Auslandsaktien: Überzeugende US-Berichtssaison

Börse Frankfurt: Aufbruchsstimmung in den USA: Corona scheint im Griff, viele Unternehmen verdienen richtig gut, wie die Quartzahlen zeigen. Die Börsen befinden sich schon auf Allzeithochs. Die Frage ist nur: Ist da nicht schon (zu) viel vorweggenommen?

„America is moving – moving forward.” Das waren die Worte von US-Präsident Joe Biden in seiner ersten Rede vor dem Kongress am Mittwoch. Nach vorne bzw. oben geht es auch an der Wall Street. S&P 500 und Dow Jones klettern von Allzeithoch zu Allzeithoch. Und die Nasdaq hat sich von ihren zeitweisen Rückschlägen längst erholt.

Die US-Arbeitslosenzahlen sind deutlich zurückgegangen, die Wirtschaft wächst kräftig: Die DekaBank erwartet für das erste Quartal – die Zahlen werden heute Nachmittag veröffentlicht – ein Plus von 8,6 Prozent zum Vorquartal.

Zum Vergleich: Für die Eurozone – die Zahlen stehen am morgigen Freitag an – prognostiziert die Bank ein Minus von 0,8 Prozent, vor allem aufgrund der erwarteten Rückgänge in Deutschland, Spanien und den Niederlanden.

Tech-Werte: „Auch für die Zukunft gut aufgestellt“

Zu den Treibern der Wall Street-Rally gehören weiter die Tech-Werte. Der Kurs der Apple-Aktie hat sich seit Anfang 2020 fast verdoppelt. Die Zahlen zum ersten Quartal, die Apple am gestrigen Mittwoch vorgestellt hat, sind laut Marc Richter von der Baader Bank „gigantisch“ ausgefallen. „Die Gewinnmarge ist riesig.“

Apple sei längst mehr als ein Handyhersteller. Neben dem iPhone- und Mac-Geschäft brumme auch das Abo-Geschäft mit Musikangeboten, Streaming- und Cloudspeicher-Diensten. „Für die Zukunft ist Apple bestens aufgestellt, auch durch die iCars.“ Aktuell wird Apple zu 113,28 Euro gehandelt – nicht mehr weit vom Allzeithoch von 119,60 Euro entfernt.

Ähnlich gut läuft es für Microsoft. „Microsoft ist nicht mehr nur Anbieter von Betriebssystemen, sondern mittlerweile ganz groß im Cloud-Geschäft“, bemerkt Richter. Außerdem komme dem Konzern die starke Nachfrage nach PCs und – als Xbox-Anbieter – Videospielen durch Corona zugute, ebenso der Boom von Microsoft Teams und Skype.

„Der Dauertrend der Aktie nach oben ist ungebrochen.“ In den vergangenen acht Jahren hat sich der Kurs verzehnfacht. Aktuell wird die Aktie zu 211,50 Euro gehandelt, nur knapp unter dem Allzeithoch von 218,45 Euro. „Die Quartalszahlen waren super, wurden aber für Gewinnmitnahmen genutzt.“

 

 

„Banken verdienen wieder Geld“

Mehr zu kämpfen hatten in den letzten Jahren die Banken. „Jetzt verdienen die US-Banken aber wieder Geld“, stellt Richter fest. „Die Bank of America konnte schon ein Viertel ihrer Corona-bedingten Rückstellungen wieder auflösen. Das ist ein gutes Zeichen.“

Sowohl das klassische Bankgeschäft als auch das Investment Banking mit Aktien- und Anleihenhandel sowie M&A sorgten für einen guten Start ins Jahr. Die Bank of America-Aktie hat den Corona-Crash wieder wettmachen können und wird aktuell zu 33,16 Euro gehandelt.

AMD im Höhenrausch

Einer der großen Gewinner im echten Leben und an der Börse ist auch der Chiphersteller AMD. „Da brummt das Geschäft richtig“, berichtet Walter Vorhauser von Oddo Seydler. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 93 Prozent auf 3,44 Milliarden US-Dollar, der Gewinn von 162 auf 555 Millionen US-Dollar. „AMD hat von der Pandemie kräftig profitiert, die Nachfrage etwa nach Konsolenchips ist stark gestiegen.“

Und die Aussichten des Intel-Konkurrenten blieben gut: Im Gesamtjahr 2021 soll der Umsatz gegenüber 2020 nochmals um 50 Prozent steigen. Die Aktie reagierte mit einem Kurssprung nach oben. Seit Anfang 2019 hat sich der Kurs mehr als vervierfacht, aktuell kostet AMD an der Börse Frankfurt 70,31 Euro.

Amgen sorgt für lange Gesichter

Die Quartalszahlen des US-Biotechkonzern Amgen haben hingegen enttäuscht. „Der Medikamentenverkauf leidet unter COVID-19, die Leute gehen nicht mehr zum Arzt“, erklärt Vorhauser.

Der Amgen-Umsatz schrumpfte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4 Prozent, der Gewinn um 10 Prozent. Anleger quittierten das mit Aktienverkäufen. Die Aktie zeigt sich nach einem viele Jahre währenden Anstieg seit 2020 volatil. Aktuell kostet sie 196,60 Euro, vor einem Jahr waren es 218 Euro.

„Am Markt ist schon viel eingepreist“

„Insgesamt ist die Berichtssaison bislang überraschend stark gelaufen“, resümiert Vorhauser.  Mittlerweile sei am Markt aber schon viel eingepreist. „Kleine Rücksetzer kann es geben, der große Crash steht aber nicht an, jedenfalls nicht, solange die US-Notenbank an ihrer expansiven Geldpolitik festhält.“

Richter sieht das ähnlich, es sei schon viel vorweggenommen. Das zeige sich auch daran, dass auf gute Zahlen oft Gewinnmitnahmen folgten. „Im Moment läuft alles in ruhigem Bahnen: keine großen politischen Auseinandersetzungen, Corona halbwegs im Griff, Biden auf Kurs.“

Genau das berge aber auch Gefahren: „Kommt es doch wieder zu politischen Konflikte oder die Konjunktur entwickelt sich nicht ganz so gut, könnte es auch schnell nach unten gehen.“

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