Ist die inverse Zinskurve nur ein Fehlalarm?

Principal Global Investors: Erstmals seit 2007 invertierte die US-Zinsstrukturkurve bei einem Vergleich der Laufzeiten von 3 Monaten und 10 Jahren. Die erschrockene Reaktion der Investoren ist verständlich, lehrt doch die Geschichte, dass jeder US-Rezession der letzten Jahrzehnte eine Inversion der Zinskurve vorausgegangen war.

„Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass nicht auf jede Inversion notwendigerweise eine Rezession folgte“, gibt Seema Shah, Global Investment Strategist bei Principal Global Investors, zu bedenken.

Ist die inverse Zinskurve also nur ein falscher Positivbefund?

 

 

Shah mahnt insgesamt Vorsicht an und verweist auf drei Grundbedingungen, die eine inverse Zinskurve als Positivbefund erfüllen müsste. Bedingung Nummer eins sei der Faktor Zeit.

„Ob es sich um einen echten Rezessionsindikator handelt, kann erst nach mehreren Monaten beurteilt werden“, so Shah.  Darüber hinaus beschreibe der zweite Faktor, dass eine Inversion breiter ausfallen müsse. „Bei früheren Rezessionen war vorher eine Inversion der ganzen Zinskurve zu beobachten“, sagt die Expertin.

Bislang umfasse sie nur den Dreijahrespunkt. Dagegen sei die Zinskurve für drei- bis fünfjährige US-Staatsanleihen flach, während die Kurve der fünf- bis dreißigjährigen Anleihen auf das steilste Niveau seit 2017 gestiegen sei. Der dritte Faktor besagt, dass die Inversion deutlich tiefer sein müsse.

„Ein Erbe der quantitativen Lockerung ist, dass die Zentralbanken noch immer enorme Mengen von Staatsanleihen besitzen und so die langfristigen Renditen niedrig halten. Da es auf diese Weise einfacher ist, die Zinskurve zu invertieren, verblasst das Rezessionssignal“, so Shah.

Auch wenn diese Bedingungen erfüllt wären: In der Vergangenheit habe die Vorlaufzeit zwischen Inversion und Rezession einen langen, wechselhaften Zeitraum umfasst, unter Umständen bis zu drei Jahre.

 

 

„Wichtiger als historische Vergleiche ist ein Verständnis dafür, warum die Kurve invertierte“, unterstreicht Shah. Unmittelbarer Auslöser sei die Andeutung der Fed gewesen, den Zinserhöhungszyklus fast abgeschlossen zu haben. Die Märkte hätten die für einen langen Zeitraum unveränderten Fed-Leitzinsen ordnungsgemäß eingepreist – geringe Leitzinserwartungen implizierten auch eine flache Zinskurve.

Schwächer als erwartete PMI-Daten für die USA sowie die Eurozone bewegten Investoren dazu, sich von riskanten Assets zu trennen und sicherere Anlageklassen zu kaufen, beispielsweise US-Bundesanleihen. „Das verursachte die Inversion der Kurve“, erklärt Shah. „Die invertierte Zinskurve signalisiert nicht zwangsläufig eine Rezession. Eher reflektiert sie die übertriebenen Ängste der Investoren über zukünftige wirtschaftliche Schwierigkeiten.“

Angesichts eines Abschwungprozesses seien Sorgen bei den Investoren gerechtfertigt, eine US-Rezession bleibe allerdings unwahrscheinlich. Die Expertin verweist auf den US-Arbeitsmarkt, der in der Vergangenheit in einem Jahr vor einer Rezession noch nie so stark gewesen sei.

„Auch die gesunkenen Hypothekenzinsen werden ein starker Rückenwind für die Wirtschaft sein, während Kredite weiterhin zu relativ engen Spreads gehandelt werden“, sagt Shah. Zwar sei der globale Ausblick beunruhigender. „Allerdings dürfte sich die chinesische Wirtschaft bald auf niedrigem Niveau stabilisieren, europäische Wachstumsenttäuschungen eindämmen und schließlich die globale Wirtschaft anheben“, betont Shah.

Unabhängig davon, ob die Zinskurveninversion nun ein falscher Positivbefund sei oder nicht, sollten Investoren wichtige, branchenspezifische Neuausrichtungen berücksichtigen.

„Finanzunternehmen outperformen nicht, wenn die Zinskurve flach oder gar invertiert ist. Insgesamt tendieren defensive Aktientitel in einer wirtschaftlichen Abkühlungsphase dazu, zyklische Titel zu übertreffen. Investoren sollten diese Anzeichen respektieren“, resümiert Shah.

 

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