3 Szenarien für die Weltwirtschaft in den nächsten 5 Jahren

Im Global Investment Forum, der Jahrespublikation von BMO Global Asset Management, fassen wir die Einschätzungen unserer internationalen führenden Investment- und Strategieexperten zusammen, die sich auch mit unabhängigen Spezialisten austauschen. Auf Basis dieser Analysen und Gespräche wollen wir Ereignisse und Entwicklungen in den nächsten fünf Jahren prognostizieren. Dabei berücksichtigen wir auch extreme Szenarios.
 
Weil wir verschiedene denkbare Entwicklungen in den nächsten fünf Jahren sowie deren Chancen und Risiken durchspielen, können wir der Zukunft gelassener entgegensehen. In diesem Jahr halten wir drei mögliche Szenarios für denkbar:
 
1. Alles beim Alten
Unser Hauptszenario (60% Wahrscheinlichkeit)

2. Die Politik macht alles kaputt
Negatives Überraschungsszenario (30% Wahrscheinlichkeit)

3. Die Politik macht alles richtig
Positives Überraschungsszenario (10% Wahrscheinlichkeit)
 
Szenario 1: Alles beim Alten
Unser Hauptszenario (60% Wahrscheinlichkeit)
 
Nach unserem Hauptszenario gehen in wir in diesem Jahr davon aus, dass die Weltwirtschaft weiter stabil wächst und die Inflation nur schwach steigt, obgleich die allmähliche Rückführung des Quantitative Easing und höhere Zinsen die Konjunktur etwas bremsen könnten.

Geringer Inflationsdruck und die Flexibilität der Märkte lassen vermuten, dass sich die Geldpolitik nur zu einem leichten Gegenwind und nicht zu einem zerstörerischen Orkan entwickelt.
 
Die Wirtschaft dürfte weiter stabil wachsen
 

  • Ein wichtiges Argument für unser recht optimistisches Hauptszenario ist die Erholung Europas. Wir gehen davon aus, dass Europa in puncto Wachstum im internationalen Vergleich vom Nachzügler zur Nummer eins wird. Ein mehrjähriges Wachstum über dem Potenzialwachstum ist möglich, ohne dass es zu erheblichen Knappheiten am Arbeitsmarkt kommt. In den USA ist das anders: Hier hat selbst das moderate Wachstum zu einem starken Rückgang der Arbeitslosigkeit geführt.

 

  • Ohne Großbritannien wird sich in der Europäischen Union (EU) möglicherweise einiges ändern. Nach dem Brexit könnte die EU die Integration stärker vorantreiben, aber wegen des zunehmenden Populismus wird es vermutlich größere Hürden für mehr Migration aus Nicht-EU-Ländern geben.

 

  • Die Emerging Markets dürften sich weiter erholen. Ihr Wachstum könnte sich beschleunigen.

 

  • China kann eine harte Landung vermeiden, aber das Wachstum wird sich in den nächsten Jahren bei 5% einpendeln.

 

  • Japan kämpft erfolgreich gegen Deflation und Demografie.

 
Es gibt weiterhin politische Veränderungen und Unsicherheit, sodass die Staats- und Regierungschefs weltweit auf Wählerwünsche eingehen und sehr genau auf die möglichen Folgen unerwarteter Entwicklungen achten. Sie setzen Reformen um und streben Verbesserungen der Corporate Governance, der Steuern und des Welthandels an.
 
Es besteht das Risiko von demografischen Problemen, weil die Babyboomer in Rente gehen. Dem steht aber die Weiterentwicklung der Robotik und der künstlichen Intelligenz gegenüber, die dies zum Teil ausgleicht. Japan dürfte zum Vorbild werden. Das Land ist technologiefreundlich und ermutigt Frauen zur Rückkehr in die Arbeitswelt.
 
Im Unternehmenssektor gewinnen Monopole an Einfluss. Angesichts der guten Konjunktur bei vermutlich weiterhin niedrigen Zinsen, geringen Unternehmenssteuern und schwachen Gewerkschaften sorgt das für gute Gewinnaussichten.
 
Wir erwarten Veränderungen im Energiesektor. Die Zahl der Elektroautos dürfte steigen, und es werden Batterien zur zentralen Stromspeicherung entwickelt.

Hinzu kommt die immer geringere Abhängigkeit der USA vom Öl aus dem Nahen Osten. Dadurch verändern sich die geopolitischen Risiken. Sie betreffen einzelne Länder und nicht mehr die ganze Welt.
 
Protektionismus wird vermutlich eine Gefahr bleiben. Weltweit betonen Politiker die „nationalen“ Interessen. Ungeachtet der scharfen Rhetorik halten wir dies aber eher für Säbelrasseln und erwarten keine Eskalation.
 
Politische Risiken könnten zu Problemen im pazifischen Raum führen. Trotz der Unsicherheiten halten wir eine Katastrophe aber für sehr unwahrscheinlich. Wir gehen davon aus, dass man diplomatische Lösungen sucht, statt in den Krieg zu ziehen.
 
Man fürchtet zwar eine von den USA ausgehende Rezession, aber wir halten das Risiko weder für hoch noch für aktuell. In anderen Ländern, in denen es weniger Kapazitätsengpässe gibt, ist das Rezessionsrisiko noch geringer.
 
Auswirkungen für Investoren
Angesichts der weiterhin guten Weltkonjunktur und nach wie vor hohen Gewinnmargen dürften sich risikobehaftete Asset-Klassen in diesem Szenario gut entwickeln. Die allmähliche Straffung der Geldpolitik ist ein, wenn auch kleines, Problem, das die Gesamterträge bremsen dürfte.

Staatsanleihen werden sich vermutlich unterdurchschnittlich entwickeln. Und weil mit einer Spreadausweitung zu rechnen ist, dürfte es Unternehmensanleihen noch schlechter ergehen.
Szenario 2: Die Politik macht alles kaputt
Negatives Überraschungsszenario (30% Wahrscheinlichkeit)
 
Aus unserer Sicht ist das Risiko einer bösen Überraschung gegenüber den letzten Jahren gestiegen, und zwar aus folgenden Gründen:
 
Unsere Hauptsorge sind politische Fehler. Die Geldpolitik der Vergangenheit könnte zu einer Überhitzung der Märkte führen, während zugleich das Quantitative Easing zurückgefahren wird, was es noch schlimmer machen würde. 

Auch könnten die Zentralbanken zu heftig reagieren und die Geldpolitik zu früh straffen. Dies würde eine Kettenreaktion auslösen, die zunächst die USA und später den Rest der Welt in eine Rezession führen könnte.
 
Der Populismus könnte massiv zunehmen und der Protektionismus könnte eskalieren, wenn Handelskonflikte zu Strafzöllen oder Blockaden führen und Vergeltungsmaßnahmen auslösen – mit Folgen für die Weltwirtschaft. Eine andere ernstzunehmende Sorge ist, dass die Rhetorik der Politiker außer Kontrolle gerät und in wechselseitigen Vorwürfen mündet.
 
Disruptive Technologien in vielen Branchen und Produktbereichen könnten die Rentabilität etablierter Marktführer ernsthaft gefährden.
 
Auswirkungen für Investoren
In unserem pessimistischen Szenario kommt es zu einer starken Korrektur der Aktienmärkte und einer Anleihenrallye. Der Weg dorthin führt möglicherweise über eine höhere Volatilität. 

Kurz vor dem Markteinbruch könnten die Aktienkurse ein letztes Mal steigen. Wenn dieses Szenario seinen Anfang nimmt, könnte es zu einem Ausverkauf von Staatsanleihen kommen, weil die Inflation und die Zinsen steigen. Als nächstes könnten sie aber zu einer Rallye ansetzen, weil die Aktienmärkte einbrechen und eine Rezession droht.
 
Szenario 3: Die Politik macht alles richtig
Positives Überraschungsszenario (10% Wahrscheinlichkeit)
 
Unser drittes Szenario ist etwas für die Optimisten unter uns. Hier haben wir uns angesehen, was geschieht, wenn alles nach Plan läuft.
 
Die Politik macht alles richtig und den Zentralbanken gelingt es, ihre Volkswirtschaften wieder in die Vollbeschäftigung zu führen, ohne dass die Inflation steigt. Ihre Bilanzen und die Zinsen normalisieren sich ohne größere Störungen und die Märkte können ungestört steigen.
 
Die Regierungen setzen ihre Pläne erfolgreich um: Trump führt das neue Steuergesetz ein; Präsident Xi Jinping in China und Premierminister Abe in Japan erreichen Strukturreformen und Veränderungen bei Unternehmen. All das beflügelt die Wirtschaft.
 
Mehr Automatisierung in der Arbeitswelt durch entsprechende Software und künstliche Intelligenz füllt die Lücken am Arbeitsmarkt, ohne Nachteile für die derzeitigen Niedriglohnarbeiter. Sie können dank der neuen Systeme leichter anspruchsvollere Aufgaben übernehmen.
 
Die Diplomatie siegt, sodass Abkommen geschlossen werden können, ohne dass es zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommt.
 
Auswirkungen für Investoren
In dieser perfekten Welt entwickeln sich risikobehaftete Asset-Klassen sehr gut und Anleihen geraten nur wenig unter Druck. Die Märkte bleiben recht stabil.

Unsere Szenarios sind Prognosen, die durch einschränkende oder zukunftsgerichtete Begriffe wie „könnte“, „sollte“, „dürfte“, „erwarten“, „planen“, „fortsetzen“ oder „meinen“, „Ausblick“, „Projektion“ oder „Schätzung“ gekennzeichnet sind. Sie sind keine Investmentberatung und keine Empfehlung, Anlageinstrumente zu kaufen. Sie sollten sich auf solche Ertragsangaben oder Aussagen nicht zu stark verlassen, weil sich die tatsächlichen Erträge und Ergebnisse aufgrund zahlreicher Risiken und Unsicherheitsfaktoren erheblich davon unterscheiden können.
 
Alle Anlagen unterliegen Risiken, weil sich Marktbedingungen und Trends in der Regel verändern. Deshalb kann der Wert von Anlagen sowohl steigen als auch fallen. Anleger erhalten ihr Kapital möglicherweise nicht vollständig zurück.

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