Auslandsaktien: Nicht nur tiefrot – Chevron weiterhin Hotstock

Börse FrankfurtHeftige Kursausschläge nach unten und oben bleiben an der Tagesordnung – auch im Handel mit Auslandsaktien.

„Die Volatilität ist extrem hoch“, stellt Walter Vorhauser von Oddo BHF fest.

 

„Alles wird vom Ukraine-Krieg dominiert.“

Außerdem im Blick der Anleger: die Zinsentwicklung. Am gestrigen Mittwoch hat die US-Notenbank – wie erwartet – die Zinswende vollzogen und den Leitzins um 0,25 Prozent angehoben.

„Angesichts einer US-Inflation von fast 8 Prozent sieht das nach nicht viel aus, ist aber Game Changer“, bemerkt Marc Richter von der Baader Bank. „Für institutionelle Investoren werden Risiko-Assets damit unattraktiver.“

Die erste Reaktion an den Börsen auf den Zinsentscheid fiel allerding positiv aus: Dow Jones und Nasdaq legten zu, ebenso der DAX.

„Der Glaube an die Stärke der US-Wirtschaft wiegt schwerer als die Angst vor noch schneller steigenden Zinsen”, meint Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners.

 

Öl- und Gas-Branche: Plus 10 Prozent

Unter dem Strich haben die großen Indizes in diesem Jahr aber fast alle verloren: Der S&P 500 kommt auf ein Minus von 8,6 Prozent, der Nasdaq 100 sogar auf 15 Prozent, der DAX auf 10 Prozent.

Doch es gibt auch Gewinner. Zu denen gehören eindeutig Öl- und Gaswerte. Der europäische Branchenindizes Stoxx Europe 600 Oil & Gas Index (CH0102634927) ist seit Jahresanfang um fast 20 Prozent nach oben geklettert, der Weltindex Bloomberg World Energy um 8 Prozent.

Hintergrund: der rasante Ölpreisanstieg. Der Brent-Preis war zwischenzeitlich über 130 US-Dollar je Barrel geklettert. Aktuell sind es wieder 100 US-Dollar.

„Grund für den Rückgang ist wohl, dass Peking mehrere Millionenstädte wegen hoher Corona-Zahlen in den Lockdown geschickt hat“, meint Vorhauser. „Dadurch könnte die Ölnachfrage sinken.“

 

 

„Chevron als Hotstock“

Von knapp 54 auf fast 84 Euro ist die Aktie von Exxon Mobil (US30231G1022) an der Börse Frankfurt in diesem Jahr gestiegen, aktuell sind es immer noch knapp 71 US-Dollar. „Das Unternehmen profitiert vom hohen Ölpreis“, bemerkt Vorhauser. „Und die Aussichten bleiben gut.“

Auch der Kurs von Chevron (US1667641005) ist kräftig gestiegen, an der Börse Frankfurt von 104 auf 160 Euro, aktuell sind es 144 Euro. „Bei uns ist Chevron einer der Hotstocks in diesem Jahr, mit extrem hohen Umsätzen“, erklärt Richter.

Das Unternehmen sei außerdem gut gerüstet für die Zeit nach dem fossilen Zeitalter. „Chevron hat vor kurzem den Biodiesel-Hersteller Renewable Energy übernommen.“

 

Riesige Kurssprünge bei Erneuerbare Energien-Unternehmen

Auch vielen Erneuerbare Energien-Aktien kommt die Energiekrise zugute. Der Kurs des israelischen Photovoltaikunternehmens SolarEdge Technologies (US83417M1045) kletterte zum Beispiel von unter 200 Euro auf aktuell 300 Euro.

„Dazu beigetragen hat auch der Importstopp der USA für russisches Öl“, stellt Vorhauser fest. „Das könnte den Wechsel zu Erneuerbaren Energien noch beschleunigen.“

Höhere Zinsen führten allerdings auch zu höheren Kosten für die Unternehmen.

Deutlich nach oben ging es seit Ausbruch des Kriegs auch für Fuelcell Energy (US35952H6018), dem US-Anbieter von Brennstoffzellen-Kraftwerken. „Die Wachstumsfantasie ist groß, allerdings ist das Unternehmen noch sehr klein“, bemerkt Richter.

Es sei noch nicht klar, wer als Gewinner aus der Energiewende hervorgehen werde. „Die Branche ist außerdem generell sehr volatil“.

 

Banken: Höhere Zinsen, höhere Gewinne

Gute Aussichten bescheinigen Analysten in einem Umfeld steigender Zinsen auch Bankaktien. Zumindest die europäischen Bankenwerte leiden allerdings aktuell stark unter dem Krieg, wie der Stoxx Europe 600 Banks (EU0009658814) zeigt.

US-Banken sind weniger betroffen. „Die Bank of America hatte schon 2020 und 2021 wegen des Investment Banking gut verdient, nun dürfte das Zinsgeschäft anziehen“, meint Richter.

Die Aktie (US0605051046) notiert an der Börse Frankfurt aktuell etwa auf dem Niveau zu Jahresanfang.

 

 

„Umschichtung von Technologie- in Value-Titel“

Vorhauser hält sich mit Prognosen für den weiteren Verlauf des Jahres zurück. „Alles hängt vom Krieg ab“, meint der Händler.

Richter erwartet ein weiterhin volatiles Jahr und unter dem Strich eine Seitwärtsbewegung an den Börsen – und die Umschichtung von Technologie- in Value-Titel.

„Bei Technologiewerten trennt sich die Spreu vom Weizen, Unternehmen mit schwachen Bilanzen dürften weiter verlieren.“

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