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Interview mit Daniel Fehring, Devisenhändler und Buchautor

Interview mit Daniel Fehring, Devisenhändler und Buchautor

broker-test.de sprach mit dem Devisenhändler und Buchautor Daniel Fehring über seine ersten Schritte auf dem Börsenparkett, die Stabilität des Euro sowie die Attraktivität von Rohstoffwährungen.

Herr Fehring, warum traden Sie eigentlich Devisen?

Daniel Fehring: “Der Forex-Markt ist der liquideste der Welt. Es gibt täglich Möglichkeiten in diesem großen Markt zu Handeln. Über 180 Währungspaare stehen zur Verfügung. Daher muss sich jeder Händler auf wenige beschränken. Der Handel geht über 24 Stunden, 5 Tage die Woche. Es gibt keine „Outside Hours“. Zudem ist der Devisenhandel sehr schnell. Daher gibt es keine langen Haltedauern. Kurzum gesagt, bietet der Devisenhandel alles was ein engagierter Händler sucht. Volatilität, Handel mit Hebel, Stabilität und ausreichend Liquidität.”

Wie hat bei Ihnen alles begonnen? Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Trade?

Daniel Fehring: “Wie hat alles begonnen. Das ist eine gute Frage. Im Prinzip hat der Handel mit meinem 16. Lebensjahr begonnen. Aber noch nicht direkt mit dem Handel von Devisen. Angefangen habe ich im klassischen Sinn mit dem Handel von Aktien auf dem „Parkett“. Da der Makler, für den ich tätig war, Market Maker für sehr viele ausländische Aktien war, kam natürlich der Devisenkurs immer ins Spiel. In den späten 90er Jahren wurde der Aktienhandel immer mehr von den Derivaten gesteuert. Wir Händler wurden immer mehr zum Spielball der Derivate. Also suchte ich nach einem neuen Markt. Das war dann der Anfang. Aber ich war in diesem Bereich noch unerfahren, trotz Berufserfahrung in Sachen Finanzen. Schnell musste ich feststellen, dass dieser Markt sehr stark von der technischen Analyse geprägt war. Mein Wissen war nicht ausreichend, daher bildete ich mich fort und beschloss meine Eingangsfehler durch Seminare den anderen zu ersparen. Schließlich machte ich mich selbständig und handelte auf eigene Rechnung. Das ist ein einsames Leben, und so gründete ich mit einem Partner eine Firma, die Handelssignale und Seminare anbot.”

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Ab wann wussten Sie: Ich will Trader werden?

Daniel Fehring: “Diese Frage habe ich schon vorweggenommen. So viel ich mich entsinnen kann, war ich 16 Jahre alt. Ich fand es immer spannend mit viel Kapital zu Handtieren. Aber zu dieser Zeit stellte sich die Frage, wie komme ich an mein Ziel Makler oder Händler zu werden. Zu der damaligen Zeit, war dieser Beruf mehr als begehrt. Ich fand einen Weg und musste aber zuerst eine Banklehre absolvieren. Gesagt, getan und ich fing das Arbeiten bei einem Börsenmakler an. Dann ging es auf das „Parkett“ und es wurde gehandelt. Mit allen Fehlern und Erfolgen.”

Wie viel Prozent des Trading-Erfolgs sind Psychologie?

Daniel Fehring: “Der Devisenhandel ist sehr kopflastig. Eine genaue Prozentzahl zu nennen ist vermessen, aber bei mir sind es mit Sicherheit 70 Prozent. Die meisten erfolgreichen Händler in den USA, wurden von einem Psychologen „umgekrempelt“. In den USA ist das keine Schande, nur in Deutschland ist das ungewöhnlich. Fazit: Kein guter Händler ohne guten Kopf.”

Nach welcher Methode handeln Sie, und warum?

Daniel Fehring: “Der Devisenhandel ist synthetisch zu sehen. Der Handel findet meist in einem sehr kurzfristigen Bereich statt. Keiner kann Ihnen objektiv sagen, ob der EUR/USD bei 1,2310 über oder unterbewertet ist. Ergo, wir benötigen gewisse Instrumente um den Markt einschätzen zu können. Dies ist die technische Analyse. Indikatoren können unsere Entscheidungen bekräftigen. Wir versuchen ein Bauchgefühl so weit wie möglich auszuschalten. Für Entscheidungen verwende ich technische Indikatoren.”

Herr Fehring, Sie geben auch Seminar und Webinare. Wie schnell spüren Sie, anhand der Persönlichkeit, dem Auftreten eines Menschen, ob er sich zum Trader eignet?

Daniel Fehring: “Nach 22 Jahren Berufserfahrung bekommt man sehr schnell ein Gefühl, wer ein Trader ist und wer nicht. Bei jedem, den wir bisher ausgebildet haben, wurde alles versucht ihn erfolgreich zu machen. Dazu gehören aber immer zwei Parteien. Am schnellsten wird es offensichtlich, wenn ein Trader einen zu großen Stresslevel während eines Trades besitzt. Das bringt letzten Endes ins Grab. Außerdem gibt es noch einen entscheidenden Punkt. Kann dieser Trader sein Moneymanagement einhalten. Wenn nicht, dann soll er sein Kapital lieber für eine Kreuzfahrt ausgeben, damit hat er mehr Freude. Vielleicht der wichtigste Hinweis ist die Lernbereitschaft. Wenn diese nicht vorhanden ist gewinnt die Gier und nicht das Können um sein Kapital zu vermehren. Das Geld wird nicht an den Finanzmärkten gedruckt, sondern nur umverteilt. Aus diesem Grund muss man besser sein als andere Marktteilnehmer, ansonsten zahlt man nur in den „Ausgleichsfond der Devisenhändler“ ein. „Last not Least“, merkt man sehr schnell wie ein Mensch mit Verlusten oder gar Verlustserien umgehen kann. In Fachkreisen ist das die sogenannte „Drawdown Period“. Jeder Händler hat sie in regelmäßigen Abständen. Die Frage ist nur, wie geht der einzelne damit um. Zerbricht er, oder kann er wieder Fuß fassen. Das meine ich sowohl finanziell wie auch menschlich.”

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Die Situation in Griechenland, Spanien und Portugal setzt den Euro mächtig unter Druck. Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung des Euros ein? Sollten Anfänger momentan besser die Finger vom Forex-Markt lassen?

Daniel Fehring: “Die Krisenstaaten in Europa stellen natürlich an den Euro eine enorme Herausforderung. Dies beeinträchtigt unseren Handel nur in der Hinsicht, dass die Volatilität angestiegen ist. Wenn wir der Meinung sind, dass der Euro noch weiter an Boden verlieren würde, dann gehen wir auf die Shortseite. Das ist ja das Schöne am Devisenhandel, dass beide Richtungen getraded werden können.”

51 Prozent der befragten Fondsmanager halten laut einer aktuellen internationalen Studie von Merrill Lynch den Yen für überbewertet. Dennoch könnte der Yen stärker werden. Die Fed sowie die EZB haben auf die aktuellen Marktturbulenzen mit einer Erhöhung der Geldmenge reagiert. Die japanische Zentralbank muss noch nachziehen. Wiederholte Liquiditätsspritzen durch die Fed könnten einen weiteren Anstieg des US-Dollar begrenzen und für Aufwärtsdruck beim Yen sorgen. Glaube Sie, dass der Yen noch Potential nach oben hat?

Daniel Fehring: “Die jüngsten Liquiditätsspritzen der westlichen Notenbanken, waren unvermeidbar, da sowie so nicht genügend Geld im Umlauf war. Die Banken handelten wie wild mit sogenannten CDs, die Ihnen zusätzliche Liquidität verschaffte. Dieser Bürgschaftshandel hat uns die Wirtschaftskrise eingebrockt. Die japanische Wirtschaft ist natürlich von den ganzen Schwierigkeiten betroffen, aber ich halte den YEN bei dem aktuellen Niveau als absolut fair bewertet. Die letzten Wirtschaftsdaten haben dies bewiesen.”

Welche Majors sollten Trader momentan im Auge behalten und warum?

Daniel Fehring: “Vielleicht klären wir erst einmal, welche Währungspaare zu den Majors zählen. Die liquidesten Währungen sind auf jeden Fall USD, JPY, EUR, GBP und CHF. Weitere wichtige Währungen sind der CAD und der AUD. Aus diesen Währungen ergeben sich dann die entsprechenden Kombinationen. Ich handle ausschließlich nur die Majors, weil die Liquidität am größten ist. Unter diesen Währungspaaren, gibt es aber verschiedene Mentalitäten. GBP/JPY ist zum Beispiel wesentlich volatiler, als z.b. EUR/CHF. Aus diesen Gründen spezialisieren sich viele Händler nur auf ein Währungspaar. Ich halte dies allerdings nicht für sinnvoll. Wir kennen die einzelnen Eigenheiten der Währungspaare. Warum sollte ich mich dann beschränken.”

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Sind sogenannte Rohstoff-Währungen, wie der Kanadische oder Australische Dollar interessant?

Daniel Fehring: “Währungen die mit Rohstoffen zusammenhängen sind immer interessant. Handelt man diese, dann erfordert es von dem Händler auch, dass er die wichtigsten Rohstoffe im Auge behält. Ich bin aber in einem so kurzfristigen Handelsfenster tätig, dass das keine Rolle spielt. Für mich sind CAD und AUD weitere Handelsmöglichkeiten. Ich sehe dies ganz synthetisch. Nachteil an diesen zwei Währungspaaren ist meist der relativ hohe Spread. Dies wird aber durch die schnellen „Moves“ ausgeglichen. Zu beachten ist aber dennoch, dass oft keine Korrelation zwischen den Rohstoffpreisen und der Währung besteht. Noch dazu, verhalten sich die Rohstoffpreise unterschiedlich. Ein Beispiel: Das Gold steigt, das WTI (ÖL) fällt. Wie soll ich diese Situation auf eine Währung beziehen. Ich verlasse mich lieber auf meine technische Analyse, was aber nicht bedeutet, dass mir der Gesamtüberblick egal ist. Gute Händler mit Tunnelblick gibt es auf unserem Planeten nicht.”

Vielen Dank für das Gespräch

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