Marktkommentar: Finanzmärkte bleiben volatil
XTB: Die wiederbelebten Handelsspannungen belasteten am Donnerstag die Risikobereitschaft und sorgten an der Wall Street bis zum späten Nachmittag für einen erneuten Ausverkauf. Daraufhin folgte eine kleine Rallye aufgrund der Tatsache, dass Schlagzeilen zu einem möglichen Telefonat zwischen Trump und Xi auftauchten, was kurzzeitig wieder mehr Hoffnungen hinsichtlich eines Deals aufkommen ließ. Ein solches Telefonat fand bislang nicht statt und soll laut einem US-Regierungsmitglied auch vorerst nicht geplant sein. Die drei großen US-Aktienindizes (S&P 500, Dow Jones, NASDAQ) schlossen den Handelstag mit überschaubaren Verlusten zwischen 0,3% und 0,54%.
Beim S&P 500 sind für den vierten Tage in Folge Rückgänge zu beobachten, sodass dies seit Weihnachten 2018 die schwächste Wochenperformance sein könnte.
Die Hoffnungen auf einen bahnbrechenden Durchbruch beim Handelsstreit scheinen gedämpft zu sein und auch während der heutigen Asien-Sitzung überwogen die Ängste vor einer weiteren Eskalation. Insbesondere nachdem über Nacht die von Trump angekündigten Zölle in Höhe 25% auf chinesische Waren im Wert von 200 Mrd. USD in Kraft traten. China sieht sich wiederum gezwungen auf diese Entscheidung zu reagieren, es ist jedoch noch unklar, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen.
Vor den gestern in Washington beginnenden Verhandlungsgesprächen sagte Trump zudem, dass man weitere Zölle (25%) auf chinesische Güter im Wert von 325 Mrd. USD plane.
Die Anspannung ist groß und derzeit sind viele verschiedene Szenarien möglich. Solange aber keine neuen Enthüllungen ans Licht kommen, dürften die Finanzmärkte weiter volatil bleiben. Ökonomen von Moody’s Analystics berichteten diese Woche davon, dass ein ausgewachsener Handelsstreit zwischen den USA und China bis Ende 2020 in einer Rezession resultieren könnte.
Dass die Sorgen berechtigt sind, zeigen auch die jüngsten Entwicklungen am US-Anleihemarkt, da die 10-jährigen US-Anleiherenditen zum ersten Mal seit März unter die Anleihen mit einer Laufzeit von drei Monaten fielen. Dies wird allgemein als ein Zeichen angesehen, dass auf eine Rezession hindeutet.
Aufgrund des Handelsstreits lohnt sich ebenfalls ein Blick auf die gestern veröffentlichten US-Handelsdaten, wobei das Handelsbilanzdefizit gegenüber China aufgrund einer Verlangsamung der Importe und einem Anstieg der Exporte auf fast ein 3-Jahrestief zurückgegangen ist. Während Trump davon überzeugt ist, dass der Handelskonflikt zu funktionieren scheint und den USA zugute kommt, sagen die meisten Ökonomen, dass die „Extra-Milliarden“ letztendlich von den US-amerikanischen Unternehmen und Verbrauchern getragen werden.
Am deutschen Aktienmarkt ist die tägliche Schwankungsbreite seit Anfang der Woche enorm, wobei der Markt ausgehend vom Schlusskurs des vergangenen Freitags derzeit mehr als 400 Punkte an Wert verloren hat. Im Bereich der psychologisch wichtigen 12.000 Punkte-Marke stießen die Bären jedoch gestern als auch heute früh auf starken Widerstand.
Kurzfristig scheint der DE30 weiter Short eingestellt zu sein, allerdings könnten die Ergebnisse der Handelsgespräche letztendlich darüber entscheiden, ob der Markt weiter an Boden verliert oder sich im Aufwärtstrend seit Anfang des Jahres ein potenzielles höheres Tief abzeichnet.
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