Anleihen: „Kleines Beben“ erstmal vorbei
Der Sturm am Anleihemarkt hat sich gelegt. Am Dienstag waren die Kurse langlaufender Staatsanleihen weltweit stark unter Druck geraten – so stark wie schon lange nicht mehr. Im Gegenzug kletterte die Rendite dreißigjähriger Bundesanleihen auf den höchsten Stand seit 2011, die britischer Staatsanleihen gleicher Laufzeit auf den höchsten Stand seit 1998. In den USA, Japan, Australien und anderen europäischen Ländern sah es ähnlich aus. Hintergrund sind die Sorgen um die extrem hohe Staatsverschuldung.
Das „kleine Beben“ war schnell wieder vorbei, wie Arthur Brunner von der ICF Bank berichtet. „Game Changer war die Neuemission japanischer Staatsanleihen am Mittwoch, die vom Markt gut angenommen wurde“, erklärt er. Auch neue spanische und italienische Staatsanleihen seien deutlich überzeichnet gewesen.
Nach zwischenzeitlich 2,8 Prozent lag die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen am Freitagmittag wieder bei 2,71 Prozent, die dreißigjähriger bei 3,36 Prozent nach in der Spitze 3,41 Prozent. „Der neue Goldpreisrekord signalisiert aber die anhaltend hohe Unsicherheit“, bemerkt Brunner.
Problemlose Auktion französischer Staatsanleihen
„Danach dürfte es weiter keine politischen Mehrheiten für eine Sanierung der angeschlagenen französischen Staatsfinanzen geben“, stellt Commerzbank-Analyst Ralph Solveen fest. Ohne Konsolidierung werde die Schuldenquote des Landes von aktuell 120 Prozent des BIP auf 150 Prozent steigen.
Die mit Spannung erwarteten Auktionen neuer französischer Staatsanleihen am Donnerstag verliefen allerdings ohne größere Probleme, wie Helaba-Analyst Ralf Umlauf berichtet. Der Renditeaufschlag gegenüber Bundesanleihen sei im Laufzeitbereich von zehn Jahren wieder deutlich unter die Marke von 80 Basispunkten gesunken.
„Schwäche für Einstieg genutzt“
Außerdem geht es weiter um die Notenbanken: Nächsten Donnerstag steht die nächste EZB-Sitzung an, mit einer Zinssenkung wird am Markt nicht gerechnet. Für die Fed-Sitzung am 17. September ist an den Märkten eine Zinssenkung nun schon mit 98-prozentiger Wahrscheinlichkeit eingepreist, wie die Deutsche Bank erklärt.
Im Handel mit Staats- und staatsnahen Anleihen wurden langlaufende US-Treasuries gekauft, wie Brunner meldet. „Die Schwäche wurde für einen Einstieg genutzt.“
Außerdem sind auf türkische Lira lautende Bonds der European Bank for Reconstruction and Development gefragt, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank erklärt. Bei Fälligkeit 2031 rentieren diese aktuell um 31 Prozent (XS2779805097). „Vielleicht steckt eine Empfehlung dahinter“, vermutet der Händler.
E.ON-Langläufer beliebt
Von den Sorgen am Staatsanleihenmarkt ließ sich die Walter Ludwig-Kundschaft nicht beirren: „Privatanleger sahen die niedrigeren Kurse als Chance und griffen beherzt zu“, beobachtet Daniel. „Die Käufe überwogen deutlich, die Umsätze waren sehr gut“, ergänzt er. Auch langlaufende Papiere seien gut angekommen, etwa von E.ON mit Fälligkeit 2044 und aktuell 4,19 Prozent (XS2791960664).
Käufe meldet er außerdem für Bonds der Lufthansa mit Fälligkeit 2028 und aktuell 2,48 Prozent (XS2892988275) und der Deutschen Post mit Fälligkeit 2032 und 3,04 Prozent (XS3084418907).
Ruhe im High Yield-Segment
Kurzzeitige Abgaben habe zudem der Bond des Entwicklers von Erneuerbare-Energien-Projekten SoWiTec (DE000A2NBZ21) verzeichnet. „Das Unternehmen hat die geplante Teilrückzahlung am 8. November ausgesetzt, die Zinsen sollen aber gezahlt werden“, erläutert Brunner.
Neu am Markt ist eine Anleihe der Deutschen Pfandbriefbank mit Kupon von 3,25 Prozent und Fälligkeit 2028 (DE000A382665), wie Daniel berichtet. „Hier sehen wir Käufe“, erklärt er.
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