Europa feiert schuldenfinanziertes Wachstum, während US-Märkte unter Trumps Zöllen leiden

Europa und die USA schlagen getrennte Wege ein, politisch wie ökonomisch.

Das spiegelt die Bilanz an den Finanzmärkten klar wider.

So feiern die Anleger an Europas Börsen das riesige Finanzpaket von Union und SPD.

Die Aussicht auf eine Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigung sowie das geplante 500 Mrd. Euro schwere Sondervermögen sorgten für weitere Rekorde bei deutschen Aktien.

Mit einem Jahresplus von knapp 18 % lässt der DAX sein US-Pendant den S&P 500, mit einem Minus von 2 ½ % weit hinter sich. Umgekehrt hat die Aussicht auf eine deutsche Schuldenparty zu Verwerfungen an den europäischen Rentenmärkten geführt und dem Euro ein Jahreshoch mit 1,08 gegenüber dem US-Dollar beschert.

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Bundesanleihen haben trotz EZB-Zinssenkung einen der stärksten Kurseinbrüche seit der deutschen Wiedervereinigung erlitten, europäische Staatsanleihen konnten sich diesen negativen Vorgaben nicht entziehen. In der Spitze sprang die 10jährige Bundesanleihe bis auf 2,93 %, bevor eine Beruhigung einsetzte. Doch noch ist es keineswegs ausgemacht, dass das von der neuen Bundesregierung beschlossene Finanzpaket mit 2/3-Mehrheit durch Bundestag und Bundesrat geht. Insofern ist die Beruhigung am Rentenmarkt nachvollziehbar.

Kurzfristig ist für Investoren ebenso wie für die deutsche Wirtschaft ohnehin die Trumpsche Handelspolitik wichtiger. Erst mittelfristig zu erwartende positive Wachstumseffekte des Finanzpaketes stehen negative Effekte von möglichen Zöllen gegenüber.

Letztere dürften sich rasch bemerkbar machen und eine ohnehin schwache Konjunktur treffen – wie die jüngsten deutschen Auftragseingänge mit dem Rückgang von 7 % belegen. Bei aller Euphorie über schuldenfinanzierte Wachstumsimpulse sollte eine neue Bundesregierung notwendige Strukturreformen nicht aus dem Auge verlieren. Denn sonst könnten die positiven Effekte verpuffen und am Ende nur ein Schuldenberg bleiben.

Vielleicht waren es die Tristesse an den US-Börsen oder die steigende konjunkturelle Verunsicherung, die US-Präsident Trump kurzfristig dazu bewogen hat, zusätzliche Zölle auf kanadische und mexikanische Waren, die dem Handelsabkommen USMCA unterliegen, bis zum 2. April teilweise auszusetzen.

Es bleibt „spannend“ was dann folgt und wie er sich Europa widmen wird. Bis dahin gilt wohl, dass nichts mit Sicherheit gilt.

Die Trumpsche Unsicherheit sorgt auch an den Rohstoffmärkten für Gewinner und Verlierer. Gold gehört eindeutig zu Ersterem und das trotz der hohen Diskrepanz zur Realverzinsung. Das Edelmetall dürfte auch 2025 gefragt sein und im Jahresverlauf die psychologisch wichtige Marke von 3.000 US-Dollar überspringen. Demgegenüber leidet Rohöl unter der von OPEC+ fortgesetzten Produktionsausweitung sowie der schwachen Weltwirtschaft, weshalb wir unsere Preiserwartungen für die nächsten Monate reduziert haben.

In der Berichtswoche stehen die US-Verbraucherund Erzeugerpreise im Fokus. Sie dürften kaum den geldpolitischen Spielraum der FED erhöhen. Ebenso wenig sollte die deutsche Industrieproduktion Zuversicht in eine konjunkturelle Trendwende geben. Für Spannung dürfte die erste (von insgesamt zwei) Sondersitzungen des Deutschen Bundestages über das Finanzpaket sorgen. Findet sich eine breite Zustimmung, oder muss diese auch noch erkauft werden? Darüber hinaus ist immer mit neuen Einlassungen von US-Präsident Trump zu rechnen. Insgesamt ist zu befürchten, dass die Schwankungsbreite an den Finanzmärkten hoch bleibt.

US-Zölle: „Vielleicht…“ – „Ja, klar!“ – „Nicht so richtig“ – „Oder doch nicht?“

Donald Trump zeigt Führungsqualitäten und eine klare Strategie: Nur kurz nach ihrer Verkündung werden die neuen Zölle für Kanada und Mexiko teilweise zurückgerollt.

Mit markigen Worten haben Präsident Trump und seine Gefolgsleute am 4. März Strafzölle gegen die wichtigsten Handelspartner der USA – China, Kanada und Mexiko – in Kraft gesetzt und so eine neue Front im Handelskrieg „USA gegen den Rest der Welt“ eröffnet.

Helaba WochenausblickAber nur wenig später meldete die US-Regierung, dass es für Kanada und Mexiko beim wichtigen Automobilsektor eine Ausnahme geben würde. Noch bevor Beobachter diese Kehrtwende richtig verdaut hatten, reichte Trump die zweite Etappe seiner Ruderpartie in Richtung „zurück“ nach: Nun sollen die neuen Zölle nur für Produkte gelten, die nicht die „Local Content“-Regeln der nordamerikanischen Freihandelszone erfüllen.

Dies gilt aktuell wohl für knapp die Hälfte der Importe aus Kanada und Mexiko. Daher ist der Effekt der ursprünglichen Ankündigung um etwa die Hälfte reduziert.

Diese Einschränkungen für die Strafzölle gelten aber nur für einen Monat, bis Anfang April. Zu diesem Zeitpunkt sollen dann auch die weltweiten „reziproken“ Zölle verkündet werden. Weitere Drohungen, z.B. Kupfer, Bauholz oder den Schiffsbau betreffend, stehen im Raum.

 

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