Anleihen: Flucht in Sicherheit – sogar über einen großen Zinsschritt im Oktober wird spekuliert

Die Anleiherenditen sind auf Wochensicht deutlich gesunken. Bei den zehnjährigen Bundesanleihen ging es von 2,68 Prozent auf 2,55 Prozent bergab.

Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries fiel von 4,11 Prozent auf 3,95 Prozent und damit erstmals seit April wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 4,0 Prozent.

„Die Rentenbullen haben damit eine bedeutende technische Hürde für weitere Kurszuwächse genommen“, analysiert Elmar Völker von der LBBW.

Die Gründe für den Rendite-Rückgang

Seiner Ansicht nach ist es aktuell vor allem die „Flucht in die Sicherheit“, die die Anleihekurse haussieren und die Renditen purzeln lässt. Der Renten-Spezialist nennt konkret die neuen Sorgen vor einem globalen Handelskrieg mit negativen Auswirkungen auf die Weltkonjunktur als „einen von mehreren Gründen für den deutlichen Kursrückenwind an den großen Staatsanleihemärkten beiderseits des Atlantiks“.

Hinzu kommen die jüngsten Hiobsbotschaften aus dem US-Regionalbankensektor und „dovishe“ Äußerungen führender US-Notenbanker. Deren Statements „deuten mehrheitlich auf die Möglichkeit einer baldigen Zinssenkung hin“, wie Ralf Umlauf von der Helaba erklärt.

Unter anderem hatte Fed-Chef Jerome Powell diese Woche auf Abwärtsrisiken am Arbeitsmarkt verwiesen.

Völker sieht sogar die Möglichkeit neuer Spekulationen über einen „großen“ Zinsschritt am 29. Oktober.

Dazu könne es kommen, wenn sich die Sorgen um die Kreditqualität im US-Bankensektor ausweiten.

 

 

Markttechnik versus Fundamentals

Hierzulande stärkt der Rutsch der 10-Jahres-Rendite auf den tiefsten Stand seit rund vier Monaten aus markttechnischer Sicht die Wahrscheinlichkeit eines „anhaltenden renten-bullishen Trends“, schreibt der LBBW-Stratege. Nahrung erhält diese These durch den Ausbruch aus der seit Juli etablierten engen Handelsspanne zwischen 2,60 und 2,80 Prozent.

Final entschieden wird die Richtung an den Anleihemärkten laut Völker aber von der weiteren Entwicklung im US-Regionalbankensektor sowie dem Konflikt zwischen den USA und China. Sollten die Parteien in den kommenden Wochen auf Deeskalationskurs gehen, „dann dürften die jüngsten Kursaufschläge am Staatsanleihemarkt wieder korrigiert werden“.

 

 

Risikoaufschläge bei Corporate Bonds

Bei den europäischen Unternehmensanleihen fielen die Kurszuwächse in den vergangenen Tagen vergleichsweise gering aus.

Grund hierfür sind laut Pascal Reichert von der Commerzbank die gestiegenen Risikoaufschläge.

 

„Ausgelöst durch Rücksetzer am US-Markt für Corporate Bonds haben Investoren auch die Risikoprämien europäischer Unternehmensanleihen neu bewertet“, erklärt der Renten-Experte.

 

Raffaele Antacido von der ICF Bank meldet derweil starke Nachfrage nach Anleihen deutscher Autohersteller. Gefragt ist vor allem ein im April 2028 fälliger Bond von Volkswagen mit einer Rendite von derzeit 2,60 Prozent (<XS2152061904 >). „VW konnte die Absatzschwäche in China und den USA durch Zuwächse in Zentral- und Osteuropa sowie Südamerika fast vollständig kompensieren“, fasst der Rentenhändler die Entwicklung im dritten Quartal zusammen.

 

Volkswagen Chart

 

Absturz der Pandion-Anleihe

Starke Kursbewegungen verzeichnete die offiziell nur noch wenige Monate laufende Anleihe der Pandion AG (DE000A289YC5). Der Immobilienentwickler hatte zu Wochenbeginn den Abschluss einer Finanzvereinbarung mit einem Investor in Höhe von 100 Mio. Euro im Rahmen der laufenden Neustrukturierung der Finanzierung gemeldet.

„Spekulationen um eine Konditionsanpassung der bestehenden Anleihe haben zu einer Verkaufswelle geführt“, berichtet Antacido. Der Kurs der Anleihe fiel auf Wochensicht von 79 Prozent auf 62 Prozent. Vor einem Monat notierte der Bond noch bei über 90 Prozent.

Wie schon in der Vorwoche erfreut sich auch diesmal die im Jahr 2039 fällige AUD-Anleihe der New South Wales Treasury Corp. (AU3SG0003270) großer Beliebtheit.

Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank meldet hier anhaltende Käufe. Die Anleihe rentiert trotz gestiegener Kurse immer noch mit über 5,0 Prozent.

 

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