Wachsende Inflationssorgen belasten US-Dollar

Helaba: Der US-Dollar wertete in den letzten Wochen ab und gab damit seine Gewinne aus dem ersten Quartal weitgehend ab. Der Euro-Dollar-Kurs stieg über 1,22. Europa hat den Impfturbo gezündet und bekommt die Corona-Pandemie zunehmend besser in den Griff.

Entsprechend verbessern sich die konjunkturellen Aussichten in der Eurozone, die USA büßen ihren relativen Wachstumsvorteil ein.

Daneben wachsen aber auch die Inflationssorgen: Wie wirken sich diese auf den US-Dollar aus?

 

Höhere Inflation: gut oder schlecht für eine Währung?

In den Lehrbüchern scheint es eindeutig: In einem Land mit einer höheren Inflation muss die Währung abwerten, da sie an Kaufkraft verloren hat. Für Hochinflationsländer wie Argentinien oder die Türkei trifft das durchaus zu.

Bei vielen anderen Währungen hilft die Theorie der Kaufkraftparität indes gerade auf die kurze und mittlere Sicht wenig. Demnach läge der „faire“ Euro-Dollar-Kurs schon seit vielen Jahren über 1,30, wo der Wechselkurs das letzte Mal 2014 notierte.

Steigende Inflationsraten bzw. -erwartungen gehen häufig auch mit höheren Zinsen einher. Tatsächlich hat bei 10-jährigen Staatsanleihen der US-Renditevorteil gegenüber dem Euro seit September spürbar zugenommen. Daher könnte man genau umgekehrt argumentieren, dass wegen einer höheren Inflation eine Notenbank zu einer strafferen Geldpolitik gezwungen wird.

Über den damit verbundenen Zinsvorteil würde eine Währung sogar attraktiver – trotz gestiegener Teuerung.

 

 

Dann gibt es noch das Henne-Ei-Problem (was war zuerst da?). Eine schwache Währung kann zu einer höheren Inflation führen, weil sich dadurch Importe verteuern. Auch das passierte in der Historie, erklärt aktuell allerdings kaum die erhöhte US-Teuerung.

Es geht sogar noch komplizierter: In einem global optimistischen Konjunkturumfeld ziehen die Inflationserwartungen an den Kapitalmärkten und später auch die Inflation an. Angesichts einer dann zunehmenden Risikoneigung ist der US-Dollar als vermeintlich sicherer Anlagehafen weniger gefragt und wertet daher ab.

Die Risikoneigung an den Finanzmärkten ist ein hilfreicher, aber leider nicht immer zuverlässiger Indikator.

 

Zögerliche Fed belastet Dollar

Jetzt, wo der Leser komplett verwirrt sein dürfte – wie ist es wirklich? Gerade sehr hohe Inflationsraten gingen eher mit einem schwächeren Dollar einher. Dies ist aber jenseits von Sondereffekten
keinesfalls ausgemacht.

Viel wichtiger ist, dass die US-Notenbank aktuell nicht bereit ist, ernsthaft gegenzusteuern. Laut Sitzungsprotokoll überlegen die Mitglieder lediglich, ob sie in den kommenden Sitzungen eine Diskussion über eine Anpassung der Anleihekäufe beginnen sollen. Eine Zinswende ist noch weit weg.

In den letzten Wochen ist der US-Renditevorteil gegenüber dem Euro sogar gesunken. Das gilt auch für inflationsbereinigte Renditen. Grundsätzlich muss eine höhere US-Inflation den Dollar nicht belasten – auch in der Eurozone steigen die Preise –, aber derzeit ist es so.

Der Euro-Dollar-Kurs dürfte daher auf 1,25 klettern.

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