Unsichere Märkte – was Anleger jetzt beachten sollten

justTRADE: Angesichts des unfassbaren menschlichen Leids als Folge des russischen Einmarschs in die Ukraine gibt es bedeutend wichtigere Fragen als die nach dem Depotstand.

Dennoch lassen sich die wirtschaftlichen Folgen des Konflikts nicht gänzlich ausblenden. Schon jetzt befürchten etwa einige kleine und mittlere Unternehmen aufgrund der zuletzt kräftig gestiegenen Energie- und weiterer Rohstoffkosten in die Insolvenz zu schlittern.

Und: Wie bei nahezu allen zurückliegenden Krisensituationen zeigt sich in solchen Phasen, dass auch die Börse nicht unbeeindruckt bleibt.

 

Ruhe bewahren

Fakt ist aber auch: Historisch betrachtet geraten die Kapitalmärkte mit Ausbruch einer Krise zwar zunächst kräftig unter Druck, gewinnen aber häufig recht zeitnah wieder an Fahrt. Anleger sollten sich in Krisensituationen daher zweimal überlegen, ob sie sich von ihren Wertpapieren vorschnell trennen wollen.

Sinnvoller erscheint, die in solchen Zeiten kräftigen Kursschwankungen wachsam zu beobachten und äußerst behutsam zu agieren.

 

Airbags für das Depot

Wer einer möglichen Fortsetzung der Kursrückgänge nicht tatenlos zusehen will, kann auch mit diversen Instrumenten sein Depot absichern.

Als klassisches Auffangnetz haben sich etwa Put-Optionsscheine bewährt. Grund: Dank ihrer Hebelwirkung entfaltet bereits ein kleiner Einsatz eine große Wirkung.

Die benötigte Menge ergibt folgende Rechnung: Gesamtwert der abzusichernden Depotposition geteilt durch den aktuellen Kurs des Basiswerts mal dem Bezugsverhältnis.

Reverse-Bonus-Zertifikate wiederum bieten am Ende der Laufzeit eine attraktive Verzinsung – zusätzlich zum Nominalbetrag des gewählten Basisinstruments – aber nur, wenn eine zu Beginn der Laufzeit festgelegte Schwelle nicht überschritten wird.

Eine weitere Möglichkeit der Absicherung lässt sich mit Short-ETFs auf beispielsweise den TecDAX realisieren, die die Entwicklung des wichtigsten deutschen Tech-Börsenbarometers umgekehrt widerspiegeln.

Heißt: Verliert Deutschlands wichtigstes Tech-Barometer drei Prozent, legt der Short-ETF um drei Prozent zu. Börsengehandelte Indexfonds haben en passant auch den Vorteil, dass sie zum Sondervermögen zählen – und somit im Falle einer Insolvenz des Emittenten geschützt sind.

Auch die Beimischung von Edelmetallen kann zur Stabilisierung des Depots beitragen. So hat etwa Gold seinen Nimbus als Krisen-Klassiker jüngst einmal mehr unter Beweis gestellt.

Seit der Invasion der Ukraine am 24. Februar 2022 verteuerte sich die 31,1 Gramm schwere Feinunze gegen den Trend an den Kapitalmärkten von knapp über 1.900 auf bis zu 2.070 US-Dollar.

Eine Investition kann entweder in physischer Form oder auch über den Kauf diverser Wertpapiere – etwa Gold-ETPs oder Gold-Zertifikate – erfolgen.

 

Krypto-Währungen: Chancenreich – vor allem auf lange Sicht

Schwieriger gestaltet sich die Lage bei Krypto-Werten, fehlen für diese vergleichsweise junge Asset-Klasse doch schlichtweg belastbare Daten, um einschätzen zu können, inwieweit sich Kryptowährungen in Krisenzeiten präsentieren.

Es wäre also alles andere als seriös, Krypto-Währungen wie Bitcoin, Ethereum & Co. als krisenfeste Anlagen anzupreisen.

Richtig ist aber: Zwar weist auch der Bitcoin-Kurs seit dem Einmarsch Russland in die Ukraine hohe Schwankungen auf, unter dem Strich konnte der Kurs aber bisher sogar leicht zulegen.

Und: Auf lange Sicht – da herrscht unter Experten weitestgehend Einigkeit – können Krypto-Werte aufgrund der geringen Korrelation zu anderen Wertpapieren zur sinnvollen Diversifizierung des Depots beitragen.

 

Die guten ins Töpfchen, die schlechten…

Zwar sollten, wie eingangs erwähnt, in Krisenzeiten keine vorschnellen Entscheidungen getroffen werden. Dies bedeutet aber nicht, dass in turbulenten Momenten keine Umschichtungen getätigt werden sollten.

Wichtig ist aber, dass sie strategisch sinnvoll erfolgen. Dies bedeutet: Passt die Risikostreuung nach Branchen, Ländern und Währungen nicht mehr zum Umfeld beziehungsweise zu der individuellen Strategie, ist es Zeit für ein Rebalancing.

Dies umfasst auch, sich von Wertpapieren zu trennen, die bereits kräftig an Wert verloren haben. So lange zu warten, bis der Verlust womöglich wieder aufgeholt ist, ist in der Regel keine gute Idee. Schließlich muss ein Wertpapier um 100 Prozent zulegen, wenn es zuvor um 50 Prozent nachgegeben hat.

Aber auch der Anteil gut performter Titel sollte – um Klumpenrisiken gering zu halten – in bestimmten Abständen reduziert werden.

Achten sollten Anleger beim Rebalancing vor allem darauf: Das Depot sollte nur Wertpapiere aufweisen, die man auch aus heutiger Sicht kaufen würde.

 

Aktuelle Markteinschätzung von Michael B. Bußhaus, Gründer und Geschäftsführer von justTRADE

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