Interessante Einstiegsmöglichkeiten bei chinesischen Unternehmen

BMO Global Asset Management: In der Wirtschaft des Reichs der Mitte gibt es Licht und Schatten. Qualitativ hochwertige Aktien sind kaum zu finden. Doch bei Titeln in konsumnahen Branchen lohnt ein genauer Blick.

Die Aussichten für die chinesischen Aktienmärkte sind derzeit gemischt. Zwar ist das Wachstumstempo der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt anhaltend hoch. Fundamentale Probleme wie etwa die überbordende Verschuldung im Inland und das hohe Volumen fauler Kredite sind jedoch weiterhin ungelöst.

 

"Wegen der daraus resultierenden Risiken sollten Investoren bestimmte Branchen wie etwa den Bankensektor meiden", empfiehlt Rishikesh Patel, Portfoliomanager des BMO LGM Global Emerging Markets Growth and Income Fund. "Bei unseren Besuchen vor Ort haben wir jedoch einige interessante Investmentideen entdeckt, die es nach unserer Einschätzung wert sind, weiter verfolgt zu werden."

Beeindruckender Fortschritt in China
Auch, wenn es über den Zustand der chinesischen Wirtschaft derzeit stark divergierende Meinungen gebe, ist es Patel zufolge kaum möglich, von den Fortschritten, die das Land in den vergangenen zwanzig Jahren gemacht hat, nicht beeindruckt zu sein. So hat sich in dieser Zeit die Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung auf 8.000 Dollar verzehnfacht.

 

Und während es vor zehn Jahren noch keinen einzigen Meter Gleis für Hochgeschwindigkeitszüge gab, umfasst das Streckennetz heute rund 22.000 Kilometer. „Damit befinden sich mittlerweile zwei Drittel der weltweiten Hochgeschwindigkeitstrassen in China“, stellt Patel heraus. Auf der anderen Seite geben die bestehenden Ungleichgewichte vor allem im Finanzsektor Anlass zur Sorge.

 

So hat sich die Verschuldungsquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den vergangenen Jahren von 140 auf 280 Prozent verdoppelt. Der Großteil dieser zusätzlichen Kreditmittel ist in Staatsunternehmen oder das Schattenbankensystem geflossen. „Offiziell liegt die Quote notleidender Kredite im Bankensektor bei drei Prozent“, so Patel.

 

„Doch kaum jemand glaubt, dass diese Zahl den wahren Zustand des Bankensektors in China widerspiegelt.“ Die Gründe dafür sind vielfältig und Patel zufolge zu komplex, um einfache Erklärungen zu liefern. „Wir gehen aber davon aus, dass das Hauptproblem im Schattenbankensystem liegt.

 

Die Mittel, die zum Beispiel Vermögensverwalter und Lebensversicherer einsammeln, werden zum Teil sehr riskant angelegt“, erläutert der Portfoliomanager. „Das funktioniert so lange gut, wie die Musik spielt. Aber was ist, wenn sie plötzlich aufhört, weil ernsthafte Probleme auftauchen?“

Was passiert mit China im Krisenfall?
Die Frage sei daher, wie schlimm es das Land in diesem Fall treffen könne. Ein Vorteil sei, dass China über hohe Währungsreserven verfügt – insgesamt über drei Billionen US-Dollar – und einen Leistungsbilanzüberschuss erzielt. Dazu wird ein Großteil der Kredite durch inländisches Kapital finanziert.

 

„Viele Experten und Investoren gehen daher davon aus, dass, wenn das Land in eine Krise rutschen sollte, es über genug Feuerkraft verfügt, um damit umzugehen“, so Patel. „Aber der entscheidende Punkt ist doch, ob die Kommunistische Partei (KP) auf Dauer den Mumm hat, die bestehenden Probleme wirklich anzugehen.“

 

Dies würde tiefgreifende Reformen bei staatseigenen Unternehmen und eine Bereinigung im Finanzsektor erfordern – was die chinesische Wirtschaft einen erheblichen Teil ihres Wachstums kosten würde. „Es ist unwahrscheinlich, dass die KP das billigt“, prognostiziert der Portfoliomanager.

 

„Deshalb wird man wahrscheinlich so weitermachen wie bisher und zusätzliches Wachstum mit Schulden finanzieren. Die Probleme werden dadurch irgendwann eskalieren. Aber der Tag der Abrechnung wird erst einmal weiter hinausgeschoben.“

Was bedeutet das nun für Investoren?

„Sie sollten um Bereiche, bei denen dem System nicht zu trauen ist, einen Bogen machen. Neben Banken sind das die Lebensversicherer, aber auch hochverschuldete Branchen wie zum Beispiel die Immobilienwirtschaft“, sagt Patel. „Stattdessen sollten sich Investoren auf Bereiche fokussieren, bei denen besser einzuschätzen ist, wo wir in zehn Jahren stehen werden.

 

Die einkommensstarke Mittelschicht wird bis dahin um mehrere hundert Millionen gewachsen sein – und alle diese Menschen werden Konsumgüter und Dienstleistungen haben wollen, die sie sich zuvor nicht leisten konnten.“ Dadurch werden in zehn Jahren eine Reihe von Branchen deutlich größer sein als heute und die jeweils führenden Unternehmen in diesen Branchen werden nach Einschätzung von Patel mitwachsen.

 

„Ganz unabhängig davon, ob es nun zwischenzeitlich eine Finanzkrise gibt oder nicht“, glaubt Patel. „Die langfristigen Aussichten für Firmen, deren Geschäftsmodell eng verbunden ist mit der steigenden Nachfrage durch den sozialen Aufstieg ganzer gesellschaftlicher Schichten sind signifikant gut.“

 

Dazu kommt, dass die aktuellen Bewertungen vieler Unternehmen auf einem mehrfachen Jahrestief sind. Allerdings gibt es hinsichtlich des künftigen Regierungskurses viele Fragezeichen und die damit verbundenen Unsicherheiten beschäftigen viele chinesische Firmen.

 

„Dennoch lassen sich am Aktienmarkt einige interessante und größtenteils unentdeckte Einstiegsmöglichkeiten bei konsumorientierten Unternehmen finden – Firmen, die finanziell gesund sind, gut gemanagt werden, stabile Erträge erwirtschaften, am Markt etabliert sind und nachhaltige Wettbewerbsvorteile besitzen.“

 

 

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