Rückblick auf 2017: Eitel Sonnenschein, wohin man schaut

2017 war ein weiteres gutes Jahr für internationale Investoren. Der MSCI All Countries World Index erzielte 18% Ertrag, die Emerging Markets lagen 27% im Plus und sowohl der S&P 500 als auch der TOPIX stiegen um mehr als 20%. All diese Erträge sind in lokaler Währung.

Um nicht zu viel davon durch Währungsverluste wieder zu verlieren, mussten Investoren aus Europa ihre Anlagen absichern, weil der Euro um 12% gegenüber dem US-Dollar aufwertete. Sogar das stark gebeutelte Pfund Sterling wertete gegenüber der US-Währung 8% auf.

Politische Unsicherheit lässt nach
Anfang des Jahres herrschte Nervosität. Sicher, vom designierten Präsidenten Trump wurde eine wirtschaftsfreundliche Fiskalpolitik erwartet. Aber auch ein Handelskrieg oder noch Schlimmeres schien möglich. In Japan war ein Rücktritt von Premierminister Abe zu befürchten und damit das Ende der marktfreundlichen Abenomics.

In Europa standen Wahlen in den Niederlanden und Frankreich bevor und weitere Erfolge der Populisten waren nicht auszuschließen. Auch der wichtige Parteitag in China sorgte für Unsicherheit.

Tatsächlich erwiesen sich aber die meisten politischen Sorgen als unbegründet: US-Präsident Trump versetzte die Märkte nicht in Aufruhr. Japans Premierminister Abe rief vorzeitige Wahlen aus und wurde mit einem haushohen Sieg belohnt – eine unerwartete Folge des nordkoreanischen Raketenabschusses über Japan hinweg.

In Europa schwang das politische Pendel zurück zur Mitte. Selbst die bemerkenswerten Ereignisse in Katalonien und Angela Merkels Alptraum-Sieg bei der Bundestagswahl belasteten die Märkte, wenn überhaupt, nur vorübergehend.

Nur in Großbritannien lief es weniger gut. Die von Theresa May ausgerufenen vorzeitigen Wahlen, "weil das Land eine starke und stabile Regierung braucht", führten zum Gegenteil.

Aber selbst hier endete das Jahr in guter Stimmung und mit der Aussicht, dass sich die Brexit-Verhandlungen jetzt dem Thema Außenhandel zuwenden und man Anfang 2018 eine Einigung über die Austrittsbedingungen findet.

Strahlende Aussichten für Wachstum und Inflation
Dem verbesserten politischen Umfeld entsprechen starke Fundamentaldaten. Weltweit stiegen die Gewinne je Aktie 2017 um geschätzte 14,2%. Das ist der stärkste Zuwachs seit 2010. Erstmals seit 10 Jahren verzeichneten alle OECD-Länder Wachstum. Bislang scheint dies überall tragfähig zu sein, und es gibt nur wenige finanzielle Ungleichgewichte.

Auch die meisten Emerging Markets wachsen. Und die Inflation bleibt niedrig: In den allermeisten Ländern ist die Inflation moderat und das Deflationsgespenst hat sich zurückgezogen.

Sogar Japan dürfte in den nächsten Monaten offiziell das Ende der Deflation erklären. Der mehrjährige Verlierer befindet sich im zweitlängsten Aufschwung seit dem Zweiten Weltkrieg.

Eine der ganz großen Überraschungen war die US-Inflation. Vor einem Jahr gingen die Bloomberg-Konsensschätzungen von einem Anstieg der Inflation auf 1,9% bis Ende 2017 aus (gemessen am von der Federal Reserve bevorzugten PCE-Deflator).

Jetzt sieht es eher nach 1,4% aus. 5 Monate in Folge lag die Kerninflation, die kurz vor dem PCE veröffentlicht wird, unter den Erwartungen – die längste Serie von Fehlprognosen, die ich in meiner langen beruflichen Laufbahn je erlebt habe.

Besonders erstaunlich ist, dass zugleich die Arbeitslosigkeit schneller zurückgegangen ist als erwartet. Sie liegt weit unter dem Niveau, ab dem man früher mit einem Inflationsanstieg rechnete.
Niedrige Volatilität war an der Tagesordnung
Das hat die US-Notenbank Fed nicht davon abgehalten, die Zinsen dreimal zu erhöhen. Im September erklärte sie außerdem, dass sie das Quantitative Lockerungs-Programm (QE) Schritt für Schritt zurückführen und die Bilanzsumme allmählich verringern werde. Auch die EZB verringert das QE.

Viele Analysten hatten damit gerechnet, dass deshalb die Volatilität anziehen würde, und eine Marktkorrektur prognostiziert. Nichts von alldem ist geschehen. Tatsächlich ist die Volatilität der Aktienmärkte auf neue Tiefstände gefallen.

Der S&P 500 lag im Jahr 2017 erstmals in seiner Geschichte in jedem Monat im Plus. Auch die Volatilität des Anleihenmarkts (gemessen an Optionen) ist in den USA und Europa auf neue Tiefstände gefallen. Die Volatilität der Währungsmärkte brach zwar keine Rekorde, war aber niedriger als im langfristigen Durchschnitt.

In diesem Umfeld entwickelten sich Staatsanleihen schwächer als risikobehaftete Wertpapiere, lagen aber entgegen den Erwartungen vieler Marktteilnehmer (auch meiner) nicht im Minus. Zweifellos ist das vor allem der niedrigen Inflation zu verdanken.

Und doch ist die Entwicklung angesichts der Zinserhöhungen in den USA bemerkenswert. Die US-Zinsstrukturkurve drehte sich, so dass die Dreißigjahresrenditen bis Dezember 2017 um 30 Basispunkte fielen, obgleich die Zweijahresrenditen um 66 Basispunkte zulegten.

Und all diese für den Markt guten Nachrichten gab es trotz des noch immer nachlassenden weltweiten Produktivitätsanstiegs, der den Lebensstandard der meisten Menschen bremst. Da sich das meiste Kapital bekanntermaßen in den Händen der Reichen befindet, hat der Anstieg der Wertpapierkurse für noch mehr Ungleichheit gesorgt.

Eine der wichtigsten Fragen zum Jahreswechsel ist, inwieweit die guten Nachrichten bereits in den Kursen enthalten sind. Die Volatilität ist niedrig und die Bewertungen sind hoch. Wenn 2018 die Erwartungen genauso stark übertroffen werden wie 2017, wird es in der Tat ein ganz besonderes Jahr.

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