Weitere Abschwächung des Euro/Dollar-Kurses wahrscheinlich

Martin Hüfner, volkswirtschaftlicher Berater des österreichischen Discount-Brokers direktanlage.at, sieht eine weitere Abschwächung des Euro voraus, die derzeit diskutierten Belastungen seien aber nicht „lebensgefährlich“. Das wirkliche Problem liege viel mehr in der mangelnden Integration in der Politik.

„Der Verlauf des Euro-Kurses ist in den letzten eineinhalb Jahren unruhiger geworden“, sagt Hüfner. Zuerst fiel er innerhalb von wenigen Monaten von 1,60 auf 1,24 Dollar. Dann stieg er wieder auf 1,51 Dollar. Von dort aus fiel er erneut in kurzer Zeit auf jetzt 1,37 Dollar. Solche hektischen Bewegungen gab es bei Währungskrisen in Zeiten der D-Mark häufiger. Im Euro waren sie bisher ehr ungewöhnlich.

Gemeinsame Wirtschaftsregierung wäre hilfreich

Die Abwertungen des Euro sind laut Hüfner angesichts der zahlreichen Belastungen der letzten Zeit verständlich: „Niemand sagt es, aber manch einer denkt es: Könnte es sein, dass der Euro damit nach den zehn Jahren außerordentlichen Erfolges in seiner Existenz gefährdet ist? Schauen wir uns die Gefahren näher an. Die Tatsache, dass es eine so große Zahl von Belastungen gibt, ist zwar unerfreulich. Sie erklärt auch die Abwertungen. Sie ist aber kein Grund, an der Währung insgesamt zu zweifeln.“

Die Tatsache, dass Griechenland mit seinen Zahlen zu den öffentlichen Finanzen getrickst hat, sei unangenehm. „Aber ein Grund für einen Zerfall des Euro ist das nicht“, meint der Volkswirt. Die Tatsache, dass die öffentlichen Defizite in einigen Ländern der Eurozone so stark gestiegen sind, sei auch kein Grund für ernsthafte Schäden am Euro.

„Entscheidend für den Erfolg einer Währungsunion ist, dass sich die Mitglieder auf eine gemeinsame Politik einigen“, betont Hüfner. „In der Eurozone funktioniert die gemeinschaftliche Geldpolitik gut. Bei der Fiskalpolitik sieht es leider nicht so gut aus. Sie wird in der Euro-Gruppe zwar auch koordiniert, aber nicht so, wie es sein sollte. Eine gemeinsame Wirtschaftsregierung, die in den letzten Wochen wieder ins Gespräch gekommen ist, wäre sicher hilfreich.“

Anleger: Vertrauen in den Euro

Wichtig sei aber, dass es auch in den übrigen Bereichen der Politik einen Konsens gibt. Hier sei in den letzten Jahren eine Renationalisierung zu beobachten, so Hüfner: „Das ist im Augenblick für den Euro noch nicht gefährlich. Wenn es sich aber fortsetzen und verstärken sollte, kann es sich zu einem Sprengsatz entwickeln. Vielleicht kann man die Union und die gemeinsame Politik künftig besser damit begründen, dass sie stabiles Geld garantiert. Das ist etwas, was die Menschen interessiert. Es könnte auch die Politik wieder mehr motivieren.“

Was heißt das für den Anleger? „Er soll dem Euro weiter vertrauen“, sagt der direktanlage.at-Berater. „Er wird nicht auseinander fallen. Er hat sich national und international besser etabliert als gedacht und auch besser als die Europäische Union selbst.“

Kurzfristig spricht viel dafür, dass der Euro weiter in Richtung 1,20 Dollar abwertet, bevor er wieder Fahrt nach oben aufnimmt.

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