USA: Schlimmer geht’s nimmer?

Helaba: Die wichtigen US-Indikatoren zum Monatsanfang werden zwei unterschiedliche Botschaften senden. Laut den ISM-Einkaufsmanagerindizes ist das Schlimmste wohl überwunden – und gemessen an ihren absoluten Niveaus erscheint die aktuelle Krise gar nicht so außergewöhnlich.

Am Arbeitsmarkt wird hingegen das ganze Ausmaß des Desasters offensichtlich. Bevor es hier spürbar besser wird, muss das Virus eingedämmt und die Wirtschaft auf breiter Basis wieder geöffnet werden – weitere staatliche Hilfen dürften dringend erforderlich sein.

 

 

Die ISM-Einkaufsmanagerindizes zählen – aus unserer Sicht zu Recht – zu den aussagekräftigsten US-Konjunkturindikatoren. Sie sind aber nicht perfekt.

Konstruktionsbedingt reflektieren sie zunächst nur die Breite einer Bewegung, nicht ihre Stärke. Da Erstere mit Letzterer aber hoch korreliert ist, zumindest in normalen Zeiten, liefern die Indizes in der Regel verlässliche Informationen über die konjunkturelle Dynamik. Aktuell gilt dies nur eingeschränkt.

Dies liegt zum Teil an der Berechnungsmethode. Die Indizes fragen nicht stumpf die allgemeine Lage ab, sondern sind aus Komponenten zusammengewichtet. Ein Teilindex bildet dabei die Lieferzeiten ab. In einer normalen „Nachfragerezession“ fallen diese, wenn sich die Konjunktur abkühlt. Wegen der speziellen Natur der aktuellen „Virus-Rezession“ sind die Lieferzeitenindizes aber stark gestiegen, was den direkten Vergleich mit vergangenen Zyklen erschwert.

Vor allem deshalb sind die absoluten Niveaus auch nicht ungewöhnlich niedrig. Orientiert man sich an den bereits vorliegenden regionalen Stimmungsindikatoren, ist bei den ISM-Einkaufsmanagerindizes (innerhalb und außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes) trotz des andauernden Lockdown in weiten Landesteilen für Mai ein Anstieg zu erwarten. Allerdings dürften sie unterhalb der Expansionsmarke von 50 bleiben.

 

 

Arbeitslosigkeit steigt weiter

Am Arbeitsmarkt ist das Drama hingegen noch in vollem Gange. Nach dem Rekordwert von 14,7 % im April dürfte die Arbeitslosenquote im Mai noch einmal deutlich steigen – wir rechnen mit rund 18 %. Dies beruht auf einer „versicherten Arbeitslosenquote“ von 14,5 % in der Umfragewoche.

Wir unterstellen zudem eine erneut schrumpfende Erwerbspersonenzahl, weil sich in der aktuellen Lage viele Leute ohne Job aus diversen Gründen gar nicht auf die Suche nach einer neuen Stelle machen. Einhergehen sollte der neue Rekord bei der Arbeitslosenquote mit einem siebenstelligen Stellenabbau. Nach dem Rückgang der Beschäftigung um rund 20 Mio. im Vormonat prognostizieren wir für Mai -9 Mio.

Bei den Löhnen dürfte sich der verzerrende Zusammensetzungseffekt vom Vormonat in abgeschwächter Form fortsetzen. Wegen des überproportionalen Wegfalls niedrig bezahlter Jobs während des Lockdown stiegen die Durchschnittslöhne wohl um 1 % gegenüber dem Vormonat (nach 4,7 % im April).

Da die Wiederöffnung der US-Wirtschaft auf sich warten lässt, wird auch die Verbesserung am Arbeitsmarkt, die unmittelbar auf das Zurückfahren der Restriktionen folgen dürfte, länger dauern. Dies sollte dann mit einem sehr deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit verbunden sein. Darüber hinaus lässt sich derzeit kaum seriös abschätzen, wie schnell am Arbeitsmarkt eine Art Normalität wiederhergestellt werden kann.

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