Die Jahresendrally – ist denn heute schon Weihnachten?

DWS Investments: Es ist wieder soweit: in den Analyseabteilungen und Handelsräumen von Wertpapierhändlern und Banken wird über die Aussichten für eine Jahresendrally an den Finanzmärkten spekuliert. Oft wird der Börsenendspurt schon zu Halloween ausgerufen, also Ende Oktober.

Andere Vorhersagen engen ihn auf eine „Santa-Claus-Rally“ während der Handelstage rund um den Jahreswechsel ein – oder sie prognostizieren einen „Januar-Effekt“, eine besonders renditestarke Phase gleich nach Neujahr.

Aber warum ist das Jahresende ein so markanter Punkt im Kapitalmarktkalender? Und, gibt es die Jahresendrally überhaupt? „Die Tendenz zu einem Anstieg von Aktienkursen zum Jahresende lässt sich aus historischen Daten durchaus herauslesen. Im Schnitt zählte zum Beispiel beim deutschen Leitindex Dax das jeweils letzte Quartal in den vergangenen 39 Jahren zu den renditestärksten“, sagt DWS-Fondsmanager Tim Albrecht.

Der Dezember war demnach mit einem monatlichen Plus von 1,95 Prozent jeweils der zweitbeste Monat des Jahres. Seit 1988 gab es insgesamt nur acht Weihnachtsmonate in denen der deutsche Standardindex einen Verlust verzeichnete.

Auch international lässt sich in der Tendenz ein positiver „Weihnachtseffekt“ beobachten. So verzeichnete der marktführende US-Index S&P 500 seit seiner Einführung 1928 im Dezember ein durchschnittliches Wachstum von 1,4 Prozent. Beim amerikanischen Leitindex Dow Jones waren es 1,32 Prozent. Bei beiden Kursbarometern war der letzte Monat des Jahres der durchschnittlich jeweils stärkste.

 

 

Die Rally treibt eine bunte Mischung an Impulsen
Doch woran liegt es, dass sich die Märkte häufig besonders gut entwickeln, wenn die Adventszeit anbricht und das neue Jahr bevorsteht? Eine Theorie geht davon aus, dass institutionelle Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen oder Banken zum Ende des Jahres ihre Bilanz steuerlich optimieren.

„Verkaufen Anleger ihre über das Jahr schlecht gelaufenen Papiere, werden die Verluste mit den Gewinnen verrechnet und die Steuerlast damit reduziert. Das frei gewordene Kapital wird in gutlaufende Papiere umgeschichtet – was in der Folge das Momentum am Gesamtmarkt positiv beflügeln kann“, erklärt DWS-Experte Albrecht.

Was auch schon den „Januar-Effekt“ erklären würde. Marktdaten zeigen nämlich auch, dass sich vor allem bei kleineren Unternehmen jeweils zu Beginn des neuen Jahres ein ausgeprägter Kursauftrieb einstellen kann. Zwischen 1928 und 2018 ließ sich dieser Effekt zum Beispiel in 62 Prozent der Jahre beobachten. Mancher Investor mag sich also in Erwartung dieses Neujahrseffekts schon vor Jahresende stärker eindecken und damit die Kurse zum Weihnachtsfest treiben.

 

Dünne Umsätze, Bonuszahlungen und Portfolioanpassungen
Doch es gibt weitere Ansätze, um die Saisonalität der Märkte zum Jahresende zu erklären. Beim Phänomen der zeitlich stark begrenzten „Santa-Claus-Rally“ gehen einige Finanzmarktexperten etwa davon aus, dass Großinvestoren über den Jahreswechsel in die Ferien gehen und ihre Handelsbücher schließen. Die Privatanleger sorgen dann an wenigen Handelstagen auf vergleichsweise dünnen Umsätzen für positive Kursimpulse am Markt.

„Eine weitere Erklärung der Jahresendrally geht davon aus, dass die Boni-Zahlungen aus der Finanzbranche und anderen Wirtschaftsunternehmen sich mit dem psychologischen Effekt einer ausgabefreudigen Vorweihnachtsstimmung verbinden. Das führt zu gesteigerter Risikobereitschaft – nicht zuletzt bei Privatanlegern. Die Weihnachtsprämien oder Jahresgratifikationen werden an der Börse investiert und treiben die Bewertungen“, erklärt DWS-Fachmann Albrecht.

 

 

In eine ähnliche Richtung geht schließlich noch die Überlegung, dass institutionellen Investoren wie Versicherungen oder Pensionsfonds jeweils zu Jahresbeginn frisches Kapital aus turnusmäßigen Prämien- und Beitragszahlungen Verfügung steht. Sie nutzen die letzten Monate vor dem Jahresende, um ihre bestehenden Mittel verstärkt in Aktien zu investieren.

In der risikoreichen Vermögensklasse wird mit der Erwartung angelegt, dass frisches Kapital zu Beginn des neuen Jahres in weniger risikoreiche Anlagen, etwa Anleihen, investiert werden muss, damit ein vorgeschriebenes Risikoprofil eingehalten wird – nicht zu konservativ aber auch nicht zu risikofreudig. Die Jahresendrally wäre damit also auch die Folge von Portfolioanpassungen großer Anleger.

Eine Garantie für eine Dezemberrally gibt es nicht
„Ob eine der Erklärungen den Ausschlag gibt oder eine Mischung aus allen, bleibt unklar. Wie auch bei der Börsenweisheit, den Markt im Mai zu verlassen, gibt es keine Garantie für die saisonalen Aufwärtsbewegung der Börsen zu Weihnachten“, sagt DWS-Fondsmanager Albrecht.

Schlussendlich sollten vor allem einschlägige Bewertungsmethoden den Ausschlag für eine Investition geben. Anleger dürften also besser beraten sein, die Zinsentwicklung, die Gewinnlage der Unternehmen, die allgemeinen konjunkturellen Aussichten und die geopolitische Lage im Auge zu behalten – statt sich lediglich auf die Vorhersage einer Jahresendrally zu verlassen.

Außerdem gilt: Je längerfristig Anleger an ihrem Investment festhalten, desto geringer wird der Effekt der Saisonalität. Privatanleger können zum Beispiel durch regelmäßige Einzahlungen in Fondssparpläne oder private Altersvorsorgeverträge solche Schwankungen umgehen. Ob sie dann bei einer Jahresendrally dabei sind oder nicht, muss sie dann nicht mehr groß umtreiben.

 

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