Feld nicht bekannt
Die ich rief, die Geister…
• Die Fed hat in den bestehenden Liquiditäts-Fazilitäten noch genügend Spielraum. Eine neuerliche Ausweitung der Ankaufprogramme ist derzeit nicht erforderlich.
• Zunehmende Befürchtungen, die US-Notenbank sei zu expansiv, sind derzeit unberechtigt – aber die Fed muss aufpassen, die Liquidität wieder rechtzeitig einzufangen.
• Die neuen Prognosen der FOMC-Mitglieder dürften den jüngsten Konjunkturoptimismus an den Märkten nur sehr verhalten widerspiegeln.
Die Fed braucht derzeit keine zusätzlichen Instrumente, um ihre Bilanzsumme wie angekündigt weiter wachsen zu lassen. So hat die Fed innerhalb des Ankaufsprogramms für Staatsanleihen und auch bei den anderen Fazilitäten wie dem TALF noch ausreichend Luft nach oben, so dass eine erneute Aufstockung derzeit nicht erforderlich ist. Von den insgesamt 300 Mrd. Dollar, die für den Ankauf von Staatsanleihen zur Verfügung stehen, hat die Fed bislang knapp 55 Mrd. Dollar ausgeschöpft. Über alle Asset-Klassen hinweg hat die Notenbank noch einen Spielraum von rund 1 Billion Dollar. Damit könnte sie ihre Bilanzsumme von derzeit etwa 2,2 Billionen Dollar auf über 3 Billionen Dollar erhöhen, ohne weitere Ermächtigungen einzuholen bzw. Beschlüsse zu fassen. Auch scheint sich die Situation im Finanzsystem laut den meisten Indikatoren zuletzt nicht mehr verschlimmert zu haben, so dass es nicht erforderlich ist, Wertpapiere mit schlechterer Bonität in die Aufkaufprogramme aufzunehmen. Hierfür ist zudem zunächst das im März präsentierte PPIP der Treasury zuständig. Konkrete Maßnahmen sind auf der April-Sitzung erst einmal nicht erforderlich.
…werd’ ich nun nicht los?
Die Politik der Fed wird derzeit von mehreren Seiten her kritisiert. Einerseits stellt sich die Frage, ob es wirklich eine gute Idee ist, auf das Platzen einer Kreditblase zu reagieren, indem man mit allen Mitteln versucht, die Kreditvergabe anzukurbeln. Hier kann die Fed aber darauf verweisen, dass ihre Interventionen lediglich einen kompletten Zusammenbruch verhindert haben und einen geregelten Schrumpfungsprozess erst ermöglichen.
Andererseits denken viele Beobachter, dass die Fed mit dem Anwerfen der Notenpresse über das Ziel hinausschießt und in ihrer Angst um die Konjunktur auf mittlere bis lange Sicht die Preisniveaustabilität gefährdet. Wie Goethes Zauberlehrling, der die Kontrolle über die von ihm beschworenen Kräfte verliert, könnte die aggressive Politik der Fed trotz bester Absichten potenziell im Desaster enden. Kräftiges Geldmengenwachstum, sowohl bei M1 und M2 wie beim Bargeldumlauf, zeigt jedenfalls, dass die Bemühungen der Fed nicht ohne Wirkung sind. Ob die Notenbank mit ihrer Krisenpolitik letztlich ein nennenswertes Inflationsproblem heraufbeschwört, hängt aber davon ab, ob sie zum richtigen Zeitpunkt die Wende schafft.
Aktuell ist die extrem expansive Politik absolut angemessen. Eine „Taylor-Regel“, die das Verhalten der Fed seit 1987 beschreibt, würde angesichts der aktuellen Arbeitslosenquote und der erwarteten sehr niedrigen Teuerung einen Leitzins von rund -5 % nahe legen. Da der Leitzins aber nicht unter Null fallen kann, sind die darüber hinaus gehenden Maßnahmen („credit easing“) durchaus im Rahmen der Fed-Politik in den letzten zwanzig Jahren. Dass diese von manchen kritisiert wird, schon seit langem zu expansiv gewesen zu sein, steht auf einem anderen Blatt.
An einem bestimmten Punkt wird die Notwendigkeit für die Krisenliquidität entfallen. Dies muss die Fed dann zeitnah erkennen – und in Taten umsetzen. Es ist davon auszugehen, dass es erheblichen politischen Widerstand gegen eine geldpolitische Wende geben wird. Aus heutiger Sicht lässt sich noch nicht absehen, ob es der Fed gelingen wird, die Liquidität zum richtigen Zeitpunkt wieder zu absorbieren. Innerhalb der Notenbank werden zwar schon heute die Wege diskutiert, wie man sich aus der aktuellen Politik „verabschieden kann“. Ein gewisser Widerspruch fällt jedoch auf. Einerseits versichert das FOMC in seinen Statements, den Leitzins für „einen ausgedehnten Zeitraum“ auf „außergewöhnlich niedrigem Niveau“ zu belassen. Andererseits sagte Vizepräsident Kohn vor drei Wochen, die Prognosen der Fed, auf denen die aktuelle extrem expansive Politik beruht, könnten sich „erheblich ändern“ und sie müsse daher bereit sein, ihre „Politik flexibel anzupassen“.
Neue Prognosen der FOMC-Mitglieder: Wenig Änderung erwartet
Turnusmäßig diskutiert das FOMC auf der Sitzung am 28./29. April auch wieder die Prognosen der Mitglieder für die nächsten Jahre. Den exzessiven Pessimismus, der an den Märkten im Februar und März aufkam, hat das Komitee quasi übersprungen, denn die letzten Prognosen datieren von Ende Januar. Von daher werden die Mitglieder in dieser Woche wohl nach den zuletzt wieder etwas positiver ausgefallenen Konjunkturdaten keinen großen Änderungsbedarf bei ihren Prognosen für 2009 und 2010 sehen. Lediglich bei der Arbeitslosenquote hat sich die Situation unerwartet schnell eingetrübt. Dem werden die neuen Prognosen sicher Rechnung tragen.
Die eigentlichen Prognosen werden erst im Protokoll der FOMC-Sitzung am 20. Mai veröffentlicht. Die verbale Zusammenfassung im FOMC-Kommuniqué am Mittwoch dürfte sich allenfalls in Nuancen ändern.
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