Welche Zentralbank handelt am entschlossensten?

Société GénéraleWird der Ton bei einigen weniger scharf?

Die EZB hat mit 75 Basispunkten vorletzte Woche schon gut vorgelegt.

Diese Woche ist aufgrund der zahlreichen Zentralbanksitzungen wieder die Frage: Wer macht am meisten? Wer hört sich vielleicht weniger scharf an? Wer wird wie stark in die Vollen gehen? Wer wird die Markterwartungen erfüllen, wer könnte enttäuschen, wer überraschen?

 

Riksbank (Schwedische Krone)

Den Auftakt macht morgen die Riksbank. Nach den überraschend hohen Inflationszahlen der letzten Monate, die über den Erwartungen der Riksbank lagen, ist klar, dass sie ihre Inflationsprognosen erheblich nach oben anpassen und auf die Preisgefahren reagieren muss.

Ein Zinsschritt um 75 Bp auf 1,50% ist eingepreist, sodass die Riksbank ihren Zinspfad deutlich anheben und sich restriktiv anhören muss, um der SEK auf die kurze Sicht Aufwärtspotential zu verleihen.

Ich möchte einen Schritt um 100 Bp nicht vollkommen ausschließen, bin aber skeptisch. In diesem Fall würde die Krone jedoch einen erheblichen Aufwärtsschub sehen.

 

 

Fed

Mit Argusaugen wird natürlich die Fed-Zinsentscheidung am Mittwoch erwartet. Der Markt ist sich noch unschlüssig, ob die Fed 75 oder 100 Bp liefert. Klar ist aber, dass die Fed-Projektionen vom Juni für den Leitzins sowieso zu niedrig sind.

Die große Frage ist weniger die Höhe des Zinsschritts diese Woche, sondern eher: Wie hoch gehen die Ratsmitglieder beim Hochpunkt ihrer Zinserwartungen? Liegt der erwartete Hochpunkt deutlich höher als die rund 4,5%, die der Markt einpreist; das heißt, der gesamte Zinspfad steigt und die Fed bestärkt ihre massiv restriktive Haltung?

Oder ist der Hochpunkt gemäß der neuen Projektionen nur unwesentlich höher, sodass die Fed etwas mehr Frontloading signalisiert, aber keinen deutlich restriktiveren Ansatz? Ein signifikantes Anheben der Projektionen würde dem USD Aufwind geben, ansonsten dürfte der Greenback nur moderat von der Zinsentscheidung profitieren.

 

BoE

Bei der Bank of England ist noch unklar, ob sie am Donnerstag 50 oder 75 Bp liefern wird, aber so oder so sehen wir für das Pfund wenig Aufwärtspotential.

 

SNB

Die Schweizerische Nationalbank dürfte meines Erachtens, nachdem sie im Juni mit ihrer Zinserhöhung der EZB zuvorgekommen war, diesmal den gleichen Schritt wie die EZB liefern, das heißt 75 Bp auf 0,50%. Damit geht die SNB kein großes Risiko ein, denn der Markt preist diesen Schritt ein, sodass der Effekt auf den Franken gering sein sollte.

Zeigt sich die SNB jedoch im Statement überraschend moderat, was weitere Zinserhöhungen anbelangt, könnte dies den CHF unter Abwärtsdruck setzen, was meines Erachtens nicht im Sinne der SNB ist, die ja nun auch gegen einen zu schwachen Franken intervenieren möchte.

Ich gehe deshalb davon aus, dass sie ähnlich wie die EZB ihre Entscheidung “von Sitzung zu Sitzung” treffen wird (wobei die nächste erst im Dezember ist) und sich weiterhin restriktiv anhören wird.

Dass die SNB verbal schnell drehen kann, sollte es notwendig werden (bswp. im Fall einer scharfen Energiekrise), hatte sie im Frühjahr ja schon bewiesen. Sie dürfte sich deshalb die “restriktive Tür” erst einmal offenhalten, was den Franken generell stützen sollte.

Ganz ausschließen möchte ich einen Schritt um 100 Bp nicht, denn die SNB könnte versuchen, mehr auf Frontloading zu setzen, um den Leitzins schneller von der Nulllinie wegzubekommen – für eine Überraschung ist die SNB immer gut. Ein solch großer Schritt wäre sicherlich positiv für den CHF.

 

 

Norges Bank (Norwegische Krone)

Die Norges Bank erhöhte im August erneut um 50 Bp auf 1,75% und stellte weitere Erhöhungen sowie eine Anhebung des Zinspfads im September in Aussicht. Der Markt preist 50 Bp ein. Insofern müsste die Norges Bank ihren Zinspfad deutlich anheben und ein falkenhaftes Statement liefern, um der NOK zusätzlichen Rückenwind zu geben.

Die jüngste regionale Unternehmensumfrage zeigte aber, dass die Risiken für das Wachstum zugenommen haben. Außerdem könnte die Inflation langsam ihren Hochpunkt erreichen. Insofern ist nicht sicher, ob sich die Norges Bank am Donnerstag noch deutlich restriktiver zeigt als zuvor.

Ich fürchte, sie wird eher etwas mehr Betonung auf die Abwärtsrisiken für die Konjunktur legen. Daher sehe ich wenig Aufwärtspotenzial für die NOK.

 

BoJ

Wer am wenigsten bzw. gar nichts machen wird, steht zumindest schon fest. Die BoJ wird meines Erachtens weiterhin unerschütterlich an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten und keinerlei Signale in Richtung Normalisierung senden.

Im Gegenteil: die Aussicht auf schwächeres Wachstum der Weltwirtschaft und die Tatsache, dass die Inflationsraten in den kommenden Monaten möglicherweise den Hochpunkt wirklich überschritten haben könnten, dürfte die BoJ in ihrer Haltung bestätigen.

Weshalb ich auch den Yen als die schwächste Währung in dieser Woche sehe. Ich kann mir gut vorstellen, dass USD-JPY im Wochenverlauf die 150-Marke anpeilt, vor allem, wenn die Fed sich weiterhin äußerst restriktiv geben sollte.

Müsste ich eine Rangliste aufstellen, welche Notenbank am falkenhaftesten ist, würde ich an der Spitze die Fed sehen, auf gleichem Rang die SNB und die Riksbank, danach die Norweger, dann die BoE und als Schlusslicht die BoJ. Das größte Überraschungspotential sehe ich bei SNB und Riksbank.

 

 

Nach den Daten ist vor der Bank of England

Die Datenveröffentlichungen letzte Woche aus Großbritannien haben einmal mehr das Dilemma der Bank of England (BoE) vor Augen geführt:

Einerseits ist der Preisdruck sehr hoch und der enge Arbeitsmarkt birgt das Risiko, dass die Teuerung weiter anzieht.

Andererseits belasten die hohen Preise die privaten Haushalte. So sind die Einzelhandelsumsätze im August kräftig zurückgegangen und verstärken die Konjunktursorgen.

Am Donnerstag wird die BoE über ihren Leitzins entscheiden. Die hohe Inflation macht eine weitere Straffung der Geldpolitik notwendig, das steht außer Frage. Aber wird sich die BoE als entschlossene Inflationsbekämpferin präsentieren und den Leitzins um 75 Bp erhöhen oder wird sie mit Blick auf die Risiken für die Konjunktur weiterhin zögerlich agieren und den Leitzins nur um 50 Bp anheben?

Auf die Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze am Freitagmorgen hat der Devisenmarkt verschnupft reagiert und das Pfund geriet unter Abwertungsdruck. Dies dürfte die Sorge am Markt widerspiegeln, dass die BoE die Inflation nicht so schnell in den Griff bekommen wird.

Die Sorgen diesbezüglich dürften im Vorfeld der BoE-Sitzung weiter anhalten und das Pfund belasten. Ob es der BoE am Donnerstag dann gelingt, mit einer beherzten Zinserhöhung und falkenhaften Kommentaren dem Pfund Unterstützung zu bieten, bleibt abzuwarten. So richtig glauben kann ich daran ehrlich gesagt nicht.

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