Chaos um die Zentralbankpolitik

BlackRock Asset Management: Die bekannteste Reality-TV-Sendung der Welt mit Donald Trump in der Hauptrolle sorgte in der vergangenen Woche abermals für Aufsehen – und das nicht nur an den Finanzmärkten. Nach den irritierenden Aussagen des US-Präsidenten im Nachgang an die Ereignisse in der Kleinstadt Charlottesville quittierten mehrere Firmenbosse ihren Dienst in den Beratungsgremien des Präsidenten.

 

Distanzierung zum US-Präsidenten

Diese klaren Zeichen der Ablehnung und Distanzierung nahm Trump zum Anlass, die Foren (unter anderem das sogenannte Strategic and Policy Forum) gleich ganz aufzulösen. Als gegen Ende der Woche auch noch Spekulationen aufkamen, wonach Gary Cohn, Trumps wichtigster wirtschaftlicher Berater und möglicher Nachfolger von Yellen an der Spitze der Fed, von Bord gehen könnte, reagierten Aktienmärkte weltweit verständlicherweise mit deutlichen Verlusten.

 

Die Aussicht darauf, dass Entscheidungen des Präsidenten zukünftig ohne die Beratung von fachkundlichen Experten getroffen werden könnten, ist in der Tat eine besorgniserregende Vorstellung. Ganz abgesehen davon, dass wohl auch die sehnlich erwartete Steuerreform in den USA durch die Entwicklungen in den letzten Tagen vermutlich in noch weitere Ferne gerückt scheint.

 

Unterstützung schwindet
Offiziell genießt Trump noch die Unterstützung aus sehr weiten Teilen seiner Partei. Doch man muss kein ausgewiesener Kenner der US-Politik sein, um zu erkennen, dass es gehörig rumort in der Regierung (der "Rücktritt" Bannons ist auch ein klares Zeugnis dessen) sowie in der "Grand Old Party" insgesamt.

 

Die Wahrscheinlichkeit, dass Trump die vier Jahre seiner Amtszeit übersteht, dürfte zwar nach wie vor deutlich größer sein als 50 Prozent. Allerdings scheint diese Wahrscheinlichkeit zuletzt gesunken zu sein. Die Abkehr wichtiger Wirtschaftsbosse ist sehr viel heikler für die Republikaner in den USA als es Trump offiziell eingesteht.

 

Sollten die Zwischenwahlen im kommenden Jahr aus Sicht der Partei mit einer herben Niederlage enden und Trump als „Lame Duck“ zurücklassen, dann erscheint es aus unserer Sicht durchaus möglich, dass sich die Republikaner schneller von ihrem Präsidenten abwenden als wir alle schauen können.

 

Es bleibt jedoch die Frage, ob das Ausscheiden von Steve Bannon nun so etwas wie einen Wendepunkt in der Arbeit und der Rhetorik von Trump und der US-Regierung darstellen wird.

 

EZB QE-Programm vor Gericht
Bei uns hierzulande schauten Anleger in der letzten Woche nach Karlsruhe, denn beim Bundesverfassungsgericht waren Verfassungsbeschwerden gegen das Ankaufprogramm der EZB eingegangen. Unter anderem der ehemalige Vorsitzende der AfD, Lucke, klagt gegen das Programm, da die EZB nach seinem Dafürhalten mit diesem Vorgehen die Basis für eine verdeckte Transfer- und Fiskalunion zur Entlastung der überschuldeten Eurokrisenstaaten schaffe – auf Kosten der Steuerzahler.

 

Zudem könnten die Käufe die Haushaltshoheit des Deutschen Bundestages verletzen, da es durch das Programm zu entscheidenden Verlusten der Bundesbank kommen könne, die wiederum die finanziellen Spielräume des Parlamentes begrenzen könnten. Das Bundesverfassungsgericht selbst kann der EZB allerdings keine Grenzen für ihr Handeln setzen, weil diese allein den Vorgaben des Eurozonen-Rechts unterliegt.

 

Daher hat das deutsche Gericht auch unmittelbar den EuGH angerufen. Nun liegt der Fall erst einmal dort. Zwei Gründe sprechen jedoch dafür, dass die Beschwerden letztlich ins Leere laufen werden. Zum einen ist das Programm der EZB schlicht und ergreifend zu erfolgreich, als dass es nun von einer europäischen Institution über den Haufen geworfen wird.

 

Zum anderen ist vor gar nicht allzu langer Zeit ein ähnliches Anliegen zum sogenannten OMT (Outright Monetary Transactions) vom EuGH abgewiesen worden. Lediglich ein Zeigefinger in Richtung EZB war damals erhoben worden: das Programm ist mit gewissen Einschränkungen rechtmäßig. Unwahrscheinlich, dass es dieses Mal anders kommt.

Was bedeutet das für die Anleger?
Das Chaos rund um Donald Trump, Nordkorea und Charlottesville hat die Volatilitätsindizes sowohl in den USA als auch hier bei uns in Europa kurzzeitig in die Höhe schießen lassen. Genauso schnell wie sie angestiegen waren, fielen sie jedoch auch wieder. Die Rückkehr der Volatilität in niedrigere Gefilde passt dabei in unsere Sicht auf die Dinge, wonach wir uns – auch dank der lockeren Zentralbankpolitik – nach wie vor in einem Regime mit geringer Schwankungsintensität bewegen.

 

Dieses Regime dürfte sich, solange wir keine Rezessionsgefahren aufziehen sehen und solange uns keine anderweitigen Schocks begegnen, fortsetzen. Insofern tut man als Anleger gegenwärtig durchaus gut daran, ab und zu die Stummtaste zu drücken, wenn der US-Präsident auf Sendung ist. Anstiege der Volatilität beziehungsweise Rücksetzer bei den Kursen riskanter Aktiva bieten aus unserer Sicht vielmehr nach wie vor Gelegenheiten, Portfolios in punkto Risiko-Exposure nachzurüsten.

In dieser Woche werden die Marktteilnehmer überall auf der Welt gebannt auf ein kleines Bergdorf in Wyoming in den USA schauen. Denn vom 24. bis zum 26. August findet bei Jackson Hole die jährliche Zentralbankkonferenz statt. Die Gästeliste ist wie immer hochkarätig besetzt. Neben Gastgeberin Yellen wird auch Mario Draghi anwesend sein.

 

Nicht gänzlich auszuschließen, dass er am 25. August in seiner Rede wie schon vor drei Jahren eine Überraschung aus dem Hut zaubert. Damals legte der EZB-Chef indirekt den Grundstein für das Ankaufprogramm der EZB. Dieses Mal wäre es eine Überraschung, wenn er bereits vor der EZB-Sitzung im September das „Tapering“ der Ankäufe ankündigt. Für sonderlich wahrscheinlich halten wir eine derartige Überraschung jedoch nicht.

An der Datenfront stehen die Veröffentlichungen der Einkaufsmanagerindizes aus den USA, Deutschland und der Eurozone, sowie der Ifo-Index im Zentrum der Aufmerksamkeit. Wir rechnen hier jeweils mit kleinen Korrekturen.

Autor: Felix Herrmann

 

 

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