Strategie schlägt Impuls: Das richtige Timing beim Anlegen
Dass der DAX seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent nachgab und viele Anleger verunsichert und nervös sind, überrascht daher nicht wirklich.
So stieg der VDAX New – er misst die implizite Volatilität für den DAX auf Sicht der kommenden 30 Tage – in den vergangenen zwölf Monaten von etwa 15 auf aktuell rund 28 Punkte an, dies entspricht einem Anstieg um rund 75 Prozent.
Problematisch ist dies vor allem auch deshalb, weil viele Anleger insbesondere in solch unsicheren Zeiten zu Market Timing neigen, also durch gezielte Käufe und Verkäufe von Aktien versuchen, ihr Portfolio selber zu optimieren.
Aber: Verlässlich in die Zukunft blicken, kann niemand. Und so ist es auch keine allzu große Überraschung, dass Anleger in der Regel daran scheitern, den perfekten Kauf- beziehungsweise Verkaufszeitpunkt zu erwischen, das zeigen Studien immer wieder.
Doch welche Konsequenzen müssen ETF-Anleger hinnehmen, die der Versuchung nicht widerstehen können und sich in Market Timing versuchen?
Wie fällt deren Rendite im Vergleich zu jenen ETF-Anlegern aus, die einen weniger impulsiv gesteuerten Vermögensaufbau anstreben und ihrer einmal gewählten Strategie treu bleiben?
So fällt die Performance im direkten Vergleich aus
Wir von Ginmon wollten es genau wissen. Im Rahmen einer Fallstudie mit echten Kundendaten haben wir Ginmon-Kunden, die keine Änderungen ihrer einmal gewählten Strategie vornehmen, mit jenen Ginmon-Kunden verglichen, die ihre ursprünglich gewählte Strategie im Beobachtungszeitraum selbstständig ändern und/oder Einzahlungen beziehungsweise Auszahlungen vornehmen.
Ausgangslage war, dass alle untersuchten Ginmon-Kunden mit der Anlagestrategie „invest 7“ starteten. Die Ginmon-Strategie „invest 7“ investiert zu rund 64 Prozent in Aktien-ETFs, 26 Prozent fließen in Anleihe-ETFs und 4 beziehungsweise 6 Prozent werden in Rohstoff-und Immobilien-ETFs angelegt.
„invest 7“ stellt bei Ginmon-Kunden die beliebteste Strategie dar.

Quelle: Ginmon
Der hellrot schaffierte Bereich gibt die Anzahl der durchschnittlichen Aktivitäten pro Kunde pro Monat an.
Die Grafik zeigt deutlich, dass Ginmon-Kunden, die sich selbstständig in Market-Timing versuchten, eine deutlich geringere Rendite erzielten als Anleger, die keine Änderungen der Strategie „invest 7“ vorgenommen haben.
Während die Ginmon-Strategie „invest 7“ im genannten Zeitraum auf eine Rendite von gut 48,2 Prozent kommt, erzielte der durchschnittliche Market Timing-Kunde lediglich ein Plus von rund 9,6 Prozent.
Summa summarum beläuft sich der Renditeunterschied somit auf stattliche 38,6 Prozent. Für die aktiven Ginmon-Kunden wäre es also deutlich besser gewesen, nichts zu tun.

Quelle: Ginmon
Hin und her macht die Taschen leer
Die Analyse offenbart noch eine weitere spannende Korrelation. Immer dann, wenn es an den Märkten besonders turbulent zuging, haben die Market Timer gegenüber dem Musterportfolio „invest 7“ vergleichsweise kräftig an Boden verloren.
Besonders deutlich wird dies in der Phase des Corona-Crashs Anfang 2020. Allein in diesem kurzen Zeitraum wuchs der Renditeunterschied der beiden untersuchten Portfolien um über 16 Prozentpunkte.
Aber auch in den zuletzt recht herausfordernden Börsenwochen hat das Market Timer-Portfolio nochmals signifikant schlechter abgeschnitten als das Musterportfolio.
Anstatt gerade in schwierigen Marktphasen die Ruhe zu bewahren und die Verluste „auszusitzen“, neigt der durchschnittliche Market Timer offenbar dazu, sich von der Nervosität an der Börse anstecken lassen, seine Aktivitäten zu erhöhen und somit in der Regel weiter an Boden zu verlieren.
So zeigt die Grafik „Aktivitätsindex Market Timer“, dass der durchschnittliche Ginmon-Kunde, der Market Timing betrieben hat, sowohl rund um den Corona Crash als auch im Frühjahr 2021 recht aktiv war – beides Zeiträume, in denen sich die Renditedifferenz zum Ginmon-Musterportfolio vergleichsweise stark erhöhte.
Und, was sich noch zeigt: Im Zeitverlauf hat die Aktivität im durchschnittlichen Market Timer-Depot von rund 0,3 Aktivitäten pro Monat und pro Kunde im Jahr 2017 auf einen Jahresdurchschnitt von einer Aktivität in 2021 und 2022 sukzessive zugenommen – und dies ganz offensichtlich nicht zum Vorteil der aktiven Kunden.

Quelle: Ginmon
Themen im Artikel
Infos über Ginmon Vermögensverwaltung GmbH
Der 2014 von Lars Reiner und Ulrich Bauer gegründete digitale Vermögensverwalter Ginmon bietet Privatkunden Dienstleistungen an, die vorher ausschließlich sehr vermögenden Kunden vorbehalten waren.
Ginmon ist einer der führenden unabhängiger Robo-Advisor Deutschlands und bietet Privatan...