Deutliche Zunahme des deutschen Netto-Auslandsvermögens
Deutsche Bundesbank: Das Netto-Auslandsvermögen Deutschlands belief sich Ende 2019 auf 2 472 Mrd €. Das entsprach fast 72 % des nominalen Bruttoinlandsprodukts. Im Vergleich zum Jahr davor erhöhte sich die deutsche Netto-Vermögensposition gegenüber dem Ausland um 345 Mrd €.
Der Anstieg wurde zum einen durch Netto-Kapitalexporte (206 Mrd €) gespeist und reflektierte damit den Leistungsbilanzüberschuss im vergangenen Jahr. Zum anderen bewirkten nicht transaktionsbedingte Veränderungen eine deutliche Zunahme der Nettoposition (um 139 Mrd €). Die Forderungen gegenüber dem Ausland legten im Vorjahresvergleich um 814 Mrd € oder 9,4 % auf 9 455 Mrd € zu; die Verbindlichkeiten stiegen um 469 Mrd € oder 7,2 % auf 6 983 Mrd €.
Auf beiden Seiten der Bilanz waren nicht transaktionsbedingte Veränderungen im vergangenen Jahr die treibende Kraft: Positive Bewertungseffekte übertrafen die Zunahme durch Transaktionen jeweils um ein Vielfaches. Dabei schlugen insbesondere höhere Bewertungen durch gestiegene Marktpreise zu Buche.
Hinzu kamen, wenngleich in deutlich geringerem Umfang, höhere Bewertungen in inländischer Währung, weil der Euro gegenüber den maßgeblichen Partnerwährungen im Vorjahresvergleich abwertete. Insgesamt ging die Zunahme der Bruttoforderungen zu zwei Dritteln und die Zunahme der Verbindlichkeiten zu vier Fünfteln auf Bewertungseffekte zurück.
Höherer Aktivsaldo bei den Wertpapieranlagen
Im Bereich der Wertpapieranlagen stieg der Aktivsaldo um 220 Mrd € auf nunmehr 839 Mrd € weiter an. Bei diesen Anlagen war es 2015 erstmals seit Mitte der achtziger Jahre zu einem positiven Saldo Deutschlands gegenüber dem Ausland gekommen. Der Anstieg der Netto-Forderungsposition im vergangenen Jahr war dadurch bedingt, dass die Wertpapierforderungen sehr viel stärker stiegen als die entsprechenden Verbindlichkeiten.
Inländische Anleger hielten Ende 2019 mit 3 343 Mrd € einen um 426 Mrd € (bzw. 14,6 %) höheren Bestand an ausländischen Wertpapieren als ein Jahr zuvor. Besonders lebhaft war ihre Nachfrage nach im Ausland begebenen langfristigen Schuldverschreibungen, die oftmals höher rentieren als entsprechende inländische Anleihen, und nach Investmentfondsanteilen; zudem erwarben sie ausländische Aktien sowie kürzer laufende Schuldtitel.
Bei allen Anlageklassen mit Ausnahme der kurzfristigen Schuldverschreibungen ergaben sich sehr starke Wertzuwächse durch Kurssteigerungen. Diese waren deutlich umfangreicher als die positiven Wechselkurseffekte aus der Abwertung des Euro. Die Zunahme der Bestände an ausländischen Wertpapieren war insgesamt zu mehr als zwei Dritteln durch nicht transaktionsbedingte Veränderungen bedingt.
Der Bestand langfristiger ausländischer Schuldverschreibungen in hiesigen Portfolios stieg insgesamt um 160 Mrd € an. Der von Inländern gehaltene Bestand an ausländischen Aktien erhöhte sich um 138 Mrd €. Investmentzertifikate wurden für 122 Mrd € mehr als im Vorjahr gehalten, und kurzfristige ausländische Schuldverschreibungen in inländischen Portfolios verzeichneten ein Plus von 5 Mrd €.
Ausländische Anleger hatten Ende 2019 mit 2 504 Mrd € dem Betrag nach rund 9,0 % (206 Mrd €) mehr deutsche Wertpapiere in ihren Portfolios als Ende 2018. Ganz überwiegend standen hinter der Zunahme Bewertungsänderungen, doch ausländische Anleger nahmen im vergangenen Jahr auch zusätzlich deutsche Wertpapiere in ihre Portfolios auf. Dabei fragten sie – vor allem langfristige – private Schuldverschreibungen nach.
Nachdem sie in den Jahren zuvor deutsche öffentliche Anleihen in größerem Umfang verkauft hatten, trennten sie sich im vergangenen Jahr nur noch in recht geringem Umfang von diesen Titeln.
Ein Grund hierfür dürfte gewesen sein, dass die Bundesbank von Januar bis Oktober 2019 keine zusätzlichen Wertpapiere im Rahmen des erweiterten Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (expanded Asset Purchase Programme: APP) mehr erwarb. Das APP war in diesem Zeitraum ausgesetzt, und neuerliche Netto-Ankäufe wurden erst ab November 2019 wieder aufgenommen.
Während ausländische Anleger deutsche Schuldverschreibungen im vergangenen Jahr in ihre Portfolios hereinnahmen, trennten sie sich von im Inland begebenen Aktien und Investmentfondsanteilen. Alle Anlageklassen verzeichneten vor allem dank steigender Marktpreise Bewertungsgewinne. Mit Abstand am stärksten war dieser Effekt bei in Deutschland begebenen Aktien. Im Ergebnis lag ihr von ausländischen Anlegern gehaltener Bestand um 89 Mrd € über dem Wert des Vorjahres.
Langfristige und kurzfristige inländische Schuldverschreibungen in den Portfolios ausländischer Anleger verzeichneten ebenfalls positive Bewertungseffekte und zugleich größere andere nicht transaktionsbedingte Anpassungen, so dass der Bestand bei den langfristigen Schuldverschreibungen um 93 Mrd € und bei den kurzfristigen Schuldverschreibungen um 25 Mrd € höher war als Ende 2018. Hingegen hielten ausländische Anleger knapp 1 Mrd € weniger Investmentfondsanteile als Ende 2018.
Direktinvestitionsengagement weiter gestiegen
Die grenzüberschreitende Unternehmensverflechtung mit deutscher Beteiligung nahm im vergangenen Jahr weiter zu. Das deutsche Netto-Auslandsvermögen aus Direktinvestitionen lag Ende 2019 bei 651 Mrd € und damit um 63 Mrd € höher als zum Jahresende 2018.
Die deutschen Direktinvestitionen im Ausland stiegen gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 151 Mrd € (oder 7,2 %) auf 2 258 Mrd € an. Die Zunahme war dabei überwiegend durch Transaktionen geprägt. Deutsche Investoren erhöhten insbesondere ihr Beteiligungskapital an Unternehmen im Ausland, vergaben aber auch mehr grenzüberschreitende Direktinvestitionskredite an verbundene Unternehmen.
Gebietsfremde Unternehmen erhöhten ihr Direktinvestitionsengagement in Deutschland im Jahr 2019 um 88 Mrd € (bzw. 5,8 %) auf 1 608 Mrd €; dabei dominierten auch hier die Transaktionen die Entwicklung. Ausländische Investoren stockten ihr Beteiligungskapital an hiesigen Unternehmen auf, und zwar deutlich stärker, als sie die konzerninterne Kreditgewährung an inländische Adressen ausweiteten.
Übrige Kapitalanlagen: Aktivsaldo angestiegen
In den übrigen Kapitalanlagen, die unter anderem Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) sowie Bargeld und Einlagen umfassen, stieg die positive Netto-Vermögensposition Deutschlands gegenüber dem Vorjahr um 50 Mrd € auf 816 Mrd € Ende 2019 an.
Hinter der Zunahme standen vor allem höhere Netto-Forderungen (um 30 Mrd €) der Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) gegenüber dem Ausland. Auch die Netto-Position der Bundesbank stieg an (um 26 Mrd €).
Zwar sanken die Auslandsforderungen der Bundesbank für sich genommen um 71 Mrd €, wofür insbesondere rückläufige TARGET2-Forderungen verantwortlich waren; jedoch gingen die Auslandsverbindlichkeiten der Bundesbank mit 97 Mrd € noch stärker zurück, da ausländische Zentralbanken und internationale Finanzinstitutionen ihre Einlagen bei der Bundesbank gegenüber dem Vorjahr reduzierten.
Insgesamt blieben die Forderungen aus den übrigen Kapitalanlagen gegenüber dem Ausland im Vorjahresvergleich nahezu konstant; sie beliefen sich Ende 2019 auf 3 029 Mrd €, was einem Plus von 0,4% entsprach. Demgegenüber sanken die Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland um 1,7 % auf 2 214 Mrd €.
Während Transaktionen im vergangenen Jahr die Forderungen und Verbindlichkeiten aus übrigen Kapitalanlagen abschmelzen ließen, erhöhten nicht transaktionsbedingte Veränderungen für sich genommen die Bestände.
Währungsreserven gestiegen
Die Währungsreserven der Bundesbank beliefen sich Ende 2019 auf 199 Mrd €; sie lagen damit um rund 26 Mrd € über dem Vorjahreswert. Die Zunahme spiegelte positive Bewertungseffekte wider, die sich insbesondere aus dem gestiegenen Goldpreis ergaben.
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