D-Day für Sterling

Bernstein Bank: Der 12. Dezember naht und mit der Unterhauswahl in Großbritannien entscheidet sich der weitere Kurs in Sachen Brexit. Und damit auch für das britische Pfund. Trader sollten die Angelegenheit unbedingt im Auge behalten.

Möglicher Bull-Run bei Sterling und Brit-Aktien

The sky is the limit: Sollten sich die Prognosen bestätigen und die Tories einen phänomenalen Wahlsieg einfahren, dann dürfte das Pfund Sterling gegenüber Euro und Dollar abheben. Denn Premier Boris Johnson hat inzwischen signalisiert, dass es keinen chaotischen Brexit geben wird, womit eine Angst des Marktes beseitigt ist.

Und wenn Labour an der Wahlurne geschlagen werden sollte, dann kann er aus einer Position der Stärke heraus alle Details mit der Europäischen Union klären, ohne durch Blockaden im Unterhaus gebremst zu werden. Eine wirtschafts- und börsenfreundliche Wirtschaftspolitik dürfte die Folge sein. Was nicht nur Long-Trades bei „Cable“ in den Fokus rücken würde; sondern letztlich auch die Bullen im FTSE-100 erfreuen wird. Doch der Reihe nach.

Linksruck von Labor

Weder die Tories noch Labour haben ihre finalen Wahlprogramme offiziell vorgestellt. Allerdings hat Labour-Chef Jeremy Corbyn schon angekündigt, drastisch die Sozialausgaben zu erhöhen und Bauprogramme anzuschieben.

Fragt sich, wer das bezahlen soll – Steuererhöhungen und/oder eine höhere Verschuldung wären wohl die Folge.

 

 

Stalinismus light in London

Das auf die Wählerstimmung auf der Insel fokussierte Blog Mish Talk konstatierte außerdem, dass Selbständige Angst vor Corbyn haben. Doch nicht nur Business Owners, sondern die gesamte Finanzwelt tobt offenbar wegen der Ideen von Labour.

Wie gerade „The Telegraph“ berichtete, laufen Investoren Sturm wegen der Verstaatlichungspläne der Arbeiterpartei: The Royal Mail, Eisenbahnen, Wasserwerke, Energieversorger und Openreach, das ist der Netzwerk-Arm von British Telecom – sie alle stehen auf der Shopping List der Linken. Kommentatoren haben die Vorschläge als schärfsten Linksruck seit Jahren eingestuft.

Konter der Tories
Johnson wiederum wilderte gerade im traditionellen Labour-Terrain, also bei den unteren Einkommensschichten. Er kündigte an, dass er im Falle seines Wahlsieges die Freibeträge für die Sozialversicherung mit der Steuer in Einklang bringen will.

Aktuell zahlen Arbeiter Beiträge an die National Insurance, wenn sie mehr als 8.632 Pfund verdienen; die Einkommensteuer wird erst ab 12.000 Pfund entrichtet. Die Entlastung für den durchschnittlichen Arbeiter würde bei rund 4000 Pfund pro Jahr liegen.

Kaum jemand will Corbyn
Kaum verwunderlich, dass Boris Johnson bei den Wählern gut abschneidet. Und Corbyn kommt wohl auch dank seines einschläfernden Funktionärshabitus gar nicht gut weg. Zumal er sich noch nicht klar geäußert hat, ob er den Brexit will, oder nicht.

Ebenfalls wenig verwunderlich, dass der Markt schon seine Präferenzen signalisiert hat. Wenn wir die von MishTalk zusammengetragenen Meinungsumfragen betrachten und einen Chart von EURGBP dagegenhalten, dann zeigt sich eine klare Tendenz: Kurz nachdem Johnson als Premier gewählt wurde, hat Sterling gegenüber dem Euro angezogen.

Die Korrelation zwischen Meinungsumfragen und der Pfund-Stärke konstatierten gerade auch Analysten der Bayern-LB und der Commerzbank.

Auch konjunkturelle Faktoren stützen die Vermutung, dass das Pfund weiter zulegen wird. Der Euro dürfte weiter schwächeln, weil unter der neuen EZB-Chefin Christine Lagarde eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik zu erwarten ist. Dafür spricht auch die niedrige Inflation, sie lag im Oktober in Euroland gerade einmal bei 0,7 Prozent – dies war der niedrigste Wert seit November 2016.

Im Vergleich dazu dürfte die Inflationsrate im laufenden Jahr knapp den Zielwert der Bank of England (BoE) von 2,0 Prozent erreichen, wie die Hamburger Sparkasse jüngst analysierte. Die BoE erhöhte demnach den Leitzins (Bank Rate) zuletzt im August 2018 auf 0,75 Prozent. Der nächste Zinsschritt sei nach dem Brexit zu erwarten.

Darüber hinaus stottert der kontinentale Konjunkturmotor: Am 7. November hatte die EU-Kommission die BIP-Wachstumsziele für die Eurozone und die gesamte EU für dieses Jahr und die beiden kommenden Jahre gesenkt.

Dagegen meldete die britische Statistikbehörde am 11. November ein Plus im Brutto-Inlandsprodukt von 0,3 Prozent im dritten Quartal. Damit wurde das Abrutschen in eine Rezession verhindert, denn die Wirtschaft auf der Insel war im zweiten Quartal noch 0,2 Prozent geschrumpft.

Bären-Szenario für Sterling
Doch es ist keineswegs sicher, dass Sterling abhebt. Zum einen, weil noch rund drei Wochen bis zur Wahl ins Land gehen. Weiter könnten die Konservativen zu einer Koalitionsregierung gezwungen werden, was den Kurs verwässert. Ferner droht ein neues Brexit-Referendum, das letztlich alles umschmeißen könnte.

Und da der Markt keine Unsicherheit mag, dürften Sterling und die Börse in London dann wieder abtauchen. Zumal die BoE laut Haspa mit einer raschen Leitzins-Senkung auf den „No-Deal“ reagieren dürfte, um den zu erwartenden Konjunktureinbruch abzumildern. Und dann sind da noch die Schotten: Hier droht eine weitere Volksbefragung über den Austritt aus dem United Kingdom.

 

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