Anleihen: Suche nach Chancen

Frankfurter WertpapierbörseZwar zeigt sich zum Wochenausklang an den Kapitalmärkten wieder etwas mehr Skepsis, insgesamt war die Woche aber abermals von wachsender Zuversicht und Risikofreude geprägt. Dafür sorgten die Stabilisierung der Infektionszahlen in Europa und die Lockerungen in vielen Ländern sowie immer neue Hilfspakete, zuletzt ein 750-Milliarden-Plan der EU.

Der DAX hat seit seinem März-Tief rund 40 Prozent zugelegt, als sicher geltende Staatsanleihen sind zwar immer noch gesucht, aber nicht mehr ganz so wie vor zwei Monaten. Der Euro-Bund-Future als Barometer für die künftige Zinsentwicklung liegt aktuell bei 172,19 nach 173,43 Prozent vor einer Woche, zehnjährige Bundesanleihen rentieren mit minus 0,43 Prozent.

„Vom EU-Hilfspaket profitierten vor allem Staatsanleihen der Peripherie, während Bundesanleihen Kursverluste verbuchten“, stellt Analystin Claudia Windt von der Helaba fest. Zehnjährige US-Treasuries zeigen Windt zufolge hingegen eine gewisse Vorsichtshaltung der Anleger, nachdem die USA ihren Konfrontationskurs gegenüber Peking verschärft haben. „Am Rentenmarkt lässt sich ablesen, dass sich Europa derzeit robuster präsentiert als die USA.“

 

 

Sixt und Schaeffler gefragt

„Anleger suchen nach Chancen“, stellt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank fest. Käufe meldet er für eine Sixt-Anleihe (WKN A2G9HU). „Hier wird wohl darauf gesetzt, dass Sixt vom Insolvenzantrag des Konkurrenten Hertz in den USA profitiert.“

Ebenfalls zugegriffen werde bei einer Anleihe des Autozulieferers Schaeffler mit Laufzeit bis 2027 und Kupon von 2,875 Prozent (WKN A2YB7B), während die Hybridanleihe von Otto (WKN A2LQ0B) mit 4 Prozent-Kupon ge- und verkauft wird.

Überwiegend Abgaben sieht Daniel in einem Papier von Lanxess (WKN A2BN7P), das 2026 fällig ist und einen Kupon von 1 Prozent aufweist. Aufgrund guter Zahlen entschieden sich Anleger außerdem für Papiere des Immobilieninvestors FCR (WKN A2TSB1). „Ein bisschen Zuversicht ist da, allerdings nutzen viele höhere Kurse auch schnell wieder für den Ausstieg.“

„Berg- und Talfahrt der Lufthansa-Anleihen“

Viel Aufmerksamkeit erfährt weiter die Auseinandersetzung um die Lufthansa. „Bei den Anleihen gab es diese Woche eine Berg- und Talfahrt“, berichtet Rainer Petz von Oddo Seydler. Die EU-Kommission fordert im Fall der Stützung durch den deutschen Staat die Abgabe einer Reihe von Flugzeugen sowie Start- und Landerechten in Frankfurt und München an Wettbewerber. Dem will der Konzern nicht ohne Weiteres zustimmen.

Besonders unter Druck kam die bis 2075 laufende Lufthansa-Hybridanleihe (WKN A161YP) mit einem Kupon von 5,125 Prozent, wie Daniel feststellt: Der Kurs fiel diese Woche von über 80 auf unter 74 Prozent, am Freitagmorgen waren es 75,30 Prozent. Weniger betroffen ist die bis 2024 laufende Anleihe mit Kupon von 0,25 Prozent (WKN A2YNV6).

Immer mehr Unternehmensanleihen im High Yield-Bereich

Laut Cem Keltek von der Commerzbank hat sich zumindest das beispiellose Tempo der Rating-Downgrades bei Unternehmen verlangsamt. „Wegen des Rekordanteils von Ratings mit ‚Watch Negative‘ oder ‚Negative Outlook‘ dürften die Ratingagenturen aber weiter zahlreiche Abstufungen vornehmen“, erklärt der Analyst.

Umfangreiche Herabstufungen in den High Yield-Bereich könnten die Aufnahmekapazität im viel kleineren High Yield-Raum schnell erschöpfen und zu Verwerfungen am Markt führen. „Die US-Notenbank hat sich bereits zu Käufen von ‚Fallen Angels‘ verpflichtet, und letztlich dürfte die EZB ihr folgen.“

„Ausweitung der EZB-Anleihekäufe um 500 Milliarden Euro denkbar“

Die europäischen Notenbanker tagen am kommenden Donnerstag. Die Helaba geht davon aus, dass die EZB noch mal „nachlegen“ wird. „Denkbar wäre zum Beispiel eine Ausweitung des Ankaufvolumens um 500 Milliarden Euro, die zusätzliche Liquidität dürfte dabei vor allem in Richtung Italien fließen“, meint Analyst Ulf Krauss.

Eine Ausweitung der Kaufprogramme hätte außerdem möglicherweise als Nebeneffekt, ein Signal in Richtung Bundesverfassungsgericht zu senden: „Man lässt sich nicht beirren und trifft unabhängige Entscheidungen, auch im Geiste von ‚Whatever it takes‘.“  Dass da noch etwas gehe, zeige auch die rekordverdächtige Bilanzausweitung der US-Notenbank.

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