Schweizer Franken: Ausblick für 2025
Die deutsche Wirtschaft in Nöten, Regierungsvakuum in Frankreich und Deutschland, und dann kommt noch Donald Trump – von den Kriegen ganz zu schweigen.
Das Umfeld für den sicheren Hafen Schweizer Franken war schon schlechter.
Zu den Gewinnern 2024 zählt die Schweizer Fluchtwährung dennoch nicht.
Seit Jahresbeginn liegt der Franken gegenüber dem Euro sogar rund 1% im Minus.
Der Verlauf überraschte 2024 weniger: Die Schweizer Währung wertete im ersten Halbjahr merklich ab, machte die Verluste aber im zweiten Halbjahr weitgehend wett.
SNB erwartet 2025 nur 0,3% Inflation, Zinsschritte schwierig
Die Schweizer Notenbank (SNB) vollzog im März vor der EZB die Zinswende, was den Franken zunächst belastete. Sie reduzierte den Leitzins von 1,75% auf 0,50%, wobei der jüngste Schritt mit 50 Basispunkten sogar größer ausfiel.
Die EZB hat mittlerweile ihren Einlagenzins auch von 4,0% auf 3,0% verringert.
Während die Europäische Zentralbank weiteres Lockerungspotenzial besitzt und dies 2025 auch nutzen wird, dürfte sich die SNB angesichts der nahen Nullgrenze mit deutlichen Zinssenkungen schwerer tun.
Die Schweizer Wirtschaft – ohne Berücksichtigung von Sportereignissen – ist 2024 um rund 1% gewachsen.
Damit hebt sie sich von Deutschland ab, jedoch allenfalls marginal von der Eurozone.
Die Aussichten für 2025 sind gemischt.
Die Erholung der Stimmungsindikatoren geriet ins Stocken. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte damit ähnlich wie 2024 zulegen.
Wichtiger für die Geldpolitik ist allerdings die Inflationsrate.
Die Teuerung lag im November bei nur 0,7%, auch die Kernrate war mit 0,9% kaum höher.
Der Franken dämpfte dabei den Preisanstieg, wenngleich weniger als 2022/23.
Vermutlich wird sich die Inflation zunächst auf ähnlichem Niveau bewegen.
Die SNB geht in ihren Projektionen für 2025 von einer Inflation von 0,3% aus, was den jüngsten großen Zinsschritt erklärt.
SNB setzt auf Devisenmarkt statt tieferen Leitzinsen
Hier dürfte eine Hemmschwelle bestehen.
Eine weitere Reduktion auf 0,25% ist aber wahrscheinlich.
Alternativ kann die Notenbank am Devisenmarkt intervenieren.
Im Zinserhöhungszyklus verringerte sie noch ihre Reserven.
Ihre Devisenbestände nahmen 2024 hingegen zu.
Da hierzu jedoch auch Bewertungseffekte beitrugen, hat die SNB vermutlich nicht in großem Ausmaß gegen den Franken interveniert, worauf zudem die wenig veränderten Sichteinlagen bei der Notenbank deuten.
Die reine Leitzinsdifferenz spricht auf dem ersten Blick für einen stärkeren Franken.
Allerdings sind an den Terminmärkten die EZB-Zinssenkungserwartungen bereits weit vorangeschritten – wenn nicht sogar übertrieben –, so dass der Euro gegenüber dem Franken nicht so sehr darunter leiden sollte.
Der Schweizer Renditenachteil gegenüber dem Euro dürfte sich daher kaum verringern.
Genau genommen mahnen die Zinsdifferenzen ohnehin etwas zur Vorsicht, da sie einen höheren Euro-Franken-Kurs nahelegen.
Konjunkturerholung und Politik könnten Euro stärken
Sofern jedoch 2025 der „Zollhammer“ des neuen US-Präsidenten Trump ausbleibt – die Schweiz wäre kaum ausgenommen – und sich im Jahresverlauf die lang ersehnte Konjunkturerholung in der Eurozone deutlicher zeigt, würde sich die Stimmung gegenüber dem Euro aufhellen.
Ein Ende der politischen Unsicherheit in Deutschland und Frankreich könnte ebenso dazu beitragen wie eine Entspannung im Ukraine-Krieg.
Tatsächlich könnte der Schweizer Renditenachteil gegen Ende 2025 sogar wieder etwas zunehmen, was den Franken belasten würde.
Gemäß langfristiger Indikatoren wie Kaufkraftparität oder realer Wechselkursindizes ist der Schweizer Franken überbewertet.
Allerdings gilt dieser Zustand schon seit vielen Jahren und er wird sich kaum schlagartig ändern.
Zudem sinkt wegen der niedrigeren Schweizer Teuerung die Kaufkraftparität.
Dass der Euro-Franken-Kurs in absehbarer Zeit über die Marke von 1,0 springt, ist daher unwahrscheinlich.
Ausblick
Der Euro-Franken-Kurs bleibt 2025 zunächst unter Druck angesichts der Unsicherheiten aufgrund von Donald Trump (Zollkonflikt, Geopolitik), der Probleme in der Eurozone und der EZB-Zinssenkungen.
Die SNB wird mit ihrer Geldpolitik bzw. Interventionen aber vermutlich verhindern, dass der Franken spürbar aufwertet.
Im Jahresverlauf dürfte jedoch der Euro wieder etwas Oberwasser gewinnen und der Wechselkurs leicht auf 0,96 steigen.