Der Oracle-OpenAI-Deal: Von der Euphorie zur Marktwertvernichtung
Ein 300-Milliarden-Dollar-Vertrag kostet Oracle 315 Milliarden an Börsenwert!
Im September 2025 schloss Oracle einen der ambitioniertesten Verträge der Tech-Geschichte ab: einen 300-Milliarden-Dollar-Deal mit OpenAI über fünf Jahre für den massiven Ausbau der Cloud-Infrastruktur. Der Vertrag, Teil des „Stargate“-Projekts – einer geplanten 10-Gigawatt-KI-Rechenzentrum-Initiative mit OpenAI und SoftBank – sollte Oracle als führenden Anbieter von KI-fähiger Cloud-Technologie positionieren.
Stattdessen führte die Ankündigung zu einem dramatischen Marktwertverlust: Oracle verlor rund 315 Milliarden US-Dollar an Börsenwert – mehr als der gesamte Kontraktwert.
Die Aktie stürzte von ihrem Allzeithoch bei etwa 325 US-Dollar im September auf aktuell 198,76 US-Dollar ab.
Das entspricht einem Kursverlust von knapp 39% in nur zwei Monaten – der schärfste Einbruch seit über einem Jahrzehnt.

Vom „Lizenz zum Geld drucken“ zum Albatross
Noch vor sechs Monaten galten Partnerschaften mit OpenAI als Goldgrube: AMD stieg um 24% nach seinem Deal, Broadcom um 10%. Amazon legte 4% zu bei seinem 38-Milliarden-Dollar-Abschluss. Heute signalisieren solche Verträge vor allem eines – Risiken.
Der „kreisförmige Kreislauf“, in dem Hyperscaler OpenAIs Compute finanzieren, um nicht abgehängt zu werden, entpuppt sich zunehmend als FOMO mit Kreditlinie (siehe hierzu auch die OpenAI-Kreislauf-Analyse).
OpenAI verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 einen operativen Verlust von 7,8 Milliarden bei nur 4,3 Milliarden Umsatz. Diese Burn-Rate macht Oracles massive Investitionen prekär – besonders wenn man bedenkt, dass ab 2027 möglicherweise 50 bis 70% der Cloud-Einnahmen von einem einzigen Kunden abhängen könnten.
Kapitalausgaben steigen von 6,9 auf 88 Milliarden Dollar
Der Kern des Problems liegt in Oracles Finanzierungsmodell. Das Unternehmen plant jährliche Kapitalausgaben von bis zu 88 Milliarden US-Dollar im Peak-Jahr 2030 – ein Anstieg von 6,9 Milliarden im Jahr 2024.
Dies führt zu negativen Free Cash Flows für fünf aufeinanderfolgende Jahre.
Die Netto-Schulden sollen auf das 2,5-fache des EBITDA ansteigen – eine Verdopplung gegenüber dem aktuellen Niveau.
Der Credit Default Swap-Premium erreichte bereits ein Dreijahreshoch; die Bond-Märkte preisen ein erhöhtes Ausfallrisiko ein.
Kennzahlen im Überblick: 39% Kursverlust seit September
| Kennzahl | Vor Deal (Sept. 2025) | Aktuell (Nov. 2025) | Prognose 2030 |
|---|---|---|---|
| Aktienkurs | ~325 USD (Hoch) | 198,76 USD | 158–250 USD (Analysten) |
| Marktkapitalisierung | ~615 Mrd. USD | ~300 Mrd. USD | 500–800 Mrd. USD |
| Capex p.a. | 21,2 Mrd. USD | 35 Mrd. USD | 88 Mrd. USD (Peak) |
| Net Debt/EBITDA | 1,25x | 2,5x | 3x (Risikoszenario) |
| Free Cash Flow | Positiv | Negativ | Positiv ab 2028 |
| Cloud-Umsatz | 50 Mrd. USD | 55 Mrd. USD | 144 Mrd. USD |
Oracle Aktie Chart
Risiken: Was Anleger beachten sollten
❌ Single-Customer-Risiko: Ab 2027 könnte OpenAI 50–70% von Oracles Cloud-Einnahmen ausmachen – ein gefährliches Klumpenrisiko bei OpenAIs hoher Burn-Rate.
❌ Schulden-Leverage: Die steigende Verschuldung birgt Zinsrisiken; bei einer Rezession droht eine Liquiditätskrise.
❌ Ausführungsrisiken: Data-Center-Projekte verursachen häufig Verzögerungen. Oracle capped die Capex bei 65 Milliarden – was Wall Street enttäuschte.
❌ Markt- und Regulierungsrisiken: Der KI-Hype könnte platzen; EU- und US-Regulierungen zu Monopolen drohen dem Stargate-Projekt.
Chancen: Warum der Deal langfristig aufgehen könnte
✅ KI-Infrastruktur-Führerschaft: Der Deal positioniert Oracle als Schlüsselspieler im 1-Trillion-Dollar-AI-Infrastruktur-Markt.
✅ Analysten-Kursziele: Trotz der Turbulenzen sehen Analysten ein Upside von bis zu 26% mit Kurszielen zwischen 158 und 250 US-Dollar.
✅ Cloud-Wachstumspotenzial: Der Cloud-Umsatz soll von 55 auf 144 Milliarden Dollar bis 2030 steigen – eine Verdreifachung.
✅ AGI-Option: Sollte OpenAI tatsächlich AGI erreichen, könnte der Deal exponentielle Returns bringen – ein Winner-takes-all-Szenario.
Fazit: Das Marktsignal ernst nehmen
Der Oracle-OpenAI-Deal markiert den Übergang vom KI-Euphorie-Zyklus zur Realitätsprüfung. Der Absturz von 325 auf unter 200 US-Dollar ist ein Weckruf – nicht für Oracles Kerngeschäft, sondern für überhitzte FOMO-Strategien.
Bond-Trader und Aktienmärkte preisen Risiken ein, die Oracle adressieren muss: Diversifikation jenseits OpenAI und disziplinierte Capex-Steuerung.
Für Anleger mit langfristigem Horizont (Ziel 2028+) könnte der aktuelle Kursrückgang eine Einstiegsgelegenheit darstellen – allerdings nur mit entsprechendem Risikomanagement.
Der Markt sendet ein klares Signal: Prüfe Deine AI-Investments!
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