Japans Wirtschaft 2025: Wachstum, Herausforderungen und neue politische Ausrichtung
Japan bot 2025 neue Rekordstände im Nikkei, Zinserhöhungen und zuletzt auch eine neue Regierung. Zudem kamen durch die US-Zölle neue wirtschaftspolitische Herausforderungen und in den Beziehungen zu China geopolitische Spannungen hinzu. Trotz dieser Unsicherheiten kehrte das Wirtschaftswachstum nach Japan zurück: Für 2025 erwarten wir ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,4%, was für japanische Verhältnisse ein deutlich überdurchschnittlicher Wert ist.
Das darf einen aber nicht in übermäßigen Optimismus verfallen lassen, da die Vergleichsquartale des Vorjahres außergewöhnlich schwach ausfielen und somit die Messlatte niedrig lag. Für 2026 bleibt die Prognose mit einem erwarteten BIP-Wachstum von 0,8% verhaltener.
Treiber des Wachstums: Unternehmensinvestitionen und Konsum
Seit Mitte 2024 liegen die Veränderungsraten im Jahresvergleich über der Nulllinie. Das annualisierte Quartalswachstum lag zuletzt sogar bei 7,6% – ein ermutigendes Signal für die künftige wirtschaftliche Entwicklung.
Diese Investitionen tragen nicht nur kurzfristig zum Wachstum bei, sondern stärken auch das langfristige Produktivitätspotenzial der Wirtschaft. Nach mehreren starken Quartalen dürfte sich das Wachstum der Investitionen zwar etwas abschwächen, jedoch voraussichtlich weiterhin positiv bleiben.

Auch die Verbraucher tragen zum Wachstum bei. Der private Konsum wuchs sechs Quartale in Folge dank steigender Realeinkommen. Die realen Arbeitnehmereinkommen stiegen zuletzt auf Jahressicht um ca. 1% und es spricht wenig gegen ein weiteres Wachstum. Für 2026 erwarten wir daher, dass der private Konsum weiterhin moderat zulegen kann.

Ein zentraler Treiber dieser Entwicklung ist der angespannte Arbeitsmarkt, der durch die demografische Entwicklung und eine niedrige Arbeitslosigkeit geprägt ist. Die alternde Bevölkerung führt zu einem strukturellen Arbeitskräftemangel, was die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer stärkt und die Löhne stützt.
Besonders bei Dienstleistungen, die weniger einfach durch Importe ersetzt werden können, bleibt der Lohndruck hoch. Dies wirkt sich positiv auf die Konsumlaune aus und sorgt für eine stabile Binnennachfrage.
Hinzu kommt, dass die Sparneigung der Haushalte zurückgeht und wohl auf diesem Pfad bleibt. Auch eine fallende Inflationsrate unterstützt die reale Kaufkraft und somit den künftigen Konsum.
US-Zölle und Exportprobleme
Auch wenn die Zölle für Einfuhren aus Japan mittlerweile auf 15% reduziert wurden, sollte dies weiterhin ein Belastungsfaktor für die japanischen Exporte darstellen. Zwar erholten sich die Kfz-Exporte nach dem starken Einbruch etwas, dennoch ist dies kein Einmalschock, der schnell aufgeholt wird. Entlang der Wertschöpfungskette sind auch nachgelagerte Effekte bei Zulieferern zu erwarten, wodurch die gesamte Industrie beeinträchtigt wird.

Hinzu kommt die strukturelle Veränderung des Automobilmarkts, bei dem sich auch japanische Hersteller gegen günstigere Konkurrenz aus China schwertun. Die Herausforderungen im Exportgeschäft werden durch geopolitische Spannungen mit China, Japans größtem Handelspartner, zusätzlich verschärft. Äußerungen Takaichis über die Unabhängigkeit Taiwans führten bereits zu Importverboten für Meeresfrüchte und Tourismusbeschränkungen. Die angespannten Beziehungen bergen das Risiko weiterer Handelshemmnisse.
Auf der positiven Seite sorgt die aktuelle Schwäche des Yen für eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit japanischer Exporteure auf den Weltmärkten. Der schwächere Yen macht die japanischen Produkte im Ausland günstiger und könnte so zumindest teilweise die negativen Effekte der Zölle abfedern.
Dennoch bleibt das außenwirtschaftliche Umfeld angesichts der protektionistischen Tendenzen in den USA und der Unsicherheiten im Handel mit China herausfordernd.
Fiskalische Ausweitung und internationale Spannungen
Takaichi ist politisch dem Lager des ermordeten Ex-Premiers Abe zuzuordnen und steht wie dieser für eine expansive Fiskalpolitik. Das Kabinett beschloss über ein Zusatzbudget in Höhe von 21,3 Billionen Yen (ca. 118 Mrd. EUR), eine Erhöhung um 27% gegenüber dem Vorjahr. Immerhin ist eine Einflussnahme auf die Geldpolitik, wie zu Zeiten Abes, nicht zu erwarten.
Ein Schwerpunkt ihrer Politik liegt auf der Stärkung der nationalen Sicherheit. Takaichi ist eine ausgesprochene Kritikerin von Chinas militärischem und wirtschaftlichem Einfluss in der Region. Dabei betont sie unter anderem die Bedeutung von Taiwans Unabhängigkeit, wofür sie deutliche Kritik in chinesischen Regierungskreisen erntete.
Der Koalitionspartner und außenpolitische Äußerungen Takaichis deuten zudem auf stärkere Verteidigungsausgaben in Japan hin. Die Beziehungen zu China werden damit zu einem zentralen Risiko für Japan. Neben den Zöllen für Exporte in die USA könnte ein zusätzlicher handelspolitischer Konflikt mit China die japanische Wirtschaft erheblich belasten.
Insgesamt bleibt die fiskalische Lage Japans angespannt. Nachdem sich der Budgetsaldo in den letzten Jahren verbessert hatte und sogar in Richtung eines ausgeglichenen Haushalts tendierte, erwarten wir für 2026 eine Verschlechterung. Die Anleihemärkte reagierten bereits mit höheren Risikoprämien auf die zu erwartenden steigenden Staatsausgaben.
Die Regierung setzt auf Wachstum durch Investitionen und eine Stärkung der Verteidigungsfähigkeit, muss dabei aber die Risiken einer steigenden Verschuldung und geopolitischer Eskalationen im Blick behalten.
Anhaltende Inflation und weitere Zinsschritte
Die Inflation verlangsamte sich 2025 etwas, scheint sich jedoch festzusetzen. Dies ist teilweise auf die Reispreise zurückzuführen, die sich im Jahresverlauf verdoppelten und damit einen spürbaren Beitrag zur Gesamtinflation leisten.
Allerdings ist die Teuerung inzwischen breiter angelegt: Auch im Dienstleistungssektor, insbesondere in den Bereichen Transport und Kommunikation, steigen die Preise weiter. Damit ist eine Rückkehr zur Deflation, wie sie Japan über viele Jahre prägte, nicht zu erwarten. Für 2026 erwarten wir eine Teuerung von 2,0%.

Diese Maßnahmen haben zwar nur begrenzte direkte Auswirkungen auf die Realwirtschaft, senden aber ein wichtiges Signal an die Märkte und sollten dazu beitragen, die langfristigen Inflationserwartungen zu stabilisieren. Auch eine etwas expansivere Fiskalpolitik dürfte daran wenig ändern, solange die Zentralbank glaubwürdig an ihrem Kurs festhält.
Die Währung des einzigen Industrielandes, das sich in einem Straffungszyklus befindet, sollte hiervon profitieren. Der Japanische Yen dürfte im Jahresverlauf aufwerten.
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