Wirecard kündigt nach Bilanzskandal Insolvenzantrag an

Bankenverband: Der in einen Bilanzskandal verstrickte Zahlungsanbieter Wirecard will wegen Überschuldung und drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anmelden. Das kündigte der Vorstand der Wirecard AG am Donnerstag an. Es werde geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Töchter des Konzerns gestellt werden müssen.

Die Aktien des im Leitindex Dax gelisteten Unternehmens stürzten nach einer vorübergehenden Aussetzung des Handels um 76 Prozent auf 2,92 Euro ab. Die Papiere hatten bereits innerhalb der vergangenen sieben Tage 90 Prozent ihres Wertes verloren.

 

 

Wirecard hatte im September 2018 die Commerzbank aus dem Dax verdrängt und ein rasantes Wachstumstempo vorgelegt. Doch seit Anfang 2019 musste sich das Unternehmen wiederholt gegen Vorwürfe der Bilanzmanipulation wehren. Am vergangenen Donnerstag musste die Vorlage des Jahresabschlusses 2019 erneut verschoben werden, nachdem die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY das Testat für die Bilanz verweigerte, weil Bestätigungen über Treuhandkonten nicht vorlagen.

Schließlich trat der langjährige Vorstandschef Markus Braun zurück. Er kam für eine Nacht in Untersuchungshaft und gegen eine Kaution frei. Gegen ihn und weitere Vorstandsmitglieder laufen Ermittlungsverfahren. Am Montag räumte der Vorstand ein, dass die 1,9 Milliarden Euro, die angeblich auf philippinischen Treuhandkonten lagern sollten, mit “überwiegender Wahrscheinlichkeit” nicht existieren.

Anleger übten harte Kritik an den Wirtschaftsprüfern und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), deren Chef Felix Hufeld von einem “Desaster” sprach und Fehler der Behörde eingestand.

Die Gläubigerbanken des Unternehmens versuchen seit Tagen, sich Klarheit darüber zu verschaffen, was von dem Unternehmen noch zu retten ist. Einem Insider zufolge bestehen jedoch wenige Chancen, dass Wirecard seine Schulden von 3,5 Milliarden Euro aus dem Kerngeschäft zurückzahlen kann. Bei Wirecard wird im weiteren Verfahren nun ein Gutachter die Lage beurteilen.

Nach dem Eingang des Insolvenzantrags beim Münchner Amtsgericht muss dann ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt werden. Nach Angaben des Unternehmens ist die Wirecard Bank AG nicht Teil des Insolvenzverfahrens der Wirecard AG. Die BaFin habe für das Institut bereits einen Sonderbeauftragten eingesetzt. An Entscheidungen ist der Wirecard-Vorstand damit nicht mehr beteiligt.

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