Bei europäischen Aktien auf Qualität setzen

Angesichts der Kurssteigerungen in den vergangenen Monaten und unverändert bestehenden Rahmenrisiken sollten Investoren ihre Engagements bei europäischen Aktien sehr genau unter die Lupe nehmen.

"Wir sind bereits vor etwas mehr als einem Jahr zu der Einschätzung gekommen, dass die Bewertungen an den europäischen Aktienmärkten mitunter verzerrt sind und sich die Investoren bei einer Reihe von Risiken sehr sorglos verhalten", sagt Philip Webster, Direktor beim Vermögensverwalter BMO Global Asset Management und dort verantwortlich für europäische Aktien. "Daran hat sich bis heute nichts geändert – bis auf die Tatsache, dass die Kurse auf Jahressicht gesehen per Ende September um 23 Prozent gestiegen sind."

Vor diesem Hintergrund empfiehlt Webster den Anlegern, auf ausgesuchte Einzelaktien zu setzen oder passive, indexorientierte Anlagen zumindest damit zu kombinieren.

„Ich bin überzeugt davon, dass ein Bottom-up-Ansatz an den europäischen Märkten auf Dauer erfolgversprechend ist.“ Allerdings dürfe man dabei nicht außer Acht lassen, dass es eine Reihe von Themen gebe, die die Masse der Anleger bewegen und dementsprechend die Märkte beeinflussen.

„Die Wette auf den starken US-Dollar und ein ‚Qualität-zu-jedem Preis‘ sind die derzeit wichtigsten davon“ beobachtet Webster. „Jetzt allerdings werden die währungsgetriebenen Hochstufungen europäischer Titel durch Analysten zu Ende gehen, nachdem der Euro wieder an Wert gewonnen hat. Exportorientierte Unternehmen, die einen Großteil ihre Umsätze in Dollar erzielen, verlieren dadurch an Attraktivität“, erwartet der Portfolio-Manager.

Vor diesem Hintergrund empfiehlt er, sich zunehmend auf binnenmarktorientierte Firmen zu fokussieren, die vom anziehenden Wirtschaftswachstum in der Eurozone, der sinkenden Arbeitslosigkeit und dem generell besseren Rahmenbedingungen in der Region für die Gewinnentwicklung profitieren.

„Das sind zum Beispiel Disruptoren wie Ryanair und Unternehmen mit einem guten Online-Geschäftsmodell wie CTS Eventim“, so Webster.

Zunehmend überzeugt ist er darüber hinaus von einzelnen Firmen wie Deutsche Börse, Heineken und Swatch. „Swatch ist ein gutes Beispiel für ein Geschäftsmodell, das davon profitiert, dass sich immer mehr Menschen in China Geschenke machen. Das hat den Umsatz und Ertrag des Unternehmens auf ein ganz neues Niveau gehoben“, erläutert Webster.

Unbestreitbar gebe es in der Uhren-Branche strukturelle Umwälzungen etwa durch die Apple-Uhr, was vor allem Marken im unteren Preissegment betrifft. Auch hält er die Lagerhaltung bei Swatch für zu hoch.

„Aber man muss sich nur anschauen, wie gut sich die Eigenmarken von Swatch gegenüber den Handelsmarken entwickelt haben. Omega etwa, die wichtigste Marke im Portfolio und ein zuverlässiger Ertragslieferant, hat bislang keinen Schaden genommen“, sagt Webster.

„Swatch ist sicherlich kein perfektes Investment – aber welche Aktie ist das schon. Doch das Unternehmen verfügt über Netto-Liquidität und einen soliden Cash-flow. Vor diesem Hintergrund bietet das Papier einen angemessenen Sicherheitsabschlag zu unserer Bewertung, so dass der Kurs genug Aufwärtspotenzial hat.“

Gleichzeitig sieht Webster die Aktie als ein gutes Beispiel dafür, wie überzogene Bedenken der Investoren überhand nehmen und den Kurs drücken können. „Ich stelle nicht den europäischen Markt insgesamt in Abrede, sondern schaue auf die Risiken, die man im Einzelfall eingehen muss, um die Aussicht auf eine dazu angemessene Rendite zu haben.“

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