comdirect führt negative Zinsen für Privatkunden ein
Bankenverband: Bei der Comdirect Bank müssen erste Privatkunden seit Anfang Dezember auf Sichteinlagen, beispielsweise auf dem Girokonto, Negativzinsen zahlen. Nach Angaben des Instituts wird ein Freibetrag von 250.000 Euro gewährt. Der Negativzins liege bei 0,5 Prozent.
Es würden individuelle Vereinbarungen getroffen, fügte eine comdirect-Sprecherin hinzu. Experten rechnen damit, dass demnächst weitere Institute ähnliche Schritte vornehmen werden. Medienberichten zufolge hat comdirect das Angebot von Festgeld- und Laufzeitkonten auf ihrer Webseite vorläufig eingestellt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im September ihren Einlagensatz auf minus 0,5 Prozent gesenkt. Für Geschäftsbanken wurde es damit noch teurer, überschüssige Liquidität bei der Zentralbank zu parken. Zugleich wurden Freibeträge eingeführt. Vor den Änderungen im September hatte die Zinspolitik der Notenbank deutsche Banken jährlich mit rund 2,4 Milliarden Euro belastet.
Auch Sparer mit niedrigem Anlagevermögen haben zunehmend mit Negativzinsen zu rechnen. Schon in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass mittlerweile mindestens zwei Volksbanken negative Zinsen von minus 0,5 Prozent ohne Freibetrag für private Tagesgeldkonten von Neukunden verlangen.
Laut Vergleichsportal Verivox führte die Kreissparkasse Stendal inzwischen eine ähnliche Regelung ein. Verivox rechnet mit weiteren Fällen: “Der Damm ist gebrochen”, sagte Geschäftsführer Oliver Maier. Spätestens wenn Kunden damit anfangen würden, ihre Einlagen in größerem Umfang zu verschieben, “wird es für die Banken schwerer, sich dem Trend zu Negativzinsen zu entziehen”. Das Vergleichsportal betonte, dass Negativzinsen grundsätzlich nur für Neukunden gelten.
Laut Medienberichten werden mit neuen Girokonten-Kunden individuelle Freibeträge ausgehandelt. Andere Institute hatten bereits Negativzinsen eingeführt, allerdings erst ab Freibeträgen von 100.000 Euro oder mehr.