Orangensaft: Mehr als nur Onkel Dittmeyers Valensina
In dieser Woche wollen wir uns einem oft vernachlässigten Basiswert widmen – dem Orangensaft oder vielmehr Orangensaftkonzentrat mit dem Marktkürzel FCOJ. FCOJ steht für Frozen Concentrated Orange Juice. Das heißt so viel wie: Gefrorenes Orangensaftkonzentrat. Dieses Produkt wird nämlich international als Rohstoff gehandelt, an der Warenterminbörse. FCOJ-Kontrakte, so wie der aktuell laufende Juli-2011-Future, werden an der Intercontinental Exchange (ICE) gehandelt.
Ja, es ist kaum zu glauben, man handelt an der Warenterminbörse gefrorenes Orangensaftkonzentrat.
Exkurs zum FCOJ-Future
Der Frozen Concentrated OJ – FCOJ-Futures-Kontrakt ist die weltweite Benchmark für den Handel mit gefrorenem konzentriertem Orangensaft. Der Kontrakt preist die physische Lieferung von gefrorenem konzentriertem Orangensaft von einem Hafen/Tank des Herkunftslandes hin zum Hafen/Tank des Empfängers. Orangensaft-Kontrakte haben eine Kontraktgröße von 15000 pounds mit einer tolerierenden Abweichung von +/- 3%. Das Handelssymbol auf dem Ticker der weltweiten Agrarbörsen ist OJ für Orange Juice. Der Handel in diesen Kontrakten ist in den Monaten Januar, März, Mai, Juli, September und November möglich – obendrein sind meist 2 Januarmonate zur Hochsaison gelistet. Der Handel findet per Open Outcry auf dem Parkett von 10-13:30 Uhr (EST) statt und kann auch elektronisch vorgenommen werden.
Gefrorenes Orangensaftkonzentrat gehört zu den sogenannten „Soft Commodities“ und wird dort in der Regel mit dem zweitgeringsten Volumen gehandelt. Die wichtigsten Produzenten sind hier die USA, allen voran Florida, und Brasilien. Der Marktpreis unterliegt dem Ernteerfolg und ist bei diesem Rohstoff stark wetterabhängig. Unwetter in Brasilien z.B treiben den Preis schnell in die Höhe, weil dann mit einer schwächeren Ernte gerechnet wird. Dies wäre auch bei Florida der Fall. Es bietet sich an, im globalen Handel gefrorenes Orangensaftkonzentrat zu verwenden, da dies für die einfachsten und damit billigsten Transportkonditionen sorgt. Erst vor Ort wird dann Wasser beigegeben und das Produkt an den jeweiligen Endverbraucher durchgereicht. Daher wird FCOJ zu Recht als Rohstoff gehandelt. Allgemein unterliegt der Preis keinen allzu großen Schwankungen und ist der Spekulation und der Aufmerksamkeit weniger ausgesetzt als manch anderer. Jedoch bewegt er sich in der Gesamtbetrachtung mit den ökonomischen Zyklen. In 2004 betrug der Preis pro Pfund 60 Cent, wobei er Anfang 2007 bei über 200 Cent, sicherlich spekulativ bedingt, sein Hoch fand. Von hier aus ging es mit der Finanzkrise zurück auf unter 70 Cent, von wo aus der Preis nun auf das aktuelle Niveau anzog. So viel zum historischen Preis.
Mehr Informationen zum FCOJ-Future und seinen Kontraktspezifikationen finden Sie wie gewohnt in unserem Wissens-Bereich.
Fundamentales zur Orangen-Produktion
Der reine Gedanke, Orangensaftkonzentrat einzufrieren, dient nicht nur der besseren Handelbarkeit des Agrargutes Orangensaft. Der Prozess selbst wurde 1947 in Florida erfunden – wo sonst! Im Sunshine State wurde zu dieser Zeit weltweit am meisten Orangenproduktion betrieben. Derzeit befinden sich die USA hinter Brasilien weltweit auf Platz 2 – man hat den USA Jahr für Jahr den Rang abgelaufen und diktiert mittlerweile die Preise, da man auch kostengünstiger arbeiten kann. Beeindruckend ist wohl auch, dass der in den USA hergestellte Orangensaft auch zum größten Teil nur in den USA konsumiert wird. Die einheimische Quote des Verbrauchs ist dabei als sehr hoch anzusehen. Neben Florida baut man auch in Kalifornien Orangen an. Die Orangen Floridas werden meist zur Produktion von FCOJ herangezogen, während die Orangen Kaliforniens gewöhnlich zum Essen verwendet werden.
– Brasilien ist weltweit der größte Produzent von Orangen
– das größte Anbaugebiet befindet sich in der Gegend um Sao Paulo
– die USA und Brasilien produzieren über 60% der weltweit angebauten Orangen.
– andere große Anbaugebiete finden sich in Mexiko, Spanien, Indien, Italien, China, Iran, Ägypten und Indonesien
– mehr als 70% der angebauten Orangen der USA werden für Orangensaft verwendet
– Brasilien beherrscht mit einer Quote von ungefähr 80% den weltweiten FCOJ-Export!
Fruchtsaftindustriegeschichte „Made in Germany“
Die Orangensaftindustrie hat auch eine beeindruckende Geschichte in Deutschland. Vielen ist der Begriff Valensina in Deutschland wohl bekannt und vor allem der damit lange Zeit verbundene Name von Rolf Dittmeyer, den man in der Werbelandschaft oft als Onkel Dittmeyer bezeichnete. Auf diese Weise kannte den Fruchthändler jedes Kind. In Fernsehspots erklärte er viel über Vitamine in Orangen. Er starb 2009 im Alter von 88 Jahren. Dittmeyer war ein Pionier in der Fruchtsaftbranche und beim Fruchthandel. 1966 gründete er die Marke Valensina, 1978 kam Punica dazu. Er baute früh mit den Edeka Fruchtkontoren eine Einkaufsorganisation für den deutschen Lebensmittelhandel auf und z.B. von 1960 an wurden Fruchtsäfte direkt vor Ort in Marokko hergestellt und nach Deutschland verschifft. Er war Olympialieferant der Spiele von München, Montreal, Moskau und Sarajevo. Eine wirklich beeindruckende Plantage für Orangen hat er ab 1976 in Spanien aufgebaut, die lange Zeit als die größte Orangenplantage Europas galt. Auf den schrecklichen Rest der Historie um die Marke Valensina und Dittmeyer kann man verzichten. Valensina gehört heute aber immer noch zu den bekanntesten Marken im Bereich der Fruchtsaftindustrie. Die Top-Ten der deutschen Fruchtsaftindustrie sind Riha, Emig, Refresco, Eckes (z.B. Hohes C), Valensina, Niederrhein Gold, Stute, Punica, Albi, Elro Gruppe.
Preise verdreifachen sich
Die Frozen Concentrated OJ – FCOJ-A-Futures hatten am 09.03.2007 ihr Hoch von USC 208,75 erreicht [die Tick-Größe wird in US-Cent angegeben – US-¢ 0,05 (= US-$ 0,0005) (US-$ 7,50/Kontrakt); die Preisangaben erfolgen in US-Cent pro pound (lb)]. Bedingt durch Überangebot, Spekulation und fallende Preise in den Supermärkten durch ausländische Konkurrenz (Brasilien) gab es, wie bei anderen Basiswerten aus dem Rohstoffsektor, einem starken Einbruch des Kurswertes bis auf den Tiefstand im Monat Februar 2009 um Kurse von USC 64,60. Seitdem geht es jedoch wieder stark aufwärts. Der FCOJ-Kontrakt hat sich seit dem Tief vom Februar 2009 bis zum derzeitigen Hoch vom 25.05.2011 zum Kurs von USC 187,75 preislich betrachtet verdreifacht. Der Aufwärtstrend ist weiter intakt. Jedoch ist mit Einbrüchen zu rechnen. Diese Einbrüche können durchaus bis auf die Aufwärtstrendlinie zurückgehen. Diese verläuft aktuell bei Kursen rund um USC 162,00.
In den letzten Handelstagen verlief der Kurs leicht seitwärts bis minimal rückläufig. Grund hierfür waren auch die Meldungen seitens der US-Regierung, die den Ausblick für die Ernte in Florida nach oben revidierten. Florida ist, wie ja berichtet, nach Brasilien die zweitgrößte Anbauregion für Orangen und könnte nach neuen Schätzungen 140 Millionen Kisten Orangen produzieren. Dies entspricht einer Anpassung nach oben von 4,7 Prozent auf Jahressicht. Derzeit sieht es eigentlich auch von der Wetterlage ganz gut für die Orangenernte aus. Es ist kein Sturm in Sicht und auch nicht massiv Regen oder massiv Dürre zu registrieren (zumindest sprechen die Farmer von hervorragenden Bedingungen für die Orangenernte). Die Daten sollten Bestand haben und obendrein Überraschungseffekte für noch bessere Ernteerträge haben. Auf das Gesamtjahr betrachtet stieg der Preis für Orangensaftkonzentrat an den Terminmärkten um 32 Prozent.
USDA-Daten weisen auf gute Ernteerwartungen hin
Das US.Landwirtschaftsministerium USDA – U.S. Agriculture Department weist auf gute Erntebedingungen und gute Ertragsaussichten bei der Orangenernte hin. Im Vergleich zu den guten Jahren 2008/09 und 2009/10 bleiben die Erwartungen aber weiter deutlich zurück. In den USA wurden in der Saison 2008/2009 noch rund 210,7 Millionen Kisten produziert (in Florida davon ca. 162,5 Millionen Kisten), 2009/10 waren es nur noch rund 193,8 Millionen Kisten (in Florida davon 133,7 Millionen Kisten). Für die Saison 2010/11 werden für die USA-Produktion 202,765 Millionen Kisten erwartet (Schätzungen für Mai und Juni gleichbleibend), davon 140 Millionen Kisten für die Florida-Produktion (Mai und uni gleichbleibende Schätzung). Mit einer Kiste werden derzeit 1,59 Gallonen Orangensaft produziert (dieses Verhältnis wird auch als FCOJ-yield bezeichnet).
Was sagt die Charttechnik?
Zum Zeitpunkt der Analyse (Freitag 11:00 Uhr) notiert der FCOJ-Future-Juli 2011 bei USC 184,00 im Tageschart.
Der FCOJ-Future-Juli 2011 generiert einen RSI-Wert von 58,9743 im Tageschart und befindet sich im neutralen Bereich.
Für den Freitag als Handelstag generiert der FCOJ-Future-Juli 2011 folgende Unterstützungen und Widerstände im Tageschart:
S1/S2/S3 182,48/180,97/180,18 und Widerstände R1/R2/R3 184,78/185,57/187,08.
In der neuen Woche werden wir bei Rohstoff-Alarm wieder neue Positionierungen prüfen und Ihnen direkte Rohstoffinvestmentmöglichkeiten vorschlagen – wie Sie den Rohstoff-Alarm beziehen können, erfahren Sie u.a. auch im weiteren Abspann dieses Artikels.
Denken Sie immer an eine vernünftige und besonnene Weise des Handels mit Derivaten. Derivate können Ihnen im wahrsten Sinne des Wortes die Schuhe ausziehen. Beherzigen Sie immer eine genaue Risikoprüfung und haben Sie Ihr Risiko- und Moneymanagement im Griff und vor allem sich selbst und Ihre Gefühle bei jedem eingegangenen Trade. Sie handeln nicht gegen den Markt, sondern nur gegen sich selbst! Jeden einzelnen Handelstag!
Ich wünsche allen Rohstoff-Tradern und Rohstoff-Interessierten ein erholsames langes Pfingst-Wochenende und einen erfolgreichen Start in die neue Rohstoff-Handelswoche!
( Dirk Friczewsky, Chefanalyst Rohstoff-Alarm )
Wollen auch Sie von der Entwicklung an den Rohstoffmärkten profitieren?
Testen Sie die Handelsempfehlungen vom Rohstoff-Alarm kostenlos und unverbindlich für zwei Wochen!
Rohstoff-Alarm gibt Ihnen Handelsempfehlungen zu den am Markt gehandelten Rohstoffen. Sie bekommen Ein- und Ausstieg und das dazu passende Derivat empfohlen. Unsere Kunden bekommen Handelssignale via Mail.
Unterstützt durch die Technische Analyse mittels Indikatoren sowie durch ein umfassendes Marktscreening erhalten Sie Handelssignale, die Sie sofort umsetzen können.
Melden Sie sich doch heute noch für ein kostenloses Testabo bei Rohstoff-Alarm an und überzeugen Sie sich selbst von der Performance unserer Handelssignale.
Folgen Sie uns auch auf Twitter: http://twitter.com/rohstoffalarm
Themen im Artikel
Infos über Finanznachrichten
Disclaimer & Risikohinweis
Die bereitgestellten Informationen und Materialien dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine Anlageberatung dar. Sie ersetzen nicht die individuelle Beratung durch einen qualifizierten Finanzberater. Leser sollten eigenverantwortlich handeln und sich umfassend informieren, insbesondere durch die Lektüre relevanter Börsenprospekte und anderer offizieller Dokumente. Für weiterführende Informationen wird empfohlen, die jeweilige Webseite des Herausgebers zu konsultieren. Der Autor übernimmt keine Haftung für Verluste oder Schäden, die direkt oder indirekt aus der Nutzung oder dem Vertrauen auf die bereitgestellten Inhalte entstehen.
Offenlegung gemäß § 80 WpHG zwecks möglicher Interessenkonflikte: Der Autor kann in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten investiert sein. Die Autoren der Veröffentlichungen verfassen diese Informationen auf eigenes Risiko. Analysen und Einschätzungen werden nicht in Bezug auf spezifische Anlageziele und Bedürfnisse bestimmter Personen erstellt. Veröffentlichungen, die bestimmte Situationen an den Finanzmärkten kommentieren sowie allgemeine Aussagen hinsichtlich der Finanzmärkte, stellen keine Beratung dar und können nicht als solche ausgelegt werden. Der Autor haftet nicht für Verluste, die direkt oder indirekt durch getroffene Handlungsentscheidungen in Bezug auf die Inhalte der Veröffentlichungen entstanden sind.
Investitionen in Wertpapiere und andere Finanzinstrumente sind mit erheblichen Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Totalverlusts des eingesetzten Kapitals. Leser sollten sich der Risiken bewusst sein und vor Investitionsentscheidungen eine unabhängige und professionelle Beratung in Anspruch nehmen.
Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. Die dargestellten Informationen können durch aktuelle Entwicklungen überholt sein. Es wird keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der bereitgestellten Inhalte übernommen.
Für weiterführende Informationen wird empfohlen, die jeweilige Webseite des Herausgebers zu konsultieren.