerung um 2,6 Mio. auf 107,9 Mio. verkünden: „Und das ohne die zusätzlichen Einnahmen aus dem DFB-Pokal des Vorjahres, in welchem das Finale erreicht wurde. Außerdem haben wir wieder eine Mannschaft, die Respekt genießt und sich zwei Jahre früher als geplant auf Augenhöhe mit Hamburg, Bremen und Schalke befindet, ohne dass wir dafür eine Erhöhung der Verbindlichkeiten eingehen mussten.“
„Das Ergebnis ist nicht begeisterungsfähig, aber es liegt alles im grünen Bereich“, versicherte Geschäftsführer Thomas Treß, der einen weiteren planmäßigen Schuldenabbau ankündigte und für das laufende Geschäftsjahr wieder schwarze Zahlen erwartet. „Wir gehen mit großer Zuversicht in die neue Saison, da wir keine Abstriche im großen und mittleren Sponsoring hinnehmen müssen“, ergänzte Watzke.
„Wir haben die Verluste nicht durch Fahrlässigkeit herbei geführt“, betonte der Vorsitzende der Geschäftsführung und beschrieb ausführlich und anschaulich die Gründe für das Minus im abgelaufenen Geschäftsjahr. Durch Platz 13 im Jahr zuvor und dadurch verloren gegangenen „Kredit beim Publikum“ sahen sich die Verantwortlichen veranlasst, „eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die den Leuten Freude bereitet“. Sportlich ging die Rechnung auf – und wirtschaftlich wird sie sich angesichts von 50.675 Dauerkarten zu erhöhten Preisen im Geschäftsjahr 2009/2010 ebenfalls positiv auswirken. Doch zunächst drücken u. a. die aus den Investitionen im abgelaufenen Geschäftsjahr resultierenden, erhöhten Abschreibungen das Ergebnis.
„Immer, wenn es für uns ökonomisch interessant wurde, sind wir um Millimeter vorbeigeschrammt“, sagte Watzke: „So wie wir bei der Restrukturierung sehr viel Glück hatten, hatten wir im letzten Jahr sportlich eine Pechsträhne.“
Es begann mit der Auslosung der ersten Runde des UEFA-Pokals. Erst kurz vor Schluss rutschte der BVB aus dem Kreis der 40 gesetzten Mannschaft und traf statt auf einen ungesetzten schwächeren Gegner auf einen starken Klub aus Italien (Udinese Calcio), dem man im Rückspiel 120 Minuten lang Paroli bot und erst im Elfmeterschießen unglücklich unterlag. Das Verpassen der Gruppenphase schlug sich mit 6,0 bis 7,0 Mio. negativ nieder.
Im DFB-Pokal scheiterte Borussia Dortmund im Achtelfinale am späteren Titelträger Werder Bremen. „Wir führten 1:0, als Zidan den Innenpfosten des Bremer Tores traf“, erinnerte Watzke an eine Schlüsselszene dieser Partie: „Am Ende des Tages waren wir ausgeschieden.“
Die Entscheidung des Kartellamtes, den mit der Sirius Gruppe um Leo Kirch ausgehandelten neuen Fernsehvertrag, welcher der Liga 500 Mio. pro Jahr gebracht hätte, zu untersagen, kostete den BVB jährlich 5,5 Mio., weil sich die Liga aktuell mit nur 386 Mio. p.a. begnügen muss. „Dadurch“, so Watzke, „mussten wir unsere komplette mittelfristige Planung nach unten fahren und die Risikobereitschaft erhöhen.“
Obwohl die wichtigsten Sponsorenverträge noch rechtzeitig verlängert worden waren, blieb auch Borussia Dortmund von der Finanzkrise nicht verschont. Ab November 2008 brachen die spieltagsbezogenen Erlöse um 1,5 Mio. gegenüber den Vorjahren ein.
„Wir haben darauf und auf das Ausscheiden aus dem UEFA-Pokal zwar im Winter reagiert und uns von einigen Spielern teilweise schweren Herzens getrennt“, so Watzke. „Die Einsparungen von 1,5 bis 2 Mio. wurden aber dadurch revidiert, dass Borussia Opfer des eigenen sportlichen Erfolgs wurde“. Durch die Umstellung auf stark leistungsbezogene Verträge kompensierte die Erfolgsserie zum Ende der Saison mit acht Siegen und einem Unentschieden aus den letzten zehn Partien diese Einsparungen nämlich wieder. 59 Punkte hatte die Mannschaft am Ende erreicht – erstmals in der Geschichte der Liga reichte dies nicht zur Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb mit damit verbundenen Zusatzeinnahmen.
„Wir haben da teure Maßstäbe gesetzt“, merkte Watzke an, „aber wir können der Mannschaft keinen Vorwurf machen.“ „Die Entscheidung über Platz fünf und sechs fiel an anderer Stelle“ – Watzke spielte auf das Hamburger Siegtor in Frankfurt an – „und hat uns erhebliche Sponsoringprämien gekostet“.
Trotz der Delle in der Bilanz äußerte sich Watzke insgesamt positiv über das abgelaufene Geschäftsjahr: „Borussia Dortmund ist ein großer Klub und eine strahlende Marke.“
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