Anleihen: Nachfrage nach Corona-Gewinnern

Börse FrankfurtDerzeit sind Aktien gesucht, aber auch sichere Anleihen: Analyst Cem Keltek von der Commerzbank spricht von einer „bemerkenswerten Entkopplung“: „Bei steigenden Aktienkursen sind die Bundrenditen nicht wie im Verlauf des Jahres gestiegen, sondern gefallen.“ Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt am Freitagmorgen bei minus 0,59 Prozent.

Daran ändert auch die nochmals höhere Neuverschuldung des Bundes nichts: Das Defizit soll im kommenden Jahr nun auf 180 Milliarden Euro steigen. Das sind nochmals 20 Milliarden Euro mehr, als das Finanzministerium zuletzt eingeplant hatte.

„Potenzial für Staatsanleihen der Peripherieländer“

Keltek geht allerdings davon aus, dass die Nachfrage nach sicheren Anlagen wegen der Hoffnungen auf einen Impfstoff nicht weiter zunehmen wird. „Hingegen sehen wir bei Staatsanleihen der Peripherieländer und des Semi-Kerns weiteres Potenzial für fallende Risikoaufschläge gegenüber Bonds.“

Insbesondere Italien und Frankreich dürften von den Hilfen der EU und EZB profitieren. Für Spanien ist die Bank weniger optimistisch: Die Pandemie belaste die dortige Wirtschaft vergleichsweise stärker.

 

 

Online-Händler profitieren von Corona-Einschränkungen

Gefragt im Handel mit Unternehmensanleihen sind Bonds des Online-Versandhändlers Otto Group, zu dem auch der Paketdienst Hermes gehört. „Otto ist ganz klar Nutznießer der Krise“, stellt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierbank fest. Anleger kauften zum Beispiel die bis 2026 laufende Anleihe mit Kupon von 2,625 Prozent.

„Angesichts der neuen Corona-Einschränkungen für den stationären Einzelhandel wird sich so mancher überlegen, ob er für das Weihnachts-Shopping Schlange stehen will.“

Das Scheitern der Übernahme der Banco Sabadell durch die spanische Großbank BBVA sorgt Daniel zufolge am heutigen Freitag für deutliche Kursverluste der Sabadell-Aktie. „Anleger versuchen auch, ihre Sabadell-Anleihen zu verkaufen. Es gibt aber keinen Umsatz.“

Schlote-Anleihe legt zu

Deutlich zulegen kann unterdessen die Anleihe der Schlote-Gruppe, Entwicklungspartner und Serienlieferant für die Automobil- und Zulieferindustrie. „Grund ist, dass Schlote Mittel aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds in Höhe von 25,5 Millionen Euro erhält“, berichtet Arthur Brunner von der ICF Bank.

Weiter gut an kommt Brunner zufolge die bis Februar 2024 laufende Anleihe der Beteiligungsgesellschaft Mutares mit Kupon von 6 Prozent. „Retail-Anleger kaufen die gerne.“

Coco-Bond: Kurssturz vom März voll wettgemacht

Außerdem sind Bank-Anleihen wieder gesucht. Rainer Petz von Oddo Seydler nennt als Beispiel den Coco-Bond der Deutschen Bank mit Kupon von 6 Prozent. „Im Februar wurde der um 100 Prozent gehandelt und ist dann auf rund 50 Prozent gefallen, jetzt sind es wieder um die 100 Prozent.“

Lufthansa: Rüsten für schwierige Zeiten

Die kriselnde Lufthansa hat sich diese Woche neues Kapital in Höhe von 1 Milliarde Euro besorgt: Die neue Anleihe läuft bis 2026 und bietet 3 Prozent, Mindestanlagesumme sind allerdings 100.000 Euro. „Die Nachfrage war groß. Aktuell liegt die Rendite bei 3,11 Prozent“, berichtet Petz.

Vor zwei Wochen hatte die Lufthansa bereits eine Wandelanleihe platziert, die ebenfalls auf eine rege Nachfrage gestoßen war. Wie Brunner meldet, hat der Konzern außerdem mitgeteilt, das Kündigungsrecht für die 2075 fällige Hybridanleihe mit Kupon von 5,125 Prozent nicht auszuüben, sondern diese zu verlängern. „Die Lufthansa will sich wohl rüsten für schwierigere Zeiten.“

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