Anleihen: Renditen auf oder nahe Mehrjahreshochs
Börse Frankfurt: Schwierig war die Lage vorher schon, aufgrund der hohen Zinsen und der schlecht laufenden Wirtschaft.
Mit dem Nahost-Konflikt ist nun aber noch ein weiterer Unsicherheitsfaktor dazugekommen.
„Die geopolitische Nachrichten lassen die Ampel aktuell dunkelgelb erscheinen“, erklärt Tim Oechsner von der Steubing AG. „Es ist alles sehr volatil“, kommentiert Rainer Petz von Oddo BHF.
„Die ‚sicheren Häfen‘ sind mal nicht gefragt.“
Die Renditen stiegen entsprechend.
Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmorgen wieder mit 2,90 Prozent, vor einer Woche waren es 2,75 Prozent.
Damit ist die Rendite nicht mehr weit entfernt vom Anfang Oktober markierten Zwölfjahreshoch von gut drei Prozent.
Zehnjährige US-Staatsanleihen warfen diese Woche in der Spitze 5 Prozent ab, so viel wie zuletzt 2007.
Aktuell sind es immer noch 4,93 Prozent.
EZB-Sitzung: Diesmal wohl keine Zinserhöhung
Neben Nahost- und Ukraine-Krieg gilt die Aufmerksamkeit weiter den Notenbanken.
Nächste Woche kommt der EZB-Rat zusammen, diesmal in Athen.
Eine weitere Zinserhöhung wird nicht erwartet.
Nach Ansicht der Commerzbank wird es aber um ein früheres Ende der Reinvestitionen aus dem PEPP-Anleiheportfolio gehen.
„Ein früheres Ende der PEPP-Reinvestitionen würde insbesondere Staatsanleihen der Peripherie zusätzlich unter Druck setzen“, meint Analyst Hauke Siemßen.
In den USA äußerte sich am gestrigen Donnerstag US-Notenbankchef Jerome Powells.
Vor dem Wirtschaftsklub in New York deutete er an, dass der Leitzins bei der nächsten Sitzung nicht verändert wird.
Die Option auf eine weitere Zinserhöhung gebe es aber weiter.
„Es sieht so aus, als dürften die Zinssätze auf der Sitzung am 1. November unverändert bleiben. Zumindest interpretierten die Marktakteure dies so“, erklären die Analysten von der Deutschen Bank.
Unternehmensanleihen: Bekannte Namen ziehen
Der Handel mit Unternehmensanleihen läuft verhalten, wie Beate Mägerle von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank feststellt. „Angesichts der Nachrichtenlage ist das ja auch kein Wunder.“
Dennoch kämen einige Unternehmensanleihen gut an, etwa von Continental (XS2672452237), VW (XS2374595127), Mercedes (DE000A2R9ZU9), Porsche Automobil (XS2643320018) und ThyssenKrupp (DE000A2TEDB8).
Sie sind zwischen 2024 und 2027 fällig und bieten aktuell Renditen zwischen 3,8 Prozent und – im Fall von ThyssenKrupp – knapp 5 Prozent.
Laut Oechsner ziehen Unternehmensanleihen von bekannten Namen, mit kurzen und mittleren Laufzeiten und 1.000 Euro-Stückelung.
„Die Rendite muss zwischen 4 und 5 Prozent liegen.“
Die Papiere würden als „Rendite-Pick-up“ gekauft und bis zur Endfälligkeit gehalten.
Als Beispiele nennt auch er Porsche Automobil-Anleihen (XS2643320018, XS2615940215, XS2643320109).
Beliebt bleibt darüber hinaus der US-Dollar-Bond des Landmaschinenherstellers John Deere mit 2,65 Prozent-Kupon und Fälligkeit Juni 2024 (US24422ETT63), wie Brunner berichtet.
The Grounds erholt sich, PHM-Aufstockung erfolgreich
Deutlich erholt hat sich der Bond von The Grounds Real Estate Development (DE000A3H3FH2), der zuvor Federn gelassen hatte. „The Grounds hat einen Investor gefunden“, erklärt Brunner.
Gut aufgenommen worden sei die Aufstockung der Anleihe der PHM Group Holding Oy mit 11,378 Prozent Kupon und Fälligkeit 2026 (<FI4000541685Y).
Nach Ankündigung einer neuen Anleihe durch den Autozulieferer Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig (<DE000A351XF8>) wurde zudem die 2021 begebene Anleihe (DE000A3MP5K7) gekauft.
„Beim aktuellen Kurs von 87,5 Prozent und Rendite von 11 Prozent ist sie günstiger als die neue Anleihe““, bemerkt Brunner.
Die Neue bietet 9,5 Prozent bis 2028. Sie kann ab dem 30. Oktober gezeichnet werden.
Weiter in der Zeichnung ist die Anleihe des Maklerpoolunternehmens Jung, DMS & Cie. Pool GmbH (DE000A3514Q0) mit Fälligkeit 2028 und Kupon zwischen 6,75 und 7,25 Prozent.
Die Zeichnungsfrist läuft bis zum 30. Oktober.
Tagesgeld Vergleich
Themen im Artikel
Infos über Frankfurter Wertpapierbörse (FWB)
Die Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) ist der Betreiber des börslichen Handelsplatzes Börse Frankfurt und dem elektronischen Handelsplatz Xetra. Träger der Frankfurter Wertpapierbörse ist die Deutsche Börse AG sowie die Börse Frankfurt Zertifikate AG. Die Frankfurter Wertpapierbörse unterhält ...