Konjunktur-Schock: Massive Korrektur nach unten

Chefvolkswirt der BayernLB über die Hintergründe der aktuellen Marktentwicklung

Innerhalb weniger Wochen haben sich die Erwartungen für das Wachstum der deutschen Wirtschaft 2009 – ebenso wie für die Weltwirtschaft insgesamt – dramatisch verschlechtert. Der Chefvolkswirt der BayernLB, Dr. Jürgen Pfister, fasst die Hintergründe dieser Entwicklung noch einmal zusammen. Seit Beginn der Finanzkrise im Sommer 2007 waren deren weiterer Verlauf und die Auswirkungen auf die Realwirtschaft unsicher. Zunächst schien es so, als sei dies überwiegend ein Problem einiger (Investment) Banken, aber nicht der amerikanischen Wirtschaft insgesamt.

Um die Jahreswende 2007/08 verdichteten sich dann die Hinweise auf eine Rezession in den USA. Die kräftige Zinssenkung der Fed seit September 2007 sowie ein Konjunkturprogramm zur Stabilisierung des privaten Konsums (Steuerschecks) deuteten aber auf eine kurze, milde Schwächephase hin, sodass die Auswirkungen auf Europa und die Weltwirtschaft begrenzt bleiben konnten. Im Frühjahr und Sommer 2008 nahmen dann die Hinweise auf eine deutliche Abkühlung der Konjunktur auch in Westeuropa zu. Zum einen gab es hier neben der Finanzkrise weitere Belastungen: der starke Anstieg der Rohstoffpreise begleitet von hohen Teuerungsraten und die spürbare Euro-Aufwertung. Zum anderen hatte es in einigen Ländern – Großbritannien, Spanien, Irland – stärkere Übersteigerungen am Häusermarkt gegeben als in den USA; diese korrigierten nun.

Als letzte Bastion des Aufschwungs blieben die dynamischen Schwellenländer in Asien, Lateinamerika und in Mittel- und Osteuropa sowie der GUS. Mit der deutlichen Verschärfung der Finanzkrise Mitte September 2008 – Insolvenz von Lehman Brothers, Rettung der AIG, Verstaatlichung der großen US-Hypothekenfinanzierer – nahmen der Vertrauensverlust und die Risikoaversion aber noch einmal zu, sodass die auf den Zustrom von Auslandskapital angewiesenen Schwellenländer unter Druck gerieten. Als besonders gefährdet erwiesen sich, wie schon in früheren Krisen, Länder mit hohem Leistungsbilanzdefizit, starkem Kreditwachstum, negativen Realzinsen und hoher kurzfristiger Auslandsverschuldung. Diese Kombination ist besonders in Mittel- und Osteuropa anzutreffen.

Die deutsche Wirtschaft hat in den letzten Jahren einen Aufschwung hinter sich, der erstmals ohne Beteiligung des privaten Konsums stattgefunden hatte. Träger der Expansion waren die Ausfuhr und die Unternehmensinvestitionen. Mit der deutlichen Eintrübung des weltwirtschaftlichen Umfeldes kann für 2009 nicht mit einem nennenswerten Zuwachs des Exports gerechnet werden. Dieser hat infolge der starken Expansion in den Jahren zuvor mittlerweile einen Anteil am Bruttoinlandsprodukt von fast der Hälfte erreicht; die Verwundbarkeit gegenüber einer Weltrezession hat also zugenommen. Die Unternehmensinvestitionen werden als Folge der eingetrübten Exportperspektiven ebenfalls kaum zunehmen; nimmt man den Kostendruck aufgrund noch immer teurer Rohstoffe und steigender Lohnstückkosten hinzu, ist 2009 eher mit einer Abnahme der Investitionen zu rechnen.

Eine gewisse Entlastung kann allein vom privaten Konsum kommen. Voraussetzung dafür wäre aber eine Normalisierung des Sparverhaltens nach Abklingen des Inflationsschubs; die zu erwartende Wende am Arbeitsmarkt im Zuge einer stagnierenden oder zeitweise schrumpfenden Wirtschaft steht freilich einer höheren Ausgabebereitschaft der Konsumenten entgegen. Insgesamt ist folglich auch in Deutschland 2009 mit einer Abnahme der gesamtwirtschaftlichen Produktion um 1/4% bis 1/2% zu rechnen. Die nun forcierte Zinssenkung der EZB – wir rechnen für das Frühjahr 2009 mit einem Leitzins von 2% (zurzeit: 3,25%) – wirkt einem stärkeren Abschwung entgegen. Entscheidend wird aber sein, dass sich 2009 eine allmähliche Normalisierung an den Finanzmärkten einstellt. Daneben sollte nicht unterschätzt werden, dass die deutsche Wirtschaft im Zuge der tiefgreifenden Reformen der letzten Jahre eine größere Robustheit erlangt hat: Die Konstitution der deutschen Wirtschaft am Beginn dieses Abschwungs ist besser als in vergleichbaren Phasen in den letzten vierzig Jahren. Das Konjunkturprogramm der Bundesregierung wird dagegen 2009 keinen messbaren Einfluss auf die Wirtschaft haben.

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