3. Quartal 2022 im Zeichen der Zinswende

FCF Fox Corporate Finance: Die neueste Ausgabe des Kredit- & Zinsmonitors zeigt auf, dass die „Zinswende“ inzwischen in vollem Gange ist.

Wie die Münchner Finanzierungsberatung FCF Fox Corporate Finance in ihrer neu veröffentlichten Studie aufzeigt, zahlen damit Unternehmen für neue Finanzierungskredite so hohe Zinsen wie seit über 8 Jahren nicht mehr.

Die durchschnittlichen Zinsen für Unternehmenskredite in Deutschland (“Kreditzinsen”) hatten Anfang der 1980er Jahre einen Höhepunkt von deutlich über 10% erreicht. Bis 2016 folgten dann fast 40 Jahre sinkender Zinsen (bis auf ca. 1%).

In den darauffolgenden sechs Jahren schwankten die Zinsen um historische Tiefstände bei ca. 1.0% bis 1.5%, bevor sie seit Anfang des Jahres 2022 wieder – zunächst moderat, ab dem zweiten Quartal jedoch zunehmend rapider – auf über 4.0% im Oktober 2022anstiegen.

Der Zinsanstieg wird insb. getrieben durch die hohen Inflationsraten in Deutschland, im Euroraum sowie in den USA und die hierdurch ausgelösten Leitzinserhöhungen – aber auch durch wieder deutlich höhere Kreditmargen (d.h. höhere Risikoaufschläge) bei den kreditgebenden Banken.

Im Oktober / November 2022 hat sich der Zinsanstieg etwas abgebremst: Die Kreditzins gingen leicht zurück auf etwa 3.8%.,

 

 

Entwicklung der Leitzinsen und Prognose

Die letzten Zinssprünge waren teils dramatisch, mit Steigerungsraten von mehr als 60% (250bps) innerhalb der Quartale Q3-Q4/2022.

Trotz des zwischenzeitlich leichten Zinsrückgangs in den letzten 4 Wochen ist aufgrund der nach wie vor hohen Inflation und weiterer avisierter Leitzinserhöhungen nach wie vor mit steigenden Zinsen zu rechnen.

 

Zins- & Kreditmonitor Q3/2022 - Leitzinsen; Quelle: FCF

Zins- & Kreditmonitor Q3/2022 – Leitzinsen; Quelle: FCF

 

Das aktuelle Finanzierungsumfeld ist weiterhin positiv

Historisch gesehen bewegen sich die Zinsen aktuell aber nach wie vor auf einem recht niedrigen Niveau. Die deutschen Banken gehen darüber hinaus einer Umfrage der Bundesbank zufolge davon aus, dass sich die Kreditkonditionen im dritten Quartal 2022 bereits deutlich verbessert haben und sich dieser Trend auch im vierten Quartal fortsetzen wird.

“Allerdings ist die Entwicklung der Kreditkonditionen in den letzten Quartalen oftmals hinter den (zu) positiven Erwartungen der Banken zurückgeblieben. Auch können wir die angeblich positive Entwicklung der Kreditkonditionen im letzten Quartal empirisch nicht nachvollziehen. Zumindest für Kreditnehmer aus dem Mittelstand haben sich Konditionen wie Zinsen, Marge, Laufzeit, Sicherheiten oder Covenants zumindest nicht verbessert – eher sind diese Punkte sogar leicht verschärft worden.”
Kai Frömert, Managing Director bei FCF.

In den vergangenen zwölf Monaten haben insbesondere die Auslands- und Landesbanken sowie Sparkassen ihre Kreditvergabe nochmals ausgeweitet, während die anderen Bankengruppen bereits zurückhaltender waren; bei den Hypothekenbanken war bereits ein Rückgang bei der Neukreditvergabe zu verzeichnen.

Der Bankenmarkt ist nach wie vor sehr aufnahmefähig für neue Finanzierungen mit im historischen Vergleich noch immer recht guten Konditionen – insbesondere für Firmen mit guten Bonitäten (d.h. Investment Grade, aber auch höheres Sub-Investment Grade).

Dieses Fenster könnte sich jedoch in den nächsten Monaten recht schnell schließen, insbesondere für Firmen mit niedrigeren Ratings im Rating-Bereich von “BB” und darunter.

 

Zins- & Kreditmonitor Q3/2022 - Kreditkonditionen; Quelle: FCF

Zins- & Kreditmonitor Q3/2022 – Kreditkonditionen; Quelle: FCF

 

Die Makroökonomischen Rahmendaten weisen darauf hin, dass weitere Zinserhöhungen folgen werden

Die Inflation in Deutschland ist mit über 11% auf dem höchsten Stand seit 1951, die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) liegt mit aktuell 5% ebenfalls deutlich über dem 2%-Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB).

Der harmonisierte Verbraucherpreisindex liegt im für die EZB wichtigen Euroraum bei 10,7% und die Kerninflationsrate inzwischen bei 5,0%.

Beides ist weit über dem 2%-EZB-Inflationsziel. In allen 19 Mitgliedstaaten des Euroraums liegt die Gesamtinflation derzeit deutlich über dem EZB-Ziel von 2%.

 

 

Die Inflation in den USA ist seit dem Januar 2022 wieder unter die 8%-Marke gefallen, nachdem die FED Januar 2022 Zinserhöhungen angekündigt und zwischenzeitlich die Leitzinsen bereits sechs Mal um insgesamt 3.75% auf 4.0% angehoben hat.

Die EZB wird – trotz der 3 bereits erfolgten Leitzinserhöhungen um insg. 2% – auch weiterhin an der Zinsschraube drehen um die Inflation in der Griff zu bekommen. Inwiefern dies jedoch sinnvoll ist bzw. dazu beitragen kann, die Inflation nachhaltig zu senken, sei dahingestellt.

Arno Fuchs, CEO von FCF ist sich sicher: “Auch die erwartete Neuverschuldung der Bundesrepublik (und anderer EU-Staaten) in Zusammenhang mit der Corona-Krise sowie der Ukraine-Krise sprechen für kurz- bis mittelfristige weitere Zinserhöhungen, wir sind noch nicht am Ende des aktuellen Zinszyklus angelangt.”

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