Dax unter 24.000 Punkten – steigende Zinsen und politische Unsicherheit belasten die Finanzmärkte
Die erste Handelswoche im traditionell eher schwierigen Börsenmonat September hat einen Vorgeschmack darauf gegeben, was noch kommen könnte. Das für die Weltwirtschaft schon hohe handelspolitische Zollrisiko trifft nun auf ein gestiegenes Staatsschuldenrisiko, nicht nur, aber insbesondere im Euroraum.
Damit kommt der Rentenmarkt als sicherer Anlagehafen weniger in Frage als Gold.
Mit knapp 3.580 US-Dollar je Feinunze wurde hier zuletzt ein erneutes Rekordhoch erreicht – das nunmehr 53ste in diesem Jahr.
Am Rentenmarkt dürfte die Nervosität hoch bleiben, auch wenn der Verkaufsdruck im Wochenverlauf nachgelassen hat.
Zuvor kletterten die Zinsen langlaufender Staatspapiere weltweit – angeführt von US-Treasuries über britische Guilts und französische OAT – auf mehrjährige Hochs. Darin kommen Zweifel über die Schuldentragfähigkeit insbesondere von Staaten mit sehr hoher Verschuldungsquote zum Ausdruck. Dies ist umso relevanter, je mehr die Weltwirtschaft wegen der zunehmenden Handelshemmnisse unter Druck gerät.
Ein Teufelskreis zwischen Zöllen und Schuldendruck könnte sich etablieren, insbesondere wenn die Ausgangslage von politischer Instabilität geprägt ist.
In Frankreich ist das der Fall.
Am 8. September wird Premierminister Bayrou die Vertrauensabstimmung mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren. Dann könnte Präsident Macron einen Nachfolger ernennen, der Maßnahmen zur Defizitsenkung vornimmt.
Falls bis Jahresende dennoch kein Budget verabschiedet werden kann, dürfte das Parlament den Haushalt 2025 mit einem Sondergesetz zunächst verlängern.
Dennoch dürfte der Schuldendruck den Risikoaufschlag französischer Staatsanleihen auf erhöhtem Niveau halten.
Sollte sich Präsident Macron für eine Auflösung des Parlaments und Neuwahlen entscheiden, könnten die jüngsten Risikoaufschläge noch einmal getoppt werden.
Die Anleger schielen schon darauf, ob bzw. wie die EZB in ihrer geldpolitischen Sitzung hier Stellung beziehen wird .
Die Aktienmärkte haben sich vom Septemberblues anstecken lassen.
Der deutsche Leitindex DAX ist unter die Schwelle von 24.000 Punkten gerutscht und verbucht in der ablaufenden Handelswoche einen Verlust.
Es sind derzeit eher positive Vorgaben der US-Börsen, die den DAX zuletzt stabilisiert haben.
Hierzulande fehlt es an politischen wie konjunkturellen Impulsen, während in den USA vor allem die Hoffnung auf Leitzinssenkungen der Fed trägt.
In der Berichtswoche stehen die US-Verbraucherpreise zur Veröffentlichung an.
Ob diese die allgemeine Markterwartung einer Zinssenkung im September ins Wanken bringen können, ist zweifelhaft. Für die deutschen wie auch europäischen Aktienmärkte bräuchte es darüber hinaus konjunkturelle Impulse. In der Berichtswoche sollten deshalb die französische und die deutsche Industrieproduktion Beachtung finden. Der leichte Anstieg der Euro-Inflation von 2,0 % auf 2,1 % im August ist auf den ersten Blick keine große Bewegung. Allerdings scheint das Jahrestief im Mai mit 1,9 % ausgelotet worden zu sein. Seither weist der Trend nach oben.
Die Kernrate der Inflation notiert seit Mai unverändert bei 2,3 % und liegt damit seit rund vier Jahren über dem EZB-Ziel von 2 %.
Der zuletzt inflationsdämpfende Rückgang der Energiepreise wird tendenziell schwächer. Das Gesamtbild ist damit nicht so positiv, um aus Sicht der Mehrheit im EZB-Rat eine weitere Zinssenkung zu beschließen. Diese Einschätzung dürfte durch die neuen Quartalsprognosen der EZB-Volkswirte gestützt werden. Bei der Sitzung werden auch andere Themen eine wichtige Rolle spielen.
So wird vermutlich über die Gefahren diskutiert, die von einer von Trump kontrollierten US-Notenbank ausgehen könnten.
Vor allem eine damit drohende Dollar-Schwäche könnte nicht nur eine Bürde für die Konjunktur in Europa werden, sondern das gesamte globale Finanzgefüge durcheinanderwirbeln.
Ein weiteres Thema wird vermutlich die politische und fiskalische Instabilität Frankreichs sein. Beide Themen vermischen sich zur allgemeinen Sorge vor steigenden Risikoaufschlägen an den globalen Anleihemärkten. Das Thema Staatsverschuldung betrifft viele Länder und der jüngste Anstieg der Renditen bei ultralangen Laufzeiten spiegelt diese Entwicklung wider.
So ist der Spread zwischen 30jährigen und 10jährigen Bundesanleihen seit Ende letzten Jahres von 20 Basispunkten auf zuletzt 65 Basispunkte gestiegen.
Allerdings entsprach dies in etwa dem Durchschnittswert seit der Finanzkrise bis zur Zinswende der EZB (2008–2022).
In der Spitze lag der Spread in diesem Zeitraum sogar bei rund 100 Basispunkten.
Auch in Frankreich liegen die Werte noch nicht außerhalb des langfristigen 30/10-Renditebandes.
Anleger gehen aus dem Risiko
Dass die Situation gleichwohl von Unsicherheit geprägt ist, zeigt ein Blick auf die Spreads gegenüber Bundesanleihen.
Obwohl die Bund-Rendite ebenfalls bereits erhöht ist, hat der Aufschlag für 10jährige französische Staatsanleihen mit fast 90 Basispunkten.
Disclaimer & Risikohinweis
Themen im Artikel