DAX vor Richtungsentscheidung: Zwischen Rekordhoch und Korrekturrisiken – Handelskriegs-Dynamik durch Zölle bleibt unberechenbar!

Das Sommerloch hat in Zeiten von Donald Trump keine Chance. Kaum wurde das „big beautiful bill“ im Kongress verabschiedet, widmet sich der US-Präsident wieder seinem Lieblingsthema. Zölle! Am 9. Juli lief die Deadline für die „reziproken“ Zölle aus. Der Schock blieb aus, denn die Frist wurde abermals verlängert, diesmal auf den 1. August.

Wieder ein typischer Rückzieher von Trump?

Die Finanzmärkte reagierten entspannt. Der DAX markierte sogar ein neues Allzeithoch, die führenden US-Indizes teilweise auch.

 

 

Zollrisiko bleibt bestehen – Finanzmärkte reagieren gelassen

Kleinere Lebenszeichen verzeichnete der angeschlagene US-Dollar – trotz oder wegen der Zölle? Vielleicht gab es ein Hauch von mehr Klarheit für einzelne Länder. Trump verschickte Briefe an diverse Regierungschefs, in denen deren Staaten gegenüber dem 2. April leicht veränderte Zollsätze angedroht wurden, darunter wirtschaftlich relevante Länder wie Japan und Südkorea.

Brasilien wird aus politischen Gründen sogar mit einem Zollsatz von 50% bestraft, Importe aus Kanada werden mit 35% versehen. Kupferimporte sollen generell mit 50% verzollt werden.

Die EU verhandelt angeblich, aber ein Ergebnis steht noch aus. Das Risiko existiert, dass Trump angesichts der freundlichen Kapitalmärkte diesmal keinen Rückzieher macht und hohe Zölle in Kraft treten.

Selbst wenn das Zollthema an den Finanzmärkten derzeit nicht mehr ganz so heiß gekocht wird, bleibt es zumindest am Köcheln.

 

Wochenausblick Kapitalmärkte

Wochenausblick Kapitalmärkte

 

Kommende Woche geprägt von Konjunkturdaten

Aus Deutschland kamen kleinere Hoffnungsschimmer. Die Industrieproduktion stieg im Mai überraschend. Trotz rückläufiger Exporte in die USA verbesserte sich die Handelsbilanz.

Die Lage der öffentlichen Finanzen ist schon schwierig, bevor die eigentlichen Ausgabenprogramme starten. Die ZEW-Konjunkturerwartungen könnten sich dennoch weiter aufhellen.

Ansonsten dominieren in der Berichtswoche eindeutig US-Daten. Im Fokus stehen die Verbraucherpreise und die Frage, ob sich der Zolleffekt endlich in den Zahlen zeigt. Dieser könnte sich auch in den Einzelhandelsumsätzen bemerkbar machen.

Zudem werden die Erzeugerpreise, die Industrieproduktion, regionale Stimmungsindikatoren, das Verbrauchervertrauen sowie Baudaten veröffentlicht.

Aber auch nach diesen Datenreihen bleibt das US-Konjunkturbild wahrscheinlich zweideutig.

 

Zölle, Wirtschaftsdaten und Quartalszahlen könnten Rekordrally bremsen

In China werden die BIP-Zahlen für das zweite Quartal publiziert. Die Wirtschaft wächst vermutlich trotz der US-Zölle weiter, wenn auch etwas weniger dynamisch. Ob diese Daten aber die tatsächliche Konjunkturlage widerspiegeln, ist mit Fragezeichen zu versehen.

Handfestere Zahlen liefern die Unternehmen, denn in den USA beginnt die Berichtssaison für das zweite Quartal. Angesichts der an den Märkten verteilten Vorschusslorbeeren könnte es schwierig werden, die Anleger glücklich zu machen. Zusammen mit dem Zollthema könnte daher die Rekordjagd bei den Aktienindizes einen Rückschlag erleiden.

Während am US-Rentenmarkt erstaunliche Ruhe herrscht, zogen die Bund-Renditen zuletzt sichtbar an – wachsender Konjunkturoptimismus? Ein kurzer Dämpfer bei den Renditen würde nicht überraschen.

Der US-Dollar erholte sich leicht, aber erneut ohne Dynamik. Sollte die US-Währung ihren Abwärtstrend verlassen, könnte die Erholung doch noch mehr Schwung erhalten.

Am Ende hängt doch wieder vieles von Trump ab – the show must go on!

 

EUR/USD Chart

Analyse der Broker-Test.de Redaktion

Der deutsche Leitindex steht nach seinem jüngsten Allzeithoch an einem kritischen Wendepunkt. Mit einem Wochenschluss bei 24.255 Punkten am 11. Juli 2025 zeigt sich der DAX in einer Phase erhöhter Volatilität, geprägt von geopolitischen Spannungen und divergierenden Konjunktursignalen.

Für institutionelle Anleger stellt sich die Frage, ob die Rekordmarken den Auftakt zu einer weiteren Aufwärtsbewegung darstellen oder eine überfällige Korrektur einleiten.

Die aktuelle Marktkapitalisierung des DAX reflektiert eine ambitionierte Bewertung deutscher Großkonzerne. Nach dem dynamischen Anstieg der vergangenen Wochen notiert der Index deutlich über seinen gleitenden Durchschnitten. Die implizite Bewertung der DAX-Unternehmen liegt mit einem durchschnittlichen KGV von geschätzt 14,5 zwar unter dem historischen Mittel der vergangenen zehn Jahre, berücksichtigt jedoch noch nicht vollständig die sich eintrübenden Konjunkturaussichten.

 

Besonders bemerkenswert ist die Diskrepanz zwischen der Indexentwicklung und den jüngsten Gewinnwarnungen einzelner Schwergewichte.

BASF als konjunktursensibler Indikator hat bereits seine Prognosen nach unten korrigiert, was auf branchenübergreifende Herausforderungen hindeutet.

Die aggregierte Gewinnerwartung für die DAX-Konzerne im Geschäftsjahr 2025 dürfte bei anhaltenden Handelsspannungen unter Druck geraten.

 

Kurszielprognosen

Führende Investmenthäuser sehen für die kommende Handelswoche eine Bandbreite zwischen 24.170 und 25.040 Punkten. Die Konsensprognose tendiert zu einer kurzfristigen Konsolidierung mit anschließender Seitwärtsbewegung. Ein Ausbruch über das bisherige Allzeithoch würde Kursziele im Bereich von 24.730 bis 24.961 Punkten aktivieren, während ein Unterschreiten der 24.000er-Marke eine Korrektur bis 23.500 Punkte einleiten könnte.

 

 

Chancen im aktuellen Marktumfeld

Die relative Stärke des DAX gegenüber anderen europäischen Indizes unterstreicht die Attraktivität deutscher Blue Chips für internationale Investoren. Bei einer Normalisierung der geopolitischen Lage und positiven Überraschungen bei den anstehenden US-Inflationsdaten wäre ein Vorstoß in Richtung 25.000 Punkte durchaus realistisch.

 

DAX: Risikofaktoren & Belastungsszenarien

Die Hauptrisiken konzentrieren sich auf die unberechenbare US-Handelspolitik. Neue Strafzölle auf europäische Exporte würden insbesondere die exportorientierten DAX-Konzerne treffen. Die DZ Bank warnt explizit vor den realwirtschaftlichen Folgen protektionistischer Maßnahmen, die selbst bei einer Teilumsetzung spürbare Wachstumseinbußen nach sich ziehen würden.

Zusätzlich belasten steigende US-Renditen die Bewertungen am Aktienmarkt. Die für Dienstag anstehenden US-Verbraucherpreisdaten könnten bei einem überraschend starken Anstieg die Erwartungen an Zinssenkungen der Federal Reserve dämpfen und damit den globalen Risikoappetit reduzieren.

Die technische Überhitzung des Marktes erhöht zudem die Anfälligkeit für schnelle Gewinnmitnahmen.

 

Strategische Positionierung für verschiedene Anlegerprofile

Konservative Langfristinvestoren sollten die aktuelle Marktsituation für eine Portfolioüberprüfung nutzen. Eine Reduzierung überdurchschnittlich gelaufener Positionen bei gleichzeitiger Aufstockung defensiver Qualitätstitel erscheint angebracht. Die erhöhte Volatilität bietet Gelegenheiten für antizyklische Käufe bei temporären Rücksetzern.

Aktive Trader können die erwartete Handelsspanne zwischen 24.170 und 25.040 Punkten für kurzfristige Strategien nutzen. Absicherungsstrategien mittels Optionen gewinnen angesichts der geopolitischen Unsicherheiten an Bedeutung.

Anleger sollten ihre Allokation in Richtung weniger zollsensibler Sektoren adjustieren und gleichzeitig die Cashquote moderat erhöhen, um bei einer möglichen Korrektur handlungsfähig zu bleiben.

Die kommende Woche wird zeigen, ob der DAX seine Rekordjagd fortsetzen kann oder eine gesunde Konsolidierungsphase einleitet. Die Marktbreite und das Handelsvolumen werden dabei entscheidende Indikatoren für die Nachhaltigkeit der Bewegung sein.

 

Disclaimer & Risikohinweis
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