Liquiditätsengpässe führen zu steigender Volatilität

LGIM: Liquidität könnte in den kommenden Monaten schnell knapper werden, da die US-Notenbank (Fed) ihre Bilanz schrumpft und die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Anleihenkaufprogramm beendet. Vor diesem Hintergrund ist Anton Eser, Chief Investment Officer bei Legal & General Investment Management (LGIM) der Ansicht, dass Investoren mit einer erhöhten Volatilität an den Kapitalmärkten rechnen sollten. „Das Ende der expansiven Geldpolitik wird insbesondere auf dem internationalen Dollar-Finanzierungsmarkt deutlich zu spüren sein, wo die günstigen Bedingungen genutzt wurden, um in höherrentierliche Assetklassen zu investieren“, sagt der Experte.

Ausmaß der Liquiditätsengpässe entscheidend

Einige Schwellenländermärkte wie Argentinien, die Türkei und Brasilien seien bereits unter Druck. „Die große Frage wird jedoch sein, welches Ausmaß die Liquiditätsengpässe des US-Dollar haben, und ob große Banken oder Vermögensverwalter davon betroffen sind“, so Eser.

Seiner Einschätzung nach dürfte die Fed jedoch nicht bereits beim ersten Anzeichen einer Marktschwäche von dem eingeschlagenen Weg abweichen: „Anders als in der Vergangenheit ist die US-Binnenwirtschaft derzeit weniger anfällig für eine geldpolitische Straffung, weil der Anteil kürzerfristiger Finanzierungen enorm zurückgegangen ist und damit weniger Haushalte von kurzfristig steigenden Zinsen betroffen sind. Darüber hinaus verleihen Steuersenkungen der Wirtschaft Rückenwind, während die Profitabilität der Unternehmen sehr hoch ist“, erklärt der Experte.

Vor diesem Hintergrund spiele auch die Inflation eine wichtige Rolle. Diese könnte in den kommenden Monaten zyklisch bedingt wieder anziehen, weil der Arbeitsmarkt unter Druck gerät, die Ölpreise steigen oder politische Entscheidungen zugunsten weiterer fiskalischer Lockerungen fallen könnten.

„Ein unvorhergesehener Anstieg der Inflation hätte das Potenzial, die geldpolitische Straffung der Industrienationen zu beschleunigen und die Zentralbanken in ihren Maßnahmen einzuschränken, selbst wenn die Volatilität an den Märkten zunimmt“, so Eser.

Entwicklung in China hat globale Folgen
Unter den Schwellenländern schreibt der Experte China die größte Bedeutung zu. Dort dürften die verschärften Dollar-Finanzierungsengpässe große Auswirkungen haben und Folgen von globalem Ausmaß nach sich ziehen: „Steigt der Dollar, könnte dies zur Konsequenz haben, dass Kapital aus Chinas Wirtschaft abgezogen wird. Gleichzeitig scheinen die inländischen Behörden die Liquiditätsbedingungen zu verschärfen, um das ausufernde Schuldenwachstum zu bremsen“, sagt Eser.

China habe in den vergangenen Jahren einen Großteil der weltweiten Schulden verursacht und könne daher die globalen Vermögenspreise, Finanzierungsbedingungen oder den Handel stark beeinflussen. Entscheidend sei, ob die chinesischen Behörden den Schuldenabbau weiter vorantreiben.

Ein verlangsamtes Wachstum der Schwellenländer dürfte nach Meinung des Experten von LGIM auch den Handel stark beeinträchtigen, der ohnehin derzeit aufgrund der von US-Präsident Donald Trump ausgelösten politischen Spannungen unter Druck stehe. Selbst wenn Trump wichtige Zugeständnisse erzwingen und nachgeben sollte, könnte der zwischenzeitlich entstandene Schaden von Bedeutung sein.

Fundamentaldaten der Unternehmen robust
Gleichzeitig liefert ein Blick auf die Fundamentaldaten der Unternehmen laut Eser Belege für ein weiterhin robustes Wirtschaftswachstum sowie solide Gewinne. Im ersten Quartal 2018 lagen die Erträge der im S&P 500 enthaltenen US-Unternehmen 23,5 Prozent höher als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Davon seien 7,5 Prozent der verbuchten Gewinne nach Angaben von Credit Suisse auf Steuersenkungen zurückzuführen.

„Mit einem Wachstum von rund 8 Prozent in Europa und zwölf Prozent in Japan ist auch außerhalb der USA eine solide Ertragsdynamik zu verzeichnen“, sagt Eser.

Entscheidend sei nun, ob die Unternehmen dieses positive Umfeld nutzen, um in eine Steigerung der Produktivität und höhere Löhne zu investieren. Von der Entwicklung sollten vor allem Trends oder Branchen wie Künstliche Intelligenz, Robotik und das Gesundheitswesen profitieren.

Dagegen könnte die bevorstehende Verknappung der Liquidität negative Auswirkungen auf Sektoren haben, die von einem disruptiven Wandel betroffen sind, wie der stationäre Einzelhandel oder die drahtgebundene Telekommunikation.

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