Coronavirus drückt auf Wachstums-Werte: Value-Aktien nun als sicherer Hafen?

Nordea: Inmitten der globalen Ausbreitung des Coronavirus flammt die Debatte zwischen Value- und Growth-Titeln erneut auf. Bislang tendierten Value-Aktien (siehe auch: Value Investing) in schwierigeren Marktphasen dazu, Outperformance zu erzielen. Davon abgesehen schnitten sie in den letzten Jahrzehnten jedoch eher schlechter ab.

Selbst Warren Buffet als bekennender Value-Investor gab einst zu, dass Investoren eher davon profitieren würden, den S&P500 zu kaufen statt den Berkshire Hathaway. Aktuell würde das jedoch niemand bekräftigen.

Sébastien Galy, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management, hat zu der aufflammenden Debatte eine klare Meinung: „Growth kann als Investmentstil beschrieben werden, Value dagegen zählt für uns zu den Eigenschaften einer Portfoliokonstruktion, die sich gerade in Zeiten von Marktturbulenzen und Rezession bewährt macht.“

Der Rest hänge zum Teil von einer guten Portfoliokonstruktion ab, die verschiedenste Techniken berücksichtigt, darunter Deep Value, Absolute Value und Relative Value.

Auch sei zu beachten, dass sich Abwärtsrisiken auf klassischem Wege mindern ließen, zum Beispiel durch börsennotierte Immobilien, Infrastruktur-Titel und Covered Bonds.

 

Growth-Investments: Ein Exkurs
In Zeiten niedriger Zinssätze drängen immer mehr Unternehmen auf den Markt. Diese schnell wachsenden Unternehmen fordern etablierte Marktteilnehmer mithilfe neuer Technologien heraus und ebnen den Weg für neue Märkte, wie etwa Tesla. Firmen wie Amazon kaufen aufstrebende Technologien und neue Märkte, um ihre Marktdominanz weiterhin sicherzustellen.

Wenn die Nachfrage steigt, wechseln ihre Cashflows vom negativen in den positiven Bereich, was oftmals mit Aufschlägen dank differenzierter Produkte wie denen von Apple einhergeht. Jüngere Generationen erleben ein Produkt lieber als es zu besitzen. Dies sorgt dafür, dass Preisaufschläge gedeckelt und dem Volumengeschäft untergeordnet werden müssen.

In einigen Fällen geraten Wachstumstitel durch eine aggressive Bepreisung ihrer Dienstleistungen in eine dominante oder oligopolistische Position, müssen dann aber zunehmend feststellen, dass ihr Spielraum für Preisaufschläge begrenzt ist, wie zum Beispiel bei UBER.

Zusammengefasst sorgen Growth-Titel dank eines beständigen Erneuerungszyklus für die Transformation der alten Wirtschaft.

 

 

Die Transformation von stabilen/werthaltigen Unternehmen
Vor 2008 sorgte die schnelle Verbreitung von Technologie zu einer höheren Produktivitätsrate als heute. Dieser Transformationsprozess, der von Wachstumstiteln angetrieben wird, findet sich auch in einigen Value-Unternehmen.

McDonalds beispielsweise bietet im Zuge der vermehrten Nutzung von Kiosk-Bestellungen nun auch einen Lieferdienst an. Viele Einkaufszentren stehen aufgrund veränderter Geschmäcker unter Druck und passen sich erfolgreich an.

Generell reagierten Unternehmen wie diese zunächst mit Kostensenkungen, bevor sie gezwungen waren, ihre Kunden innovativer und besser anzusprechen.

In Europa gibt es viele von diesen Unternehmen – mehr als in der Sparte von Google und Amazon.

 

Value-Unternehmen – die Guten und die Schlechten
Value kann durch eine Reihe einfacher Metriken analysiert werden, beispielsweise durch das Kurs-Gewinn-Verhältnis, die Dividendenrendite und Discount Cash Flow Modelle.

„Wenn Unternehmen nicht auf Growth umstellen können, indem sie den richtigen wirtschaftlichen Mechanismus oder die richtige Technologie nutzen, dann schneiden sie definitionsgemäß schlechter ab als Wachstumsunternehmen“, sagt Galy.

Der Experte geht davon aus, dass einige Wachstumstitel letztendlich auf Growth umstellen werden, während andere bei Value verbleiben. In der zugrunde liegenden Bewertung von Growth zu Value gibt es eine Reihe von Ratings, die erkennen ließen, in welche Richtung sich ein Unternehmen bewegt, zum Beispiel die Kreditwürdigkeit von Fitch.

„Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Aktien mit niedrigem Beta-Wert Value-Aktien sind. Die Aufgabe der Analysten besteht darin, von den Value-Aktien diejenigen zu finden, die sich in Richtung Growth entwickeln könnten, und diejenigen, die veralten. So oder so wird ein aufstrebender Wachstumswert im Value-Bereich wahrscheinlich nicht lange günstig bewertet bleiben“, sagt Galy.

Bezüglich der aktuell aufflammenden Diskussion um Growth und Value ist der Experte sicher, dass Growth-Titel im Umfeld des sich rasch ausbreitenden Coronavirus zwei bis vier Wochen lang unter Druck geraten werden.

„Der beständige Erneuerungszyklus wird ihnen jedoch zu neuer Attraktivität verhelfen. Value-Aktien als Teil eines gut aufgebauten Portfolios sorgen indes für eine ausreichende Diversifizierung und damit für Widerstandsfähigkeit“, schließt Galy.

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