Das Jahrzehnt der Rohstoffe!?

GinmonDie Impfkampagnen einiger Länder kommen in Fahrt, die Fallzahlen sinken und Lockdowns enden. Mit dem Licht am Ende des Corona-Tunnels nimmt auch die Wirtschaft wieder Fahrt auf.

Dadurch beflügelt scheinen gerade Rohstoffe die großen Gewinner zu sein, denn diese erleben Preisanstiege wie seit Jahren nicht mehr. Das Wort “Commodity Supercycle” ist in aller Munde. Doch was ist das genau und aus welchem Grund spricht jeder darüber?

Vereinfacht ausgedrückt ist ein “Superzyklus” eine längere Phase, in der die Nachfrage nach einem Gut das verfügbare Angebot stets übersteigt, was steigende Preise nach diesen Gütern mit sich bringt. Paradebeispiele für Rohstoff-Superzyklen sind die Industrialisierung der Vereinigten Staaten im späten 19. Jahrhundert und der Wiederaufbau nach dem Krieg in Europa und Japan in den 1950er Jahren. Der letzte Superzyklus fand Mitte der 2000er Jahre vor der globalen Finanzkrise statt und erreichte 2008 seinen Höhepunkt, als China zu einer weltweiten Rohstoffmacht wurde.

 

 

Durch die Corona-Pandemie sind die Preise vor allem für Energieträger wie beispielsweise Öl massiv eingebrochen. Laut der Commonwealth Bank of Australia sind etwa zwei Drittel des Ölverbrauchs an die Bereiche Mobilität und Transport gebunden.

Das erklärt, weshalb die weltweiten Lockdowns den Ölpreis auf Talfahrt geschickt haben. Umgekehrt hat alles, was eine positive Nachricht an der Covid-19-Front ist, einen enorm positiven Einfluss auf die Ölpreise und die Erwartungen an die Ölnachfrage.

Quelle: Ginmon, S&P Dow Jones Indices; Stand 15.03.2021

Quelle: Ginmon, S&P Dow Jones Indices; Stand 15.03.2021

China hat die Karten in der Hand

Der letzte Superzyklus für Rohstoffe begann Ende der 1990er Jahre und wurde maßgeblich durch die Industrialisierung und Urbanisierung von Schwellenländern – insbesondere von China – getrieben. Die Folge waren stark steigende Preise für Rohstoffe, die durch Bevölkerungswachstum und den Ausbau der Infrastruktur weiter angefeuert wurden.

Eine Vielzahl von Analysten sind nun der Meinung, dass aktuell ähnliche Kräfte wie vor 20 Jahren wirken könnten. Die vorherrschende These hierbei ist, dass die Welt gestärkt aus der Corona-Krise hervorkommt und sich künftig bevorzugt auf Investitionen im Bereich der Nachhaltigkeit konzentrieren wird.

Katalysatoren für diese These sind einerseits die Rückkehr der USA zum Pariser Klimaabkommen und das Versprechen Chinas zur Klimaneutralität bis 2060. Die Umstellung auf nachhaltige Technologien habe das Potenzial, einen Investitionszyklus zu schaffen und Rohstoffpreise in die Höhe steigen zu lassen.

Eine entscheidende Rolle trägt dabei China, denn das asiatische Land macht laut der Commonwealth Bank of Australia etwa 50 bis 60 % der Rohstoffnachfrage im Bereich der Industriemetalle aus. Ob es wirklich einen Superzyklus für Rohstoffe geben wird, wird also ganz entscheidend von wenigen Marktteilnehmern bzw. Ländern abhängen.

Im Jahr 2020 hat die chinesische Regierung bereits massiv in die eigene Infrastruktur investiert. Solange es dabei bleibt, ist die Chance für einen Superzyklus sicherlich vorhanden. Sollten aber künftig andere Sektoren, welche weniger von Rohstoffen abhängig sind, in den Fokus der Entwicklung rücken, muss es nicht zwingend zu weiteren Preisanstiegen bei Rohstoffen kommen. Zum aktuellen Zeitpunkt zumindest scheint China die Karten in der Hand zu halten.

Quelle: Ginmon, International Monetary Fund; Stand 15.03.2021

Quelle: Ginmon, International Monetary Fund; Stand 15.03.2021

Ist die Lage wirklich so eindeutig?

Neben dem dominanten Einfluss Chinas auf den Rohstoffmarkt gibt es auch andere Argumente, welche für einen neuen Rohstoff-Superzyklus sprechen könnten. So waren bereits vor der Corona-Krise Investitionsausgaben im Rohstoffsektor auf einem niedrigen Niveau, durch die Pandemie sind diese weiter geschrumpft.

Neue Minen oder Ölfelder wurden kaum erschlossen. Viele Produzenten mussten sich durch die ungewisse Lage schlicht mehr auf die Erhaltung laufender Projekte konzentrieren und konnten nur bedingt an Wachstum denken. In der Zwischenzeit wurden am Markt verfügbare Kapazitäten aufgekauft, wodurch die Preise stark angezogen haben.

 

 

Jedoch gibt es auch Stimmen, die einen neuen Superzyklus als unwahrscheinlich ansehen. Denn die Corona-Pandemie wird noch lange Nachwirkungen auf die Haushalts-Budgets vieler Staaten haben. Die Kosten der Eindämmung der Krise sind kaum bezifferbar und steigen immer weiter an.

Die gängigste Gegenthese ist daher die, dass die Welt in den nächsten Jahren eher damit beschäftigt sein wird, die Folgen der Krise zu verarbeiten. Spielraum für Investitionen in die Infrastruktur sei kaum vorhanden, sodass die Nachfrage nach Rohstoffen geringer als erwartet ausfallen sollte.

Hier sehen wir auch schon das Problem der Vorhersage eines Rohstoff-Superzyklus: so richtig kann man es eben nicht wissen. Es gibt immer Argumente für und gegen den Eintritt eines Zustands und erst im Nachhinein weiß man wirklich, was passiert ist. Steht uns also wirklich eine anhaltende Steigerung der Rohstoffpreise bevor oder sind die Beobachtungen von 2020 nur temporärer Natur?

Bis sich diese Frage mit Sicherheit beantworten lässt, werden sicherlich noch einige Jahre vergehen. Was sich aber mit Gewissheit sagen lässt ist, dass es sich lohnt, einen Teil seines Portfolios in Rohstoffe zu investieren. Sollte der Superzyklus eintreten, könnte man für viele Jahre an steigenden Preise partizipieren.

Es gibt aber auch noch andere Argumente für eine Rohstoff-Allokation. So weisen Rohstoffe eine geringe Korrelation zu Aktien und Anleihen auf, sodass durch eine Beimischung von Rohstoffen effektiv Risiko reduziert wird. Auch kann durch ETFs leicht in einen breiten Korb aus verschiedenen Rohstoffen investiert werden, sodass kein Klumpenrisiko für einzelne Werte entsteht. Unabhängig davon, ob der Superzyklus wirklich kommt oder nicht, gehören Rohstoffe in jedem Fall zu einer global aufgestellten Wertanlage dazu.

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