Feld nicht bekannt
WTI: Der Markt und das Leck!
Öl ist seit Wochen eines der Top-Themen der internationalen Medienlandschaft. Weniger aufgrund irgendeiner Energiekrise oder sich zuspitzenden politischen Auseinandersetzung, ebenso wenig aufgrund der instabilen Lage in einer wichtigen Förderregion. Nein. Öl ist ein Thema, weil seit dem 20. April Unmengen davon aus einer defekten Leitung auf dem Meeresboden des Golfs von Mexiko in eben dieses Gewässer entweichen. Der Begriff, der sich hierzu gefunden hat, lautet Oil Spill. Nach Peak Oil, was zu Zeiten schwindelerregend hoher Ölpreise anno 2007 angetroffen werden konnte, ist nun also der Oil Spill der mit dem so wichtigen Energieträger assoziierte Terminus. Peak Oil ist in seiner Natur direkt mit den Kräften des Marktes, der globalen Angebot-und-Nachfrage-Situation verknüpft gewesen, während sich nun Oil Spill auf die größte selbst gemachte Naturkatastrophe seit Anbeginn der Zivilisation bezieht. Wir wollen an dieser Stelle natürlich trotzdem untersuchen, wie diese Geschichte vielleicht den Ölpreis beeinflusst. Gerade, wo momentan die Freudenbotschaft über eine vorläufige erfolgreiche Abdichtung des Lecks in den Medien die Runde macht.
(Details zur Katastrophe finden Sie derzeit überall in den Unweiten des Internets)
Der Ölpreis für die wichtigste – und in Nordamerika heimische – Sorte WTI (West Texas Intermediate) konnte Anfang April sein bisheriges Jahreshoch bei zirka 94,95 Dollar (bezogen auf den der Analyse zugrunde gelegten September-Kontrakt an der NYMEX) erreichen. Danach ging es mit der Oil-Spill-Katastrophe rapide nach unten, auf zeitweise unter 70 Dollar je Barrel binnen weniger Tage. Jetzt, da die Schließung des Lecks vermeldet wurde, zeigt sich der Ölpreis nahezu gänzlich unbeeindruckt. Man könnte meinen, eine solche Ölkatastrophe brächte den Markt durcheinander, das Angebot würde knapp, der Preis müsste steigen. Dies ist offensichtlich nicht der Fall. Das Wegfallen der Förderung einer einzigen Bohrinsel – bei knapp 4.000 Bohrinseln alleine im Golf von Mexiko – beeinträchtigt den Markt praktisch gar nicht. Auch das sechsmonatige Verbot neuer Bohrungen in der Golfgegend hat mit dem aktuellen Angebot an Öl wenig gemein. Zudem ist auch der Druck auf den Ölgiganten BP und dessen Kursverlust vom Ölpreis abgekoppelt. Die durch das Desaster entstandenen Schäden betreffen nur die Wirtschaft an den Küsten Amerikas, kosten wohl einige Tausend Menschen den Job – aber auch das wirkt sich höchstens minimal auf die Ölpreisentwicklung aus. Das sarkastische Fazit lautet also: Ist doch alles „Super“!
Der Mai wurde von einer immensen Stärke des Dollar beeinflusst. Ziemlich alles verlor, in Dollar gemessen, an Wert. Beispielsweise der Euro. Hier brodelte zeitgleich die Schuldenkrise in Europa und der Wechselkurs fiel ins Bodenlose. Währenddessen kam es auch zu Verlusten im Verhältnis Öl in Dollar. Dies fällt nur zufällig mit der Bohrinselexplosion zusammen. Die Märkte der Welt zeigen sich gegenüber lokalen Umweltkatastrophen unbeeindruckt, sofern nicht die Politik in der Folge verbindlich reagiert, beispielsweise mit neuen Umweltgesetzen oder strengeren Auflagen. Man könnte auch schlussfolgern, dass man lieber zehn Ölkonzerne in der (Umwelt-)Krise hat als eine Bank (in der Bankenkrise). Lehman lässt die Märkte kollabieren, BP zieht lediglich den FTSE100 in London ein bisschen mit nach unten?Schmierentheather?
Der Preis für WTI selbst befindet sich in einem Seitwärtsmarkt zwischen 70 und 80 US-Dollar. Nach dem Krisentief in 2009 bei etwa 40 Dollar ist also der Aufwärtstrend vorläufig leicht eingeschlafen. Unmittelbar tut sich nicht viel in dieser Range, mittelfristig wird bei Trendfortsetzung von einem Ausbruch nach oben der Preis in Richtung der 100-Dollar-Marke laufen. Es ist davon auszugehen, dass es im April trotzdem das endgültige Jahreshoch gegeben hat und der Ölpreis dieser Tage nicht so hektisch ist, wie manch anderer Markt. Außerdem würde sich ein erneutes Abkühlen der globalen Konjunktur dämpfend auf den Ölpreis auswirken.
Details zum WTI Future finden Sie hier auf http://www.rohstoff-alarm.de/energie/ im Bereich Rohstoff-Wissen.
Klicken Sie hier, um eine grafische Darstellung zu erhalten:
WTI-September-Kontrakt im 60-min-Chart mit RSI, MACD und Pivots
Wie könnte es mit WTI weitergehen?“‘
Auf Basis der charttechnischen Analyse generiert der WTI Futures zum Zeitpunkt der Analyse im 60-min-Chart folgende Unterstützungs- und Widerstandbereiche:
R1/R2/R3 78,25 / 79,29/ 80,51 / S1/S2/S3 75,99 / 74,77 / 73,73
Der RSI notiert mit einem Wert von 47,5938 im neutralen Bereich.
Zum Zeitpunkt der Analyse pendelt der WTI-Kontrakt-September-2010 um die Marke von USD 77,00!Unterstützungsszenarien sind bei USD 76,65 und USD 75,05 auszumachen. Fällt die Notierung weiter, so sind Abgaben bis auf erneut USD 72,50 möglich.
Nach oben bleibt die weitere Performance derzeit durch die Abwärtstrendlinie begrenzt/gedeckelt, die auf die Marke von rund USD 78,00 zuläuft. Ein Ausbruch über diese Marke führt geradeaus auf die psychologisch wichtige Widerstandsmarke von USD 80,00 hin.
Disclaimer & Risikohinweis
Feld nicht bekanntThemen im Artikel