Devisen: US-Dollar im Sinkflug

Helaba: Wie gewonnen, so zerronnen. Mit Beginn der Corona-Krise machte der US-Dollar seinem Ruf als Fluchtwährung alle Ehre und legte kräftig zu. Die Gewinne im Dollar-Index haben sich in Luft aufgelöst.

Eine steigende Risikoneigung erklärt dies nur zum Teil, denn gegenüber den meisten Währungen der Schwellenländer verbleibt seit Februar ein Plus. Gegenüber vielen Industrieländerwährungen dominieren die negativen Vorzeichen, nicht zuletzt gegenüber dem Euro. Der Euro-Dollar-Kurs sprang nach mehrmonatiger Seitwärtsphase über 1,13.

 

 

Einäugiger Euro…

Am Devisenmarkt ist der Einäugige König unter den Blinden und über viele Jahre war der Dollar König. Der Euro war geplagt von schwächerem Wachstum, großen Schuldenproblemen in einzelnen Staaten und politischen Streitigkeiten. Durch die Corona-Krise, die vor allem in den anfälligen südeuropäischen Staaten grassiert, haben sich zumindest die ersten beiden Sorgen eher verschärft.

Ob der politische Zwist mit den Rettungsprogrammen der EU – vor allem mit dem vorgeschlagenen Wiederaufbaufonds von 750 Mrd. Euro – gelöst ist, bleibt offen. Immerhin erhielt die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Währungsunion keine neue Nahrung. Die Risikoaufschläge der Staatsanleihen von Italien oder Spanien befinden sich auf moderatem Niveau.

 

…blinder US-Dollar?

Von politischer Einigkeit kann in den USA noch weniger die Rede sein, selbst wenn niemand ernsthaft den Staat oder die Währung verlassen möchte. Präsident Trumps Umfragewerte sinken, was – angesichts seiner Äußerungen zur Währung eher kurioserweise – dem Greenback schadet.

Auch wenn die US-Rezession vermutlich nicht ganz so tief wie in der Eurozone ausfällt, kann kaum von einem US-Wachstumsvorteil gesprochen werden. Erkauft ist dieser zudem mit einem deutlichen höheren Fehlbetrag im Staatsbudget. Das „Zwillingsdefizit“ von wohl mehr als 20% am BIP sprengt alle Dimensionen, auch im Vergleich zur Eurozone. Die Finanzierung sichert, wenn auch nur indirekt, die US-Notenbank, weshalb kein Anleger einen Zahlungsausfall befürchten muss.

Fragt sich nur, was das Geld wert ist. Mit den unlimitierten Anleihekäufen geht die Fed-Bilanzsumme durch die Decke, was das mit Abstand rasanteste Geldmengenwachstum (M1) der letzten 60 Jahre zeigt. Selbst nach der jüngsten Aufstockung des Kaufprogramms wirkt die EZB dagegen konservativ.

Der US-Renditevorteil gegenüber dem Euro existiert zwar, ist aber kräftig geschrumpft. Langfristig betrachtet ist der US-Dollar gegenüber dem Euro ohnehin bei einer Kaufkraftparität um 1,30 stark überbewertet.

So manche Probleme der Währungsunion relativieren sich gegenüber den USA. Im Zuge einer zeitweilig höheren Risikoaversion sind zwar Rücksetzer möglich, bis Ende 2020 dürfte der Euro-Dollar-Kurs jedoch auf 1,20 steigen.

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