Immer weniger Bankfilialen in Deutschland

Immer mehr Bankfilialen schließen – und das nicht nur im ländlichen Raum. Die Gründe dafür sind vielseitig und betreffen nicht nur Banken in Deutschland.

Schon seit dem Jahr 2000 beobachten die KfW Research und die Universität Siegen die Entwicklung der Bankfilialen in Deutschland. Dabei wird deutlich: Nicht nur inhaltlich müssen sich die Geldinstitute den modernen Entwicklungen anpassen.

Als Reaktion auf die aktuellen Marktimpulse wird auch die Anzahl der Geschäftsstellen reduziert – und das sogar deutlich drastischer als zuvor prognostiziert.

Banken schließen mehr als ein Viertel ihrer Zweigstellen
Die Anfänge des Filialsterbens zeichneten sich bereits um die Jahrtausendwende ab. In den letzten Jahren aber legte die Ausdünnung des Filialnetzes noch einmal an Tempo zu.

Schon 2015 gab es gut 27 % weniger Zweigstellen als noch im Jahr 2000 – das ist eine deutlich schärfere Entwicklung als erwartet und ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht.

In absoluten Zahlen zeigt sich das Ausmaß dieser Entwicklung besonders deutlich: Seit 2000 haben rund 10.200 Bankfilialen geschlossen. Das entspricht im Durchschnitt 680 geschlossenen Zweigstellen pro Jahr. Allein 2014 und 2015 waren es allerdings über 2.200 Geschäftsstellen.

Fast alle Regionen gleich stark betroffen
Deutschland steht mit dieser Entwicklung nicht alleine da, sondern liegt in puncto Bankenschließung im europäischen Mittelfeld: Auf 10.000 Einwohner kommen hierzulande 3,5 Bankfilialen. Im europäischen Durchschnitt sind es 3,7 Filialen pro 10.000 Einwohner.

Eine höhere Filialdichte ist noch in Spanien (6,7), Frankreich (5,7), Portugal (5,4), Italien (5,0) und Österreich (4,8) zu finden. In allen anderen der insgesamt 17 untersuchten europäischen Länder ist das Netz an Bankfilialen noch dünner.

Besonders dramatisch ist die Situation in den Niederlanden, wo es nur noch eine Bankfiliale pro 10.000 Einwohner gibt.

Innerhalb der Bundesrepublik zieht sich das Phänomen durch nahezu alle Regionen: 94 % der Landkreise und kreisfreien Städte sind betroffen. Lediglich in 7 Kreisen ist das Filialnetz unverändert dicht – zum Beispiel in Hamburg und Cottbus.

Immerhin 17 Kreise trotzen dem Trend. Statt Zweigstellen zu schließen, eröffneten Banken hier sogar neue Filialen. Allen voran Frankfurt/Oder und Fürth, die Wachstumsraten von über 55 % vorweisen können.

Es sind also längst nicht mehr nur ländliche Regionen betroffen. Das Stadt-Land-Gefälle ist inzwischen marginal: 23 % weniger Bankenfilialen gibt es in den Städten, 27 % weniger im ländlichen Raum.

Fernab der Metropolen hat die Schließung einer Bankfiliale allerdings häufig größere Auswirkungen als in der Stadt. Selbst die Unterschiede zwischen den verschiedenen Institutsformen sind nur gering: Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Kreditbanken waren zuletzt nahezu gleich stark betroffen. Die Rückbauquoten im Filialnetz liegen im Schnitt bei 3,9 bis 4,2 %.

Gründe für den Abbau sind vielschichtig
Die Gründe für die Schließung vieler Bankfilialen sind vielschichtig, lassen sich aber auf drei Kernpunkte zusammenfassen:

  • Digitalisierung
  • Abbau von Überkapazitäten
  • Schaffung effizienterer und profitablerer Strukturen

Die Digitalisierung verändert den Finanzmarkt in vielerlei Hinsicht: Zum einen können immer mehr Arbeitsabläufe automatisiert und optimiert werden – das erfordert weniger Personal vor Ort.
Zum anderen hat sie auch das Kommunikations- und Nutzungsverhalten der Bankkunden stark verändert: Ständige mobile Erreichbarkeit setzen viele Kunden heute voraus. Dies ist ihnen oftmals wichtiger als ein persönlicher Ansprechpartner mit festen Geschäftszeiten vor Ort. Online- und Direktbanken erfreuen sich entsprechend großer Beliebtheit und laufen den Filialbanken zunehmend den Rang ab.

Prognose: Das bedeutet das Filialsterben für die Zukunft
Aktuell gibt es in Deutschland etwa 27.900 Bankfilialen; durchschnittlich 60 pro Stadt beziehungsweise 73 pro Landkreis. Momentan gehen die Schätzungen davon aus, dass der Abbau der Filialen vor Ort in ungebremstem Tempo voranschreiten wird.

Bis 2035 würde die Bundesrepublik dementsprechend etwa die Hälfte der Zweigstellen vor Ort verlieren. Eine Filiale hätte dann rein rechnerisch 4.200 Kunden zu betreuen – statt 2.900 wie noch im Jahr 2015.

Die räumliche Nähe zu ihren Kreditinstituten ist aktuell vor allem für kleine und mittlere Unternehmen immer noch ein wichtiger Faktor. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sich auch hier die Prioritäten wandeln werden.

Privatkunden hingegen bevorzugen schon heute zunehmend das digitale Banking. Die Schließung so vieler Bankfilialen ist also zum Teil auch die Antwort auf die Wünsche des Kunden.

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