Zinsentscheidung der EZB: Sind Bundesanleihen nun die bessere Alternative zu Festgeld?

EZB setzt Lockerungskurs mit achter Zinssenkung fort: Die Europäische Zentralbank hat ihre geldpolitische Wende konsequent fortgesetzt und am 5. Juni 2025 zum achten Mal seit Beginn des Lockerungszyklus alle drei Leitzinssätze um jeweils 25 Basispunkte gesenkt. Der maßgebliche Einlagenzinssatz liegt nun bei 2,0 Prozent, nachdem er von 2,25 Prozent reduziert wurde. Diese Entscheidung reflektiert die aktualisierte Inflationsbeurteilung der Notenbank, nachdem die Gesamtinflation für 2025 mit durchschnittlich 2,3 Prozent prognostiziert wird, für 2026 mit 1,9 Prozent und für 2027 mit 2,0 Prozent.

Der Schritt war von den Märkten weitgehend erwartet worden. Analysten der ING und Commerzbank prognostizieren bereits weitere Zinssenkungen, wobei der Einlagenzinssatz bis Ende 2025 auf 1,75 bis 2,0 Prozent fallen könnte. Die nächste geldpolitische Entscheidung steht für den 24. Juli 2025 an, wobei Marktbeobachter hier zunächst eine Pause erwarten.

 

Festgeld bietet weiterhin Renditevorsprung bei kurzen Laufzeiten

Trotz der EZB-Zinssenkung zeigen sich die Festgeldzinsen überraschend stabil. Die besten Angebote für einjähriges Festgeld bieten derzeit bis zu 2,8 Prozent, während dreijährige Festgelder bis zu 2,74 Prozent erreichen.

Dieser Renditevorsprung gegenüber vergleichbaren Bundeswertpapieren ist bemerkenswert robust geblieben.

Die Widerstandsfähigkeit der Festgeldzinsen erklärt sich durch den intensiven Wettbewerb zwischen den Banken um Spareinlagen.

Einzelne Banken wollen mit attraktiven Angeboten neue Kunden gewinnen, weshalb die Sparzinsen bei Top-Angeboten nicht so stark gefallen sind, wie es die Leitzinssenkungen erwarten ließen.

 

Anlageform Laufzeit Rendite p.a. Besonderheiten
Festgeld 1 Jahr bis 2,8% Fixzins, keine Kursrisiken
Festgeld 3 Jahre bis 2,74% Langfristige Zinssicherheit
Bundesschatzanweisung 2 Jahre ca. 1,87% Handelbar, staatliche Bonität
Bundesanleihe 10 Jahre ca. 2,49-2,59% Lange Zinsbindung, flexibel handelbar

Bundesanleihen punkten mit Flexibilität und langfristigem Potenzial

Deutsche Staatsanleihen bieten trotz niedrigerer Anfangsrenditen entscheidende Vorteile. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt derzeit bei etwa 2,59 Prozent, während zweijährige Bundesschatzanweisungen rund 1,87 Prozent abwerfen.

Der wesentliche Unterschied liegt in der jederzeitigen Handelbarkeit an der Börse.

Diese Flexibilität wird besonders wertvoll, wenn sich Zinstrends ändern. Während Festgeldsparer bei vorzeitiger Kündigung meist Strafzinsen zahlen müssen oder gar keine Möglichkeit zur Verfügung haben, können Bundesanleihenbesitzer ihre Position jederzeit veräußern. Bundesanleihen zählen zu den am meisten gehandelten Staatsanleihen des Euroraums, weshalb das Risiko, keinen Handelspartner zu finden, äußerst gering ist.

Besonders attraktiv wird das Investment bei der aktuellen Zinssituation: Sollte die EZB weitere Senkungen vornehmen, können Anleihenbesitzer von Kursgewinnen profitieren, da sich Anleihekurse gegenläufig zu den Zinsen entwickeln.

 

Anlagestrategien für unterschiedliche Risikoklassen

Die Wahl zwischen Festgeld und Bundesanleihen hängt maßgeblich von den individuellen Anlagezielen ab. Sicherheitsorientierte Sparer, die auf Nummer sicher gehen wollen, finden in Festgeld weiterhin eine solide Option mit garantierten Zinserträgen. Besonders für Anlagezeiträume von ein bis drei Jahren bietet Festgeld derzeit die höchsten Renditen ohne Kursrisiken.

Anleger mit längerfristigem Horizont sollten hingegen Bundesanleihen ins Kalkül ziehen. Die deutschen Staatsanleihen bieten Laufzeiten von 2 bis 30 Jahren und gleichbleibende jährliche Zinszahlungen plus Rückzahlung zum vollen Nennwert am Laufzeitende. Dies ermöglicht eine exakte Kalkulation der erzielbaren Erträge bereits zum Kaufzeitpunkt.

Ein besonderer Aspekt ist die aktuelle inverse Zinsstruktur: Normalerweise haben Anleihen mit längeren Laufzeiten eine höhere Rendite als die mit kürzeren. Derzeit ist es umgekehrt, man spricht deshalb von einer inversen Zinsstruktur. Diese Situation bietet strategisch denkenden Anlegern interessante Möglichkeiten.

 

 

Inflationsschutz wird zum entscheidenden Faktor

Bei der Anlageentscheidung sollte die Realrendite im Fokus stehen. Bei der aktuellen Inflationsrate von 2,1 Prozent in Deutschland erzielen Anleger mit den besten Festgeldangeboten gerade noch einen positiven Realzins. Dies unterstreicht die Bedeutung einer sorgfältigen Anbieterauswahl.

Bundesanleihen bieten hier eine interessante Alternative, da sie bei längeren Laufzeiten bessere Chancen auf einen nachhaltigen Inflationsschutz versprechen. Zudem können Anleger bei sinkenden Zinsen von Kursgewinnen profitieren, was die Gesamtrendite erheblich verbessern kann.

Ausblick: Weitere Zinssenkungen wahrscheinlich

Die Zinsentwicklung dürfte in den kommenden Monaten entscheidend für die relative Attraktivität beider Anlageformen werden. Vermögensverwalter wie DWS und Amundi erwarten für dieses Jahr weitere Zinssenkungen. Dies könnten den Einlagensatz bis Jahresende auf 1,75 bis 2,0 Prozent drücken.

Sollte sich diese Prognose bewahrheiten, könnten die Festgeldzinsen unter Druck geraten, während Bundesanleihen von Kursgewinnen profitieren würden. Experten erwarten, dass sich Festgeldzinsen über alle Laufzeiten bei knapp unter zwei Prozent einpendeln werden.

Fazit: Timing und Anlagedauer entscheiden

Die aktuelle Zinssituation bietet sowohl Chancen als auch Risiken für Anleger. Festgeld überzeugt derzeit durch höhere Zinsen bei kurzen Laufzeiten und absolute Planungssicherheit. Wer jedoch Flexibilität schätzt und von möglichen weiteren Zinssenkungen profitieren möchte, sollte Bundesanleihen in Betracht ziehen.

Besonders für Anleger mit einem Zeithorizont von fünf Jahren oder mehr könnten deutsche Staatsanleihen die bessere Wahl sein. Die jederzeitige Handelbarkeit, die Möglichkeit von Kursgewinnen bei fallenden Zinsen und die unverändert hohe Bonität des deutschen Staates sprechen für diese Anlageklasse.

Die Entscheidung sollte letztendlich auf Basis der individuellen Risikobereitschaft, des Anlagehorizonts und der Flexibilitätsanforderungen getroffen werden. In einem Umfeld fallender Zinsen können beide Anlageformen ihre Berechtigung haben – als Teil einer ausgewogenen Anlagestrategie.

 

Festgeld Vergleich

 

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