DAX: Die spannendste Woche des Jahres steht an – US-Wahlen am 5. November fesseln die Märkte
Helaba: Die mit Abstand spannendste Woche steht an. Somit ist es wenig verwunderlich, wenn sich die Anleger erst einmal in Zurückhaltung üben.
Neben den Notenbanksitzungen von Fed und der Bank of England werden die 60. Wahlen des US-Präsidenten am 5. November alles andere in den Hintergrund drängen.
Es sieht nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Kandidaten aus, mit zuletzt leichten Vorteilen für Trump.
Ein nicht eindeutiger Wahlausgang könnte dazu führen, dass erneute Stimmauszählungen vom unterlegenen Kandidaten juristisch erzwungen werden.
Damit wäre die US-Politik erst einmal gelähmt – nach innen wie nach außen.
Eine vermutlich sehr laute Hängepartie würde beginnen.
Eine solche Phase der Unsicherheit dürfte aus Sicht der Finanzmärkte das größere Risiko bergen, was dann weitere safe-haven Umschichtungen in Gold und Renten auslösen könnte.
Ein Teil davon konnte schon in der abgelaufenen Handelswoche beobachtet werden, mit Rekordmeldungen für Gold und kräftigen Zugewinnen bei Bitcoin.
Gleichzeitig gerieten Aktien unter Abgabedruck.
DAX droht unter 19.000 Punkte zu fallen, Unsicherheit über US-Wahl belastet
Weder die überraschende Stimmungserholung beim ifo-Geschäftsklimaindex noch der konsumbedingte BIP-Zuwachs im dritten Quartal konnten der Abwärtsbewegung etwas entgegensetzen.
Zu groß ist derzeit die Unsicherheit, wie sehr ein möglicher Wahlsieg Donald Trumps mit seiner Handelspolitik die deutsche Wirtschaft treffen könnte.
In der Berichtswoche werden die Daten zu den deutschen Auftragseingängen und Industrieproduktion zeigen, ob sich die bessere Stimmung auch in den harten Daten wiederfindet.
Daneben sollten die Quartalszahlen von BMW vermehrt Aufmerksamkeit erfahren.
Nach den desaströsen VW-Zahlen wird sich zeigen, ob und in welchem Ausmaß sich die Autokrise in der Bilanz von Deutschlands zweitgrößtem Automobilproduzenten findet.
Renten und Devisen dürften in der Berichtswoche ebenso unter dem Eindruck der US-Wahlen stehen.
Bei einem eindeutigen Sieg von Trump sollten die Zinsen weiter anziehen, in Erwartungen steigender Staatsverschuldung.
Die Zinssenkung der Fed dürfte nur für eine kleine Entspannung sorgen.
US-Wahlen: Gruselhöhepunkt 2024 erst in der Woche nach Halloween?
Wer sich letzte Woche bei Halloween noch nicht ausreichend gegruselt hat, dem bieten in der Berichtswoche vielleicht die Zinsentscheidung der Notenbank am Donnerstag oder – und das ist wahrscheinlicher – die US-Wahlen am Dienstag neuen Horror.
Dank seines Alters und der Beschränkung auf zwei Amtszeiten kann Donald Trump nicht wie Michael Myers in der „Halloween“-Reihe oder Jason aus „Freitag der 13“ fast ein Dutzend Mal wiederkehren.
Aber auf der Basis der Umfragen sieht es so aus, als stünden seine Chancen, in der Berichtswoche zum zweiten Mal eine Mehrheit der Stimmen im „Electoral College“ zu gewinnen, besser als 50:50.
In den entscheidenden „battleground states“ war seine Position gegenüber Kamala Harris zuletzt deutlich stärker als zu einem vergleichbaren Zeitpunkt 2020 gegen Joe Biden (und teilweise sogar als 2016 gegen Hillary Clinton).
Ob der Wahlausgang – insbesondere was die kaum weniger wichtigen Mehrheiten in den beiden Häusern des Kongresses angeht – bereits in der Berichtswoche feststehen wird, ist allerdings unklar.
Die Chancen stehen auch diesmal wieder gut für diverse juristische Auseinandersetzungen.
Donald Trump hat sich bereits im Vorfeld klar positioniert mit der Aussage, die Demokraten könnten ihn nur durch massiven Wahlbetrug besiegen.
Eine tiefere Analyse der zukünftigen Wirtschaftspolitik in den USA wird aber wohl noch länger auf sich warten lassen müssen – selten zuvor waren die ökonomischen Pläne der Kandidaten so wenig konkret wie diesmal.
Fed: Gedrosseltes Zinssenkungstempo
Wir rechnen damit, dass sie am Donnerstagabend unserer Zeit verkündet, den Leitzinskorridor von 4,75% bis 5,00% auf 4,50% bis 4,75% zu senken.
Der Datenfluss sprach zuletzt klar gegen einen erneuten 50-Basispunkte-Schritt wie im September.
Eine weniger restriktive Geldpolitik bleibt aber angemessen, auch wenn der Höhepunkt gemäß unseres Monetary Conditions Index, der die Transmission der Geldpolitik über die Finanzmärkte abbildet, bereits ein Jahr zurückliegt.
Die Märkte lockern also quasi schon seit einiger Zeit für die Fed.
Wir bleiben bei unserer Prognose, dass die Fed 2025 den Leitzins bis auf etwa 3,5% senken wird – was mehr Lockerung impliziert als der Future-Markt derzeit einpreist.
Mit diesem Niveau wäre die Geldpolitik aus unserer Sicht grob „neutral“.