Anleihen: Ruhe nach dem Sturm

Nach den heftigen Turbulenzen vergangene Woche ist wieder Alltag eingekehrt an den weltweiten Anleihemärkten. Vergangene Woche waren die Renditen langfristiger Staatsanleihen fast aller Industrieländer extrem gestiegen – teils auf den höchsten Stand seit 1998. Hintergrund: die vielerorts enorm hohe Staatsverschuldung.

Nun sind die Renditen wieder etwas gesunken. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmorgen mit 2,67 Prozent nach 2,8 Prozent vergangene Woche, dreißigjährige mit 3,26 Prozent nach kurzzeitig über 3,4 Prozent.

 

EZB hält Füße still

„Die Woche stand ganz im Zeichen der ZB-Sitzung und der kommenden Mittwoch anstehenden US-Notenbanksitzung“, berichtet Anleihehändler Rainer Petz von Oddo BHF. Wie allgemein erwartet, hat die EZB das Zinsniveau unangetastet gelassen. Auch die Pressekonferenz brachte kaum Neues.

„Es scheint, als habe die EZB ihre Zinssenkungen beendet, der Lockerungszyklus könnte vorerst vorbei sein“, meint Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank. Das könne sich jedoch ändern, wenn das Wachstum in den nächsten Monaten stark enttäusche oder die Disinflation zunehme – etwa durch einen stärkeren Euro und eine zunehmende Flutung mit ausländischen Gütern infolge der US-Zollpolitik. „Auch Frankreichs politische Turbulenzen bleiben in diesem Zusammenhang ein Unsicherheitsfaktor“, betont er.

 

„US-Inflationsdaten kein Gamechanger“

Für die USA wird fest von einer Zinssenkung ausgegangen – trotz der am Donnerstag veröffentlichten aktuellen US-Verbraucherpreise. Die Teuerungsrate stieg im August leicht auf 2,9 Prozent an, die Kernrate verharrte bei 3,1 Prozent. „Die Finanzmärkte werten die US-Inflationsdaten nicht als Gamechanger für die erwartete Leitzinssenkung in der kommenden Woche“, kommentiert die Deutsche Bank.

Laut Tim Oechsner von der Steubing AG wird am Markt nun mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent von einer Zinssenkung um 25 Basispunkte kommende Woche ausgegangen, mit 10 Prozent von 50 Basispunkten.

 

„Erhöhte Volatilität französischer Staatsanleihen nicht ausgeschlossen“

Außerdem bleibt Frankreich Thema nach dem Scheitern der Regierung Bayrou und der Ernennung von Sébastien Lecornu zum neuen Premier. „Frankreich ist schwer regierbar, die Schuldenlast ist mit 114 Prozent des BIP extrem hoch“, bemerkt Ochsner.

Der Renditeaufschlag gegenüber Bundesanleihen ist daher weiter hoch. So mancher nutzt die niedrigeren Kurse französischer Staatsanleihen aber auch für einen Einstieg, wie Rainer Petz feststellt. „Rumänische Staatsanleihen sind ebenfalls immer wieder gefragt“, ergänzt er.

 

Pfandbriefbank-Bond gesucht

Im Handel mit Unternehmensanleihen geht es ruhig zu. Käufe meldet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank für die neue Anleihe der Deutschen Pfandbriefbank mit Fälligkeit 2028 und aktuell 3,34 Prozent (DE000A382665) sowie einen Bond der zum Renault-Konzern gehörenden RCI Banque mit Fälligkeit 2029 und aktuell 3,02 Prozent (FR001400N3F1).

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