Der EU-Emissionshandel ETS-II: Auswirkungen auf Inflation, Kaufkraft und Wirtschaft
Der EU-Emissionshandel ETS-II wurde als Teil des europäischen “Fit for 55”-Pakets beschlossen und tritt 2027 in Kraft. Es handelt sich um ein separates Emissionshandelssystem für die Sektoren Gebäude und Straßenverkehr, das zusätzlich zum bestehenden ETS-I (für Industrie und Energie) eingeführt wird.
Ziel ist es, fossile Brennstoffe wie Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel durch steigende CO₂-Kosten unattraktiver zu machen und den Umstieg auf klimafreundliche Alternativen zu fördern.
Was genau passiert im ETS-II?
• Unternehmen, die Heiz- oder Kraftstoffe verkaufen, müssen für die verursachten CO₂-Emissionen Verschmutzungsrechte (Zertifikate) kaufen.
• Der Preis pro Tonne CO₂ wird sich durch den Handel der Zertifikate am Markt bilden (ähnlich wie im ETS-I).
• Die Mehrkosten werden voraussichtlich an Verbraucher weitergegeben, sodass Heizen und Tanken teurer werden.
• Es gibt soziale Ausgleichsmaßnahmen, z. B. einen EU-Klimasozialfonds für einkommensschwache Haushalte.
Wer hat das entschieden?
Die deutsche Regierung hat dem ETS-II im Rahmen der Verhandlungen zum Fit-for-55-Paket im EU-Rat zugestimmt. Die Entscheidung fiel während der Ampel-Koalition (SPD, Grüne, FDP) unter Kanzler Olaf Scholz. Die Zustimmung im EU-Rat wurde von der deutschen Regierung unter Federführung von Robert Habeck (Grüne) als Bundeswirtschaftsminister und Steffi Lemke (Grüne) als Bundesumweltministerin gegeben.
Die finale Abstimmung erfolgte aber auf EU-Ebene, nicht im deutschen Bundestag.

Entwicklung CO2 Steuerbelastung – Quelle: X.com
EU-Emissionshandel ETS-II Auswirkungen
Prognosen gehen von einem Anstieg auf 220 €/t CO₂ bis 2027 aus – eine deutliche Erhöhung gegenüber dem aktuellen nationalen Preis von 55 €/t.
Ein Haushalt mit zwei Autos (20.000 km/Jahr, 7 l/100 km) muss mit jährlichen Mehrkosten von 1.400 € rechnen. Die Europäische Zentralbank (EZB) prognostiziert einen Inflationsschub von 0,3–0,5 % durch ETS-II.
- Benzin: Ein Liter erzeugt ca. 2,3 kg CO₂.
Mehrkosten: 2,3 kg × 0,22 €/kg = +0,51 €/Liter.
Preissteigerung: von 1,85 € auf 2,36 € (+28 %). - Diesel: 2,6 kg CO₂/Liter führt zu +0,57 €/Liter.
Kaufkraftverlust: Energie wird teurer
Die Heizkosten steigen besonders für Haushalte mit Gasheizungen:
- 2027: 30.000 kWh Gasverbrauch (~6 t CO₂) → 1.320 €/Jahr (+110 €/Monat).
- 2030: Bei 300 €/t CO₂ steigen die Kosten auf 1.800 €/Jahr (+150 €/Monat).
Indirekte Preissteigerungen
- Lebensmittel: Transportkosten erhöhen sich um ~15 %, wodurch z. B. eine Milchpackung von 1,20 € auf 1,38 € steigt.
- Dienstleistungen: Handwerker berechnen Energiezuschläge von bis zu 20 %.
Das ifo-Institut schätzt einen realen Kaufkraftverlust von 4–6 % bis 2030.
Außenhandel: Wettbewerbsnachteile für deutsche Unternehmen
Während die EU mit dem Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) Importwaren verteuert, könnten energieintensive Industrien abwandern.
- Chemieindustrie: Ein Unternehmen mit 50.000 t CO₂-Ausstoß zahlt ab 2027 jährlich 11 Mio. € mehr.
- Stahlproduktion: Herstellungskosten steigen um 120 €/Tonne, während außereuropäische Länder subventionieren.
Eine Umfrage des DIHK zeigt: 23 % der Mittelständler erwägen Produktionsverlagerungen ins Ausland.
Auswirkungen auf den Euro und die Zinsen
Die EZB muss zwischen Inflationsbekämpfung und Wirtschaftswachstum abwägen:
- Inflation: Leitzinsen könnten auf 4,5–5 % steigen.
- Wirtschaft: Industrieproduktion könnte um 2–3 % pro Jahr schrumpfen.
Folgen für Immobilien
- Wertverlust: Steigende Zinsen könnten Immobilienpreise um 20–30 % senken.
- Kredite: Hausbesitzer mit variablen Darlehen müssen mit Mehrkosten von 500–1.000 € pro Monat rechnen.
Die Kombination aus steigenden Kosten und sinkender Wettbewerbsfähigkeit könnte den Euro bis 2030 um 15–20 % gegenüber dem US-Dollar abwerten lassen.
Staatliche Gegenmaßnahmen: Klimageld und Subventionen
Die Regierung plant ein Klimageld von ca. 100 €/Monat pro Haushalt.
- Gesamtkosten: 100 € × 40 Mio. Haushalte = 48 Mrd. €/Jahr.
- Finanzierung: Erhöhung der Mehrwertsteuer um 2 % oder Anpassung der Schuldenbremse.
Industriehilfen
- Subventionen für Stahl- und Chemieindustrie könnten den Bundeshaushalt mit 30–50 Mrd. €/Jahr zusätzlich belasten.
- Ratingagenturen warnen vor einer möglichen Herabstufung der deutschen Kreditwürdigkeit.
Fazit: Ökonomische Risiken und Herausforderungen
Der EU-ETS-II könnte langfristig den Übergang zu grüner Technologie beschleunigen, bringt aber kurzfristig und mittelfristig enorme wirtschaftliche Herausforderungen mit sich:
- Steigende Lebenshaltungskosten: Belastung für Haushalte und Unternehmen.
- Wettbewerbsnachteile: Produktionsverlagerungen und Deindustrialisierung.
- Wirtschaftliche Unsicherheit: Auswirkungen auf Inflation, Zinsen und den Euro.
Wie die Politik darauf reagiert, wird die wirtschaftliche Stabilität der kommenden Jahre maßgeblich beeinflussen.
Festgeld Zinsvergleich
Themen im Artikel
Infos über Finanznachrichten
Disclaimer & Risikohinweis
Die bereitgestellten Informationen und Materialien dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine Anlageberatung dar. Sie ersetzen nicht die individuelle Beratung durch einen qualifizierten Finanzberater. Leser sollten eigenverantwortlich handeln und sich umfassend informieren, insbesondere durch die Lektüre relevanter Börsenprospekte und anderer offizieller Dokumente. Für weiterführende Informationen wird empfohlen, die jeweilige Webseite des Herausgebers zu konsultieren. Der Autor übernimmt keine Haftung für Verluste oder Schäden, die direkt oder indirekt aus der Nutzung oder dem Vertrauen auf die bereitgestellten Inhalte entstehen.
Offenlegung gemäß § 80 WpHG zwecks möglicher Interessenkonflikte: Der Autor kann in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten investiert sein. Die Autoren der Veröffentlichungen verfassen diese Informationen auf eigenes Risiko. Analysen und Einschätzungen werden nicht in Bezug auf spezifische Anlageziele und Bedürfnisse bestimmter Personen erstellt. Veröffentlichungen, die bestimmte Situationen an den Finanzmärkten kommentieren sowie allgemeine Aussagen hinsichtlich der Finanzmärkte, stellen keine Beratung dar und können nicht als solche ausgelegt werden. Der Autor haftet nicht für Verluste, die direkt oder indirekt durch getroffene Handlungsentscheidungen in Bezug auf die Inhalte der Veröffentlichungen entstanden sind.
Investitionen in Wertpapiere und andere Finanzinstrumente sind mit erheblichen Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Totalverlusts des eingesetzten Kapitals. Leser sollten sich der Risiken bewusst sein und vor Investitionsentscheidungen eine unabhängige und professionelle Beratung in Anspruch nehmen.
Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. Die dargestellten Informationen können durch aktuelle Entwicklungen überholt sein. Es wird keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der bereitgestellten Inhalte übernommen.
Für weiterführende Informationen wird empfohlen, die jeweilige Webseite des Herausgebers zu konsultieren.