Das 10.000-Euro-Experiment: Wie würden Ray Dalio, Peter Lynch, Benjamin Graham, Charlie Munger und Cathie Wood Ihr Geld heute anlegen?

Ray Dalio, Peter Lynch, Benjamin Graham, Charlie Munger Und Cathie Wood

Ray Dalio, Peter Lynch, Benjamin Graham, Charlie Munger und Cathie Wood

Die Märkte schwanken wie ein Pendel zwischen Euphorie und Panik. Während Kleinanleger oft kopflos agieren, bleiben die großen Namen der Investmentwelt ihrer bewährten Philosophie treu. Was aber, wenn Finanzlegenden wie Ray Dalio, Peter Lynch, Benjamin Graham, Charlie Munger und Cathie Wood vor derselben Aufgabe stünden wie Sie: heute 10.000 Euro gewinnbringend anzulegen?

Wir haben die Denkweise der erfolgreichsten Kapitalvermehrer analysiert und ihre Strategien auf ein überschaubares Portfolio heruntergebrochen.

Das Ergebnis: Fünf völlig unterschiedliche Ansätze, die eines gemeinsam haben – sie funktionieren über Jahrzehnte hinweg.

 

Ray Dalio: Der Meister des Risikomanagements setzt auf absolute Wetterfestigkeit

Während andere Investoren auf einzelne Trends setzen, denkt der Bridgewater-Gründer in Szenarien. Sein „All Weather“-Ansatz beruht auf einer simplen Erkenntnis: Niemand kann die Zukunft vorhersagen, aber man kann sich für alle Eventualitäten rüsten. Dalios Grundprinzip lautet, dass Märkte zwischen vier Zuständen pendeln – Wachstum oder Rezession kombiniert mit steigender oder fallender Inflation.

Die potentielle Ray Dalio 10.000-Euro-Strategie spiegelt diese Denkweise wider: 30 Prozent fließen in Aktien-ETFs wie den MSCI World, um von Wirtschaftswachstum zu profitieren. Der Löwenanteil von 55 Prozent landet jedoch in Anleihen – 40 Prozent in langfristige und 15 Prozent in mittelfristige Staatspapiere. Diese wirken als Puffer in Krisenzeiten. Die verbleibenden 15 Prozent teilen sich gleichmäßig auf Rohstoffe und inflationsgeschützte Anleihen auf.

Dalios Philosophie eignet sich für Anleger, die nachts ruhig schlafen wollen.

Der Preis für diese Seelenruhe: niedrigere Renditen in bullischen Marktphasen. Dafür bietet das Portfolio Stabilität über Jahrzehnte – ideal für Berufstätige, die keine Zeit für tägliche Marktbeobachtung haben und ihr Vermögen kontinuierlich über 15 bis 30 Jahre aufbauen möchten.

 

iShares Core MSCI World UCITS ETF Chart

 

Peter Lynch: Der Supermarkt-Philosoph sucht Gewinner im Alltag

Niemand hat die Börse so entmystifiziert wie Peter Lynch. Der ehemalige Fidelity-Manager kaufte Aktien von Unternehmen, deren Produkte er im Supermarkt sah oder deren Restaurants seine Familie besuchte. Seine Botschaft: Die besten Investmentideen lauern oft direkt vor der Nase.

Lynch würde also vermutlich 25 Prozent seines Portfolios in europäische Qualitätsunternehmen wie z.B. SAP, ASML oder LVMH investieren – Firmen mit Produkten, die jeder kennt und versteht.

Weitere 20 Prozent fließen in die US-Technologie-Giganten Microsoft, Apple und Google. Besonders spannend wird es bei seiner Allokation für Einzelhandel und Gastronomie: Amazon, McDonald’s und Starbucks erhalten 15 Prozent, weil Lynch diese Geschäftsmodelle aus eigener Anschauung beurteilen kann.

Das Herzstück seiner Strategie bilden jedoch die 15 Prozent für regionale „Hidden Champions“ – mittelständische Unternehmen mit starker Marktposition, die oft übersehen werden. Lynch hält zudem 10 Prozent in Cash bereit, um bei Marktturbulenzen schnell zuschlagen zu können.

Sein Ansatz verlangt Engagement: Quartalsberichte studieren, Geschäftsentwicklungen verfolgen, Konkurrenzanalysen durchführen. Belohnt werden aktive Anleger mit der Chance auf überdurchschnittliche Renditen über drei bis sieben Jahre pro Position.

 

McDonald’s Aktie Chart

 

Benjamin Graham: Der Pate des Value Investing predigt eiserne Disziplin

Warren Buffetts Mentor Benjamin Graham lebte von 1894 bis 1976 und hatte eine obsessive Beziehung zu Zahlen. Graham kaufte nur Aktien, die deutlich unter ihrem inneren Wert handelten – seine berühmte „Margin of Safety“. Wer heute nach Grahams Prinzipien investiert, schwimmt gegen den Strom der Markteuphorie.

40 Prozent seines Portfolios würde Graham in Value-ETFs wie den MSCI World Value investieren – eine Art Versicherung gegen Marktübertreibungen. 25 Prozent erhielten Dividenden-Aristokraten wie Coca-Cola, Nestlé oder Unilever, Unternehmen mit jahrzehntelanger Ausschüttungshistorie. Die spannendsten 20 Prozent reservierte er für selbst recherchierte Einzelaktien mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen unter 12 und Kurs-Buchwert-Verhältnissen unter 1,5.

10 Prozent fließen in REITs mit hohen Dividendenrenditen, während 5 Prozent als Cash-Reserve für extreme Marktchancen dienen. Graham war bereit, Jahre zu warten, bis der Markt seine Unterbewertungen korrigierte.

Seine Strategie eignet sich für geduldige Naturen, die Marktvolatilität als Freund, nicht als Feind betrachten.

Besonders attraktiv für Anleger in der Nähe des Ruhestands, die Kapitalerhalt höher gewichten als spektakuläre Gewinne.

 

Coca-Cola Aktie Chart

 

Charlie Munger: Der Berkshire-Vize sucht die ewigen Gewinner

Warren Buffetts rechte Hand dachte anders als die meisten Investoren. Munger kombinierte Erkenntnisse aus Psychologie, Mathematik und Geschichte zu dem, was er „Elementary Worldly Wisdom“ nannte.

Sein Credo: Kaufe großartige Unternehmen zu fairen Preisen und halte sie für immer.

35 Prozent seines Portfolios würde Munger in „Wonderful Businesses“ investieren – Berkshire Hathaway, Apple, Microsoft. Unternehmen mit nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen und vorhersagbaren Cashflows. 25 Prozent erhielten Plattform-Giganten wie Google, Meta oder Amazon, deren Netzwerkeffekte die Konkurrenz fernhalten.

Besonders interessant: 20 Prozent für monopolähnliche Geschäftsmodelle wie Visa oder Mastercard. Diese Unternehmen profitieren von jedem Kartenumsatz weltweit – ein Tollbooth-Geschäft, wie Munger es liebte. 15 Prozent fließen zur Risikostreuung in einen Qualitäts-ETF, während 5 Prozent als Cash für außergewöhnliche Gelegenheiten bereitliegen.

Mungers Philosophie verlangt Geduld und die Bereitschaft, jahrzehntelang an Positionen festzuhalten.

Ideal für Anleger, die Qualität über Quantität schätzen und bereit sind, heute mehr zu zahlen für Unternehmen, die in zehn Jahren noch dominieren werden.

 

VISA Aktie Chart

 

Cathie Wood: Die Visionärin setzt alles auf die Zukunft

Während andere Investoren in der Vergangenheit nach Mustern suchen, blickt die ARK-Invest-Gründerin kompromisslos nach vorn. Wood investiert in exponentiell wachsende Technologien, die ganze Industrien auf den Kopf stellen können.

Bewertungen sind zweitrangig, wenn das Disruptions-Potenzial stimmt.

30 Prozent ihres Portfolios würde Wood in Künstliche Intelligenz und Machine Learning investieren – NVIDIA, Microsoft, Google. Unternehmen, die die nächste industrielle Revolution antreiben. 25 Prozent erhielte die Genomics-Revolution mit Firmen wie Illumina, CRISPR Therapeutics oder Moderna, die das Gesundheitswesen fundamental verändern könnten.

Die Elektromobilität bekommt 20 Prozent: Tesla als Pionier, BYD als chinesischer Herausforderer, QuantumScape als potenzielle Batterie-Revolution. 15 Prozent fließen in Fintech und Blockchain – Square, PayPal, Coinbase repräsentieren die Zukunft des Geldes. Die verbleibenden 10 Prozent reserviert sie für Space-Technologie und Robotik.

Woods Ansatz ist nichts für schwache Nerven.

Kursschwankungen von 50 Prozent oder mehr sind normal. Dafür winken potenzielle Verzehnfachungen bei den Gewinnern. Ihre Strategie eignet sich für risikofreudige Anleger unter 40 mit langem Anlagehorizont – oder als spekulativer Beimischung zu einem konservativeren Grundportfolio.

 

Illumina Chart

 

Die Lehre der 5 Finanzlegenden: Verschiedene Wege führen nach Rom

Was diese fünf Investoren-Legenden vereint, ist paradoxerweise ihre Verschiedenheit. Graham suchte Sicherheit in Zahlen, Lynch Wachstum in bekannten Geschäftsmodellen, Dalio Stabilität durch Diversifikation, Munger Qualität mit Ewigkeitswert und Wood Disruption mit Verzehnfachungs-Potenzial.

Historische Daten belegen: Alle fünf Ansätze haben über Jahrzehnte funktioniert – allerdings in unterschiedlichen Marktphasen. Grahams Value-Strategie glänzte in den Nachkriegsjahrzehnten, Lynchs Growth-Ansatz in den 80ern und 90ern, Dalios Diversifikation nach der Finanzkrise 2008, Mungers Qualitätsfokus in der Niedrigzinsphase und Woods Innovation-Bets während der Tech-Rallye 2020/21.

Die entscheidende Erkenntnis: Es gibt nicht den einen perfekten Weg. Der beste Investmentansatz ist derjenige, den Sie über Jahre hinweg durchhalten können – durch Bullen- und Bärenmärkte, durch Euphorie und Panik.

Wählen Sie die Strategie, die zu Ihrer Persönlichkeit, Ihrem Zeithorizont und Ihrer Risikobereitschaft passt.

Oder kombinieren Sie Elemente verschiedener Ansätze zu Ihrem persönlichen Investment-Cocktail.

Und bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um eine theoretische Abbildung der Investmentstrategien der 5 Finanzlegenden handelt!

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